Volvo PV 444: Schöner Schweden-Buckel

Erfolg mit Sachlichkeit

Volvo PV 444: Schöner Schweden-Buckel
Der Volvo PV 444 fiel durch seine Buckelform auf. © Volvo

Der Volvo PV 444 hatte als erstes nordeuropäisches Auto weltweiten Erfolg – trotz seiner Buckelform. Trotzdem ließen die Schweden das Erfolgsmodell 1965 auslaufen.

Schlichte Formen schön gestalten ist eine schwedische Spezialität. Sogar ein Buckel ist bei den Skandinaviern begehrenswert. Wie so etwas funktioniert, demonstrierte der Volvo PV 444 als erstes nordeuropäisches Volksauto mit weltweitem Erfolg. Seine buckligen Fastbacklinien schrieben dabei ebenso Geschichte wie seine sichere und fast unzerstörbare Technik. Was Volvo im Herbst 1965 schließlich doch nicht davon abhielt, den in Schweden und Kanada gebauten, altgedienten Buckel sterben zu lassen.

Unwirtschaftlich konnte die Produktion der 21 Jahre alten PV-Typen nach Ansicht von Analysten nicht geworden sein. Vermutlich hatte die Einstellung dieses ersten Volvo-Massenmodells viel banalere Gründe. So konnte der bereits 1956 eingeführte, designierte Nachfolger und dann parallel produzierte Amazon seinen buckligen Verwandten nie wirklich ersetzen und jetzt stand mit der 140er Serie bereits die nächste Volvo-Mittelklasse unmittelbar vor der Markteinführung. Die natürlich ebenfalls Platz in den Produktionshallen benötigte.

Erst ab 160.000 km so richtig gut

So erhielt die Baureihe PV 444/544 am 20. Oktober 1965 eine große Abschiedsparty, als das 440.000ste Fahrzeug in schwarzem Sonderlack vom Band direkt ins Museum gefahren wurde. Die Lebenserwartung war ein einzigartiges Kennzeichen des ersten Massenmodells aus Göteborg, das in dieser Disziplin sogar den Wolfsburger Volkswagen übertraf. Mit 100.000 Meilen (160.000 Kilometer) erreichten die Volvo PV (= Personvagn, deutsch: Personenwagen) angeblich erst den Zenit ihrer Leistungsfähigkeit, während die Volumenmodelle vieler anderer Marken dann bereits die vierte reguläre Motorenrevision absolvierten.

Volvo PV 444 aus dem Jahr 1950.
Der PV 444 aus dem Jahr 1950 Volvo

Sogar die leistungshungrigen und modebewussten Amerikaner verfielen dem verblüffend schnellen und verlässlichen Volvo auf Anhieb, als der PV 444 im Jahr 1955 den großen Sprung über den Atlantik wagte. Eigentlich ein Wunder, schließlich ernteten Ford (Taunus) und andere Fahrzeugmarken mit buckligen Fastbackformen schon Ende der 1940er Jahre Spott für derart überlebtes Vorkriegsdesign. Und auch der Volvo PV 444 wurde bei seiner Weltpremiere 1944 in den königlichen Tennishallen von Stockholm nicht wegen seines Karosseriekleids bejubelt, sondern vor allem ob seiner Erschwinglichkeit und als automobiler Friedensbotschafter für die kommenden Jahre ohne Krieg und Mangel. Tatsächlich verzögerte jedoch ausgerechnet die Rohstoffknappheit den Serienstart des Volvo bis 1947.

Kombi setzte sich in Szene

Die autohungrigen Schweden begeisterten sich für den stattlich wirkenden Volvo mit wegweisender vorderer Einzelradaufhängung und selbsttragender Karosserie im amerikanischen Aero-Design. Damit nicht genug: Mit modisch-schicker Zweifarbenlackierung konnte sich ab 1953 zusätzlich der Kombi Volvo PV 445 Duett für Freizeit und Familie in Szene setzen. Das mit einem riesigen Laderaum, wie ihn Handwerker und Speditionen benötigten und mit in seiner Klasse konkurrenzlos großer Zuladung. Der auf dem PV 444 basierende Duett bewältigte problemlos Lasten von bis zu einer Tonne, auch wenn die offizielle Höchstzuladung weit darunter lag. Ebenso wie bei der Limousine überstieg die Nachfrage nach dem praktischen Schweden anfangs die Produktionskapazitäten um ein Vielfaches mit der Folge langer Lieferzeiten.

Volvo PV 444 Vorserienmodell
Volvo PV 444 als Vorserienmodell Volvo

So brachen die bezahlbaren Buckel und Duett alle bestehenden Volvo-Verkaufsrekorde und wurden einschließlich der 1958 beziehungsweise 1960 vorgestellten, vorsichtig modernisierten Weiterentwicklungen PV 544 und P 210 in insgesamt 541.000 Einheiten produziert. Dazu beigetragen haben sogar Sicherheitsinnovationen – obwohl diese sonst seltsamerweise eher kein Verkaufsargument waren in jenen Nachkriegsjahren mit noch unfassbar vielen Unfällen mit Todesopfern. Jedenfalls präsentierte sich der Volvo PV 444 als erster Schwede mit einer Sicherheitsfahrgastzelle und sogar Dreipunkt-Sicherheitsgurte waren ab 1959 Standard. Ein Volksheld will sein Volk ja auch beschützen. (SP-X)

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