Knapp fünf Millionen Kilometer mit dem Volvo P1800

120 Mal um die Erde

Knapp fünf Millionen Kilometer mit dem Volvo P1800
Irvin Gordon hat fast fünf Millionen Kilometer mit dem Volvo P1800 S zurückgelegt. © dpa

Er läuft und läuft und läuft. Mit dem Volvo P1800S hält Irvin Gordon schon einen Eintrag im Guinnessbuch der Rekorde. Nun peilt der Amerikaner eine neue Bestmarke an.

Von Chris Melzer

Irvin Gordon kommt ins Schwärmen: «Der Schwede ist eine echte Schönheit», sagt der 72-Jährige mit einem leisen Seufzen. «Die Form, der Stil - einfach Klasse. Auch nach fast einem halben Jahrhundert noch.» Was Gordons Herz erwärmt ist sein Auto: Der Amerikaner hat seinen Volvo P1800S seit 46 Jahren und er steht mit ihm im Guinnessbuch. Demnächst will er einen neuen Rekord aufstellen: Drei Millionen Meilen oder 4,8 Millionen Kilometer mit ein und demselben Wagen. Und mit dem ersten Motor.

Mit dem Volvo P1800 zwölf Mal zum Mond

«34.000 Meilen fehlen mir noch. Aber ich habe keine Eile», sagt er und lehnt sich zurück. Der pensionierte Lehrer lebt auf Long Island, der beschaulichen Insel, die so gar nichts mit ihrem westlichsten Zipfel zu tun hat, der zu New York gehört. Von dort startet Gordon seine Reisen in die USA. 4,8 Millionen Kilometer sind so bislang auf dem Tachometer. Das ist, als wäre er 120 Mal um die Erde gefahren. Oder zwölfmal zum Mond. Oder einfach mit Tempo 100 fünfeinhalb Jahre lang Auto gefahren. Am Stück. Ohne anzuhalten, zu schlafen oder zu essen. Geschweige denn, den Wagen zu wechseln.

Als Gordon den Wagen kaufte, war er selbst 25 Jahre alt. Neupreis: 4150 Dollar. Heute kostet bei Manhattan-Volvo selbst ein zwölf Jahre alter Gebrauchter noch mehr als das Doppelte. «Aber hey, damals war das ein Jahreslohn!», sagt der Ex-Lehrer. Extras waren da nicht drin. «Ich habe nur noch das Radio aufgebessert. Serienmäßig gab es Kurzwelle, ich habe das bessere mit UKW genommen.» Aufpreis: Zehn Dollar. «Das waren über all die Jahre zehn verdammt gut angelegte Dollar.»

Klimaanlage von 1966 immer noch im Volvo P1800

Eine Klimaanlage habe der Wagen auch: «Eine im Stil von 1966: Fenster runterkurbeln und Tempo 100 fahren.» Dafür sei schon damals die Sicherheitsausstattung vorbildlich gewesen. «Drei-Punkt-Gurte! Das musste man damals suchen. Ich weiß, das klingt heute albern. Aber damals sagten mir Leute, ob das nicht übertriebene Sicherheit wäre.»

Als sein Auto 1987 eine Million Meilen geschafft hatte, schenkte ihm Volvo einen Neuwagen. 2002 bei der zweiten Million noch einen. «Tolle Autos», sagt Gordon, aber es klingt, als wolle er sich selbst überzeugen. «Der Alte ist doch immer noch der Schönste.» Gordon fährt einfach drauf los, ein Hobby eben. «Manche sitzen an der Bar, ich sitze hinterm Steuer.» Dann genießt er es, von Leuten angesprochen zu werden. «Die staunen dann, machen ein Foto und immer öfter sagt einer "Ach, Sie sind das!".» Er hat es zu einer gewissen Bekanntheit gebracht. Schließlich steht er in Guinnessbuch der Rekorde.

Den Text des Nummernschildes kann man in den USA frei wählen und auf Gordons steht MILNMILR. «Na ja», sagt er und zuckt entschuldigend mit den Schultern, «das war, als ich Millionenmeiler war. Jetzt sind es ja fast drei, aber ein neues Nummernschild wäre doch Quatsch.» Es ist die längste Beziehung seines Lebens. Von seiner Frau, mit der er immerhin zwei Töchter hat, ist er längst geschieden. (dpa)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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