Volvos Weg zur nachhaltigen Mobilität

Volvos Weg zur nachhaltigen Mobilität
Die Studie 40.2 gibt einen Ausblick auf ein künftiges Polestar-Crossover-Modell. © Volvo

Der schwedische Autobauer Volvo setzt auf Nachhaltigkeit. Dass zeigt sich unter anderem daran, dass man sich langsam vom Verbrenner verabschiedet.

Dass auf einer Fahrpräsentation wie jüngst beim Volvo V60 in den Testwagen keine kleinen Wasserflaschen aus Plastik mehr in den Türablagen stecken, sondern welche aus Aluminium mit Schraubverschluss und versehen mit dem Namen des Testfahrers, lässt tief blicken: Der schwedische Autobauer scheint es ernst zu meinen mit Nachhaltigkeit, Ressourcen-Schonung und Müllvermeidung.

Jüngst vermeldete Volvo, sämtliche Plastik-Einwegartikel bis Ende 2019 aus allen Büros und Kantinen sowie von eigenen Veranstaltungen auf der ganzen Welt zu verbannen. Mehr als 20 Millionen Plastikteile sollen so jährlich durch nachhaltigere Alternativen wie Papier, Zellstoff oder Holz ersetzt werden. Mit dieser Zusage will Volvo die Umweltkampagne für saubere Meere der Vereinten Nationen (UN) unterstützen und den eigenen ökologischen Fußabdruck verbessern.

Langsamer Abschied vom Verbrenner

Volvo-Chef Hakan Samuelsson. Foto: Volvo

Volvos zweite Öko-Zusage betrifft die Modell-Strategie direkt: Die im kommenden Jahr bei uns eingeführte Mittelklasse-Limousine S60 ist das erste Fahrzeug von Volvo, das nicht mehr mit einem Dieselmotor ausgeliefert wird. Konzernchef Håkan Samuelsson sieht es als wenig sinnvoll an, in eine Technik zu investieren, die eine extrem teure und aufwändige Abgasnachbehandlung erfordert. Lieber setzt er das Geld für eine konsequente Elektrifizierung aller Antriebe ein.

„Unsere Zukunft ist elektrisch“, sagt Samuelsson und sagt in Bezug auf die EU-CO2-Grenzwerte: „Nur mit Diesel sind die 95 Gramm nicht zu schaffen. Wir werden Autos mit Verbrennungsmotoren auslaufen lassen.“ Damit sind mittelfristig auch Benziner gemeint. Sie wird es bis dahin nur noch als Mild-Hybrid mit 48-Volt-Modul sowie in Kombination mit einem Plug-in-Hybrid geben. Ziel sind die sogenannte BEVs, Battery Electric Vehicles, also reine Elektroautos.

Sie sollen bereits ab 2025 die Hälfte aller neu produzierten Volvos ausmachen. Für den gleichen Zeitraum verspricht Volvo in all seinen Werken – das jüngste wird diesen Monat in Charleston im US-Bundesstaat South Carolina eingeweiht – eine klimaneutrale Fertigung. Das Motorenwerk im schwedischen Skövde arbeitet bereits seit Januar 2018 klimaneutral. Weitere Werke besitzt Volvo in Göteborg, Gent (Belgien), Chengdu, Daqing und Zhangjiakou (China). Zudem werden Karosserieteile in Olofström (Schweden) gefertigt.

Konsequenter Gang in E-Mobilität

Keine andere klassische Premium-Automobilmarke lehnt sich derzeit in Sachen E-Mobility so weit aus dem Fenster wie Volvo und geht die Elektrifizierung so konsequent an. Anfang nächsten Jahres werden bereits sieben Plug-in-Hybride in den Showrooms stehen. Für Ende 2021 sieht CEO Samuelsson fünf Elektroautos im Portfolio, drei werden das Volvo-Emblem im Grill tragen, zwei zur neu gegründeten Marke Polestar gehören. Polestar spielt dabei die Vorreiterrolle: Nach dem bekannten Plug-in-Hybrid-Coupé mit dem Namen Polestar 1 (2019) folgt Anfang 2020 das erste BEV, genannt Polestar 2.

Es dürfte sich dabei um einen kompakten Crossover handeln, ähnlich der Studie 40.2. Polestar 2 steht auf der zusammen mit der chinesischen Mutter Zhejiang Geely Holding entwickelten CMA-Plattform (Compact Modular Architecture). Diese bildet die technische Basis für alle zukünftigen kompakten Elektromodelle, während die weiterentwickelte SPA-Plattform elektrische Varianten bis hoch zum großen SUV XC90 möglich macht.

Wie Håkan Samuelsson betont, wird es keine Elektroautos mit eigenem Design geben, wie es beispielsweise Mercedes mit den EQ- oder Audi mit den e-tron-Modellen plant. Die gesamte Batterie- und Antriebstechnik steckt Volvo in bestehende und noch kommende Baureihen. Eine davon wird die Nachfolgegeneration der 40er-Serie sein. Ein V40 in gewohnter Form ist nicht mehr geplant. Man vermeidet, in dieser Klasse gegen Mercedes A-Klasse, Audi A3 und 1er BMW auf konventionellem Wege zu konkurrieren. Vorstellbar ist daher neben elektrifizierten Versionen auch ein reines Elektroauto, im Design ein sportlicher Mix aus SUV und Coupé. Debüt: voraussichtlich 2020.

Reichweite von 500 Kilometern als Maßgabe

Der Volvo XC40. Foto: Volvo
Der Volvo XC40 präsentiert sich sehr erwachsen. Foto: Volvo

Zuvor wird Volvo seinen XC40 vollständig elektrisieren. Als erforderlich sieht Samuelsson eine Reichweite von 500 Kilometern an, was derzeit Batterien mit einer Kapazität von 80 kWh nach sich ziehen würde. Technisch sollte dies kein Problem darstellen. Schon im Opel Ampera-e stecken 60 kWh. Seine Zellmodule bezieht Volvo derzeit von LG Chem aus Korea.

Profitieren wird von der CMA-Plattform auch die chinesische Schwester Lynk & Co., die Premiummarke von Geely. Volvo baut die Autos für Lynk & Co. momentan in China. In einem zweiten Schritt soll auch eine Fertigung in Gent (Belgien) vorbereitet werden, um Lynk & Co. den Eintritt in Europa zu erleichtern. Vom Band könnten dann, je nach Produktionsstart, ausschließlich rein elektrische Fahrzeuge rollen. Mit Verbrennungsmotoren dürfte sich Lynk & Co. schlauerweise nicht mehr abgeben. Verkauf, Service und Wartung würden über die Volvo-Händler laufen. (SP-X)

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