VCD-Umweltliste setzt auf Positivliste statt Ranking

Fehlende Transparenz der Hersteller

VCD-Umweltliste setzt auf Positivliste statt Ranking
Der Toyota Prius ist seit Jahren ständiger Bestandteil der Umweltliste © Toyota

Der Diesel-Skandal hat auch den ökologischen Verkehrsclub Deutschland (VCD) zum Umdenken bewegt. Anstatt eines festen Rankings avanciert die Umweltliste zum Kaufberater der derzeit saubersten Autos.

Nach einem Jahr Pause meldet sich der ökologische Verkehrsclub Deutschland (VCD) mit seiner traditionellen Umweltliste zurück. Während der Club 2016 ein Jahr nach dem Bekanntwerden des Dieselskandals kein Ranking erstellen wollte, so hat das nunmehr zweite Jahr nach „Dieselgate“ ein Umdenken beim Verkehrsclub eingeleitet.

„Diese VCD Auto-Umweltliste ist ein Neuanfang: eine Positivliste und Transparenzliste, in die nur solche Autos aufgenommen werden, die auch in einigen Jahren noch in jeder Umweltzone fahren dürfen, die effizient sind und vergleichsweise wenig Treibhausgas CO2 emittieren – nicht nur im Labor, sondern auch auf der Straße“, sagt Gerd Lottsiepen, verkehrspolitischer Sprecher des VCD.

Spritmonitor als Quelle der Verbrauchsangaben

Somit empfiehlt der Verkehrsclub besonders Benzin-Hybrid- und Erdgasfahrzeuge oder kleine, effiziente Benziner. Insgesamt 34 Pkw hält der VCD wert, gekauft zu werden, darunter befinden sich sechs Benzin-Hybride wie der Toyota Prius, fünf Erdgas-Pkw wie der Eco-Up von VW, der Citroen C1 VTi 68 Stop&Start als einer von 13 Benzinern sowie Elektroautos wie der BMW i3. Dagegen wurden Plugin-Hybride ebenso nicht in die Liste aufgenommen wie auch Fahrzeuge mit Autogas.

Auch Dieselfahrzeuge fehlen – nicht überraschend - vollständig, da kaum ein Autohersteller belegen konnte, dass die Stickoxid-Grenzwerte seiner Pkw auch auf der Straße eingehalten werden. Im gleichen Atemzug verurteilt der Club die fehlende Transparenz der Hersteller. So sollten die Hersteller für die VCD-Umweltliste neben den Messungen des mittlerweile abgelaufenen Neuen Europäischen Fahrzyklus (NEFZ) auch Daten aus Straßenmessungen liefern, die die Hersteller zwar erst seit dem 1. September 2017 angeben, aber seit April vergangenen Jahres die Werte in einer so genannten Monitoringphase ermitteln müssen. Der VCD behalf sich mit den Daten des Online-Tools spritmonitor.de, das selbst vom International Council of Clean Transportation (ICCT) für die jährlichen Studien herangezogen wird, oder des Emissions-Kontroll-Instituts.

34 empfehlenswerte Fahrzeuge

„Auch im Jahr zwei des Abgasskandals nehmen die Autokonzerne ihre angekündigte Transparenzoffensive nicht ernst. Sie mauern, wenn es darum geht, die Daten aus Straßenmessungen herauszugeben. Sie werden auf der IAA in Frankfurt fast nur Fahrzeuge vorstellen, die nach den alten, laschen Regeln zugelassen wurden und im nächsten Jahr als neu verkauft werden. Für uns heißt das: Die Autohersteller verkennen die Zeichen der Zeit und verspielen weiter das Vertrauen der Verbraucher“, sagt VCD-Verkehrsexperte Michael Müller-Görnert.

Ohne die Daten der Hersteller zum SchadstoffausstoĂź und Spritverbrauch auf der StraĂźe verzichte der VCD auf das sonst gewohnte umfassende Ranking in mehreren Kategorien, sodass am Ende lediglich 34 Fahrzeuge ĂĽbrig blieben, die der VCD laut Lottsiepen den Verbrauchern empfehlen kann.

„Die Entscheidung, in Zeiten des Abgasskandals ein Auto zu kaufen, sollte wohl überlegt sein. Wer seinen Euro-4-Diesel jetzt für einen Euro-6-Diesel verschrottet, kann mit dem Neuwagen vielleicht schon bald nicht mehr in die Umweltzone fahren. Es ist ein Skandal, dass heute immer noch Euro-6-Diesel zugelassen werden, die den gesetzlichen Stickoxid-Grenzwert bei Straßenmessungen um das Mehrfache überschreiten. Wir empfehlen dringend, nur ein umwelttechnisch einwandfreies Auto zu kaufen. Die gute Nachricht ist: Mit den Pkw, die wir für die Auto-Umweltliste ausgewählt haben, sind Verbraucher auf der sicheren Seite.“ (AG/TF)

Vorheriger ArtikelKaum Bewegungen durch neue Typklassen
Nächster ArtikelMercedes fährt Audi immer weiter davon
Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

Keine Beiträge vorhanden