Zuversicht in Zeiten der Krise

Audi Hauptversammlung

Trotz der Absatzkrise sieht sich Audi bestens für die Zukunft gerüstet und steht zu seinen Planzielen für dieses Jahr. «Wir gehen von einem Absatzrückgang von zehn Prozent aus», sagte Audi-Chef Rupert Stadler. Auch der Streit Porsche/VW spielte auf der Hauptversammlung eine Rolle.

Von Frank Mertens

Der Autobauer Audi hofft gestärkt aus der weltweiten Krise hervorzugehen. «Unser nachhaltiges und profitables Wachstum zahlt sich in der Krise aus», sagte Audi-Vorstandschef Rupert Stadler am Mittwoch auf der Hauptversammlung des Unternehmens in Neckarsulm.

Positives Ergebnis für 2009 erwartet

«Während von Januar bis März der weltweite Gesamtmarkt um 21,3 Prozent rückläufig war - und der Premiummarkt sogar um 30 Prozent - hatte Audi einen Rückgang um 16,4 Prozent zu verbuchen», sagte Stadler. Insgesamt konnte man bis dahin weltweit 262.000 Fahrzeuge absetzen. Damit fahre man besser als die Kernwettbewerber. Dabei verwies der Audi-Chef auch auf die Absatzzahlen in April, den man mit einem Minus von 5,6 Prozent abschließen konnte. Die Mitbewerber Mercedes und BMW mussten im April einen Rückgang von jeweils rund 24 Prozent hinnehmen.

Doch auch der erfolgsverwöhnte Autobauer aus Ingolstadt blieb bislang nicht von der Krise verschont. So ging der Umsatz im ersten Quartal von 8,3 Milliarden Euro auf 6,7 Milliarden Euro zurück, im Vergleich zum Vorjahr ein Rückgang von 19,2 Prozent. Obwohl das operative Ergebnis mit 363 Millionen Euro um fast 30 Prozent zurückging, sieht Stadler Audi auf einem guten Weg, auch im laufenden Jahr ein positives Ergebnis einzufahren, Nachdem Audi im Vorjahr erstmals über eine Million Autos absetzen konnte, rechnet Stadler trotz der weltweiten Absatzkrise weiter nur mit einem Rückgang von zehn Prozent beim Gesamtabsatz. Entlassungen der Mitarbeiter schloss der Vorstand trotz der Krise nochmals aus. Das Mittel der Kurzarbeit reiche aus, um auf die Krise reagieren zu können. Der Tiefpunkt der Krise werde hoffentlich Ende dieses Jahres erreicht werden, auch wenn man noch zwei bis drei, vielleicht sogar vier Jahre davon betroffen sein werde, sagte Stadler.

Solide finanzielle Basis

Der Audi A1 als Studie Foto: Audi

Wie Finanzvorstand Axel Strotbek sagte, habe Audi im zurückliegenden Geschäftsjahr «eine solide finanzielle Basis geschaffen», die es dem Unternehmen ermögliche, auch unter schwierigen Rahmenbedingungen in neue Produkte zu investieren. So werde Audi bis zum Jahr 2015 pro Jahr durchschnittlich zwei Milliarden Euro in neue Produkte investieren. Im zurückliegenden Jahr hatte Audi einen Umsatz von über 34 Milliarden Euro erzielt.

Seine Produktoffensive wird Audi auch in diesem Jahr unverändert fortsetzen. So bringt man neben dem A5 Cabrio auch das A4 Cabrio, ab Juli den facegelifteten Q7 und den Audi TT RS auf den Markt. Ende des Jahres wird der neue A8 vorgestellt. Im kommenden Jahr wagt Audi mit dem A1 den Einstieg ins Kleinwagen-Segment. Viel zu spät, wie ein Aktionär in seiner Wortmeldung kritisierte. Das wurde von Stadler zurückgewiesen. «Der A1 kommt genau zur richtigen Zeit. Wir werden damit die ersten sein, die ein Auto in dieses Segment einführen werden.» Bei Mini wird man diese Aussage mit Interesse zur Kenntnis nehmen.

Kritik am VW-Porsche-Streit

Kritik gab es von einer Aktionärin auch an dem Streit in den Familienclans Piech und Porsche, die untereinander zukünftige Konzernstrukturen bei VW und dem Sportwagenhersteller Porsche «verschachern würden». Audi sei nicht das Unternehmen, dass für Spekulationsverluste von Porsche gerade zu stehen habe. Aufsichtsratsmitglied Ferdinand Piech nahm dies auf dem Podium genauso emotionslos zur Kenntnis wie der ebenfalls zum Gremium gehörenden Porsche-Chef Wendelin Wiedeking und sein Finanzvorstand Holger Härter, die sich mit ihren Plänen zur Übernahme des Wolfsburger Autobauers verhoben haben.

Noch am Montag hatte sich Piech auf der Fahrvorstellung des VW Polo in Sardinien genüsslich an der Demontage von Wiedeking versucht, in dem er auf die Frage antwortete, ob der Porsche-Chef noch sein Vertrauen genieße. «Zur Zeit noch«, hatte er gesagt, um dann hinzuzufügen. »Streichen Sie das noch.»

Entspannter Winterkorn

Porsche-Chef Wendelin Wiedeking übt sich in Fingerspielen Foto: dpa

VW-Chef Martin Winterkorn, der als Audi-Aufsichtsratsvorsitzender die Hauptversammlung leitete, war entspannt, lächelte zu Beginn der Veranstaltung, während Wiedeking angespannt wirkte. So wie Winterkorn sieht jemand aus, der bald an der Spitze eines neuen Autoimperiums steht. Audi-Chef Stadler, der im Machtkampf um den Chefsessel beim neuen VW/Porsche-Konzern vom «Focus» als Kandidat neben Winterkorn und Wiedeking ins Spiel gebracht wurde, hegt keine Ambitionen auf den Posten, sondern sieht seine Zukunft weiter bei Audi.

Eine Aktionärin wollte von Winterkorn wissen, ob er denn angesichts der Machtspiele im Famlienclan der Piechs und Porsche und der derzeitigen Krise noch genügend Zeit habe, seiner Aufgabe als Aufsichtsratsvorsitzender nachzukommen. Selbstverständlich nehme er sich gern die Zeit, für eine solch tolle Firma wie Audi zu arbeiten. Das mache ihm viel Spaß, möglicherweise auch angesichts der sich abzeichnenden neuen Perspektiven.

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