Zetsche will schnelle Lösung für Chrysler

Es wird wohl eher eine Heuschrecke als ein Käufer aus der Industrie: Die ersten Finanzinvestoren fühlen wegen des Kaufs von Chrysler vor.

Zwar hat Dieter Zetsche «vollstes Vertrauen» in die Sanierungsbemühungen beim US-Autohersteller Chrysler. Dennoch will der Vorstandschef der Konzernmutter DaimlerChrysler

das Problem möglichst rasch hinter sich lassen: «Wir werden nicht bis Ende 2009 warten», sagte der Manager am Dienstag auf dem Genfer Autosalon mit Blick auf Chrysler. Unabhängig vom Erfolg des Sanierungsplan - die Kosten sollen unter anderem durch einen Abbau von 13.000 Stellen um 4,5 Milliarden Dollar gesenkt werden - halte sich der Konzern weiter alle Optionen offen.

Im Klartext heißt das: Zetsche will den drittgrößten US-Hersteller, den er selbst sanierte und der erst nach seinem Abgang aus Detroit ins Stuttgarter Mutterhaus wieder in die roten Zahlen rutschte, loswerden - so schnell wie möglich und egal an wen. Einen Käufer wird er allerdings möglicherweise nur außerhalb der Autobranche finden, die meisten möglichen Partner haben bereits abgewunken.

Heuschrecken im Haus

Da wundert es nicht, dass die «Detroit News» bereits über Besuch in Auburn Hills berichten können: Im Chrysler-Hauptquartier seien schon am Montag Experten der US-Investmentgesellschaft Cerberus gesehen worden, berichtete das Blatt, ohne freilich eine offizielle Bestätigung zu erhalten. Die Verkaufsunterlagen sollen schon Mitte Februar in der Private-Equity-Branche verteilt worden sein.

Noch in dieser Woche sollen die nächsten Heuschrecken folgen: Ein Team des Cerberus-Konkurrenten Blackstone stehe bereit, um einen Blick in Bücher und Geschäftspläne von Chrysler zu werfen, war im Internetangebot der gewöhnlich gut informierten Lokalzeitung zu lesen.

Und nicht nur das: Sowohl Cerberus als auch Blackstone seien sehr daran interessiert, Wolfgang Bernhard als Mitarbeiter zu gewinnen. Der Automanager hatte als zweiter Mann hinter Zetsche Chrysler saniert, war dann vom damaligen VW-Chef Bernd Pischetsrieder mit der Zusicherung zum Wolfsburger Autokonzern

gelockt worden, sein Nachfolger zu werden - und schied zuletzt frustriert aus, weil er VW nicht so sanieren durfte wie den US-Hersteller und ihn Martin Winterkorn zudem als Nachfolger des geschassten Pischetsrieders ausstach.

Daimler zeigte, wie Geld verbrennt

Auch Wolfgang Bernhard ist im Visier von Heuschrecken Foto: dpa

Laut «Detroit News» sind auch andere Investmentgesellschaften an einem Chrysler-Kauf interessiert. Das Interesse in der Branche selbst ist indes schnell erlahmt - zumindest was eine Übernahme angeht: Am Dienstag winkte nicht nur Toyota-Chef Katsuaki Watanabe ab. Auch Rick Wagoner, Vorstandsvorsitzender beim (noch) weltgrößten Hersteller General Motors gab sich betont desinteressiert - so wie andere Branchengrößen vor ihm.

Partnerschaften - das ist alles, was sich die Autobosse derzeit vorstellen können, wenn die Sprache auf Chrysler kommt. Finanzielle Verflechtungen sind ihnen offensichtlich zu heiß. Schließlich hatte DaimlerChrysler mit dem erfolglosen Einstieg bei Mitsubishi selbst die Risiken vor gemacht, wie Geld verbrannt wird.

Schweigen über die «Welt-AG»

Für GM-Chef Wagoner macht es daher eher Sinn, sich bei Entwicklung und Fertigung von Komponenten wie Motor oder Getriebe zusammenzutun. «Es ist eine globale Branche. Der Trend wird anhalten», stellt er fest. Zu Spekulationen, sein Unternehmen könne sich bei Chrysler einkaufen oder gar eine Mehrheit am US-Konkurrenten übernehmen, will er sich allerdings nicht äußern. Und das Wort «Welt-AG», den geplatzten Traum des früheren DaimlerChrysler-Chefs Jürgen Schrempp, will erst recht niemand in der Branche in den Mund nehmen.

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