«Wir werden noch ein Desaster erleben»

Nach der Übernahme von Siemens VDO durch Continental befürchtet die Gewerkschaft den Abbau von 7000 Jobs. Conti indes sagte, man wolle langfristig neue Jobs schaffen.

Die Arbeitnehmer-Kritik am milliardenschweren Verkauf des Autozulieferers Siemens VDO an Continental reißt nicht ab. «Es hätte Siemens und VDO gut angestanden, ein paar bessere Sicherungen für die Beschäftigten im Vertrag zu verankern», sagte Siemens-Aufsichtsrat Dieter Scheitor von der IG Metall am Donnerstag in München. Continental zahlt 11,4 Milliarden Euro für VDO mit seinen rund 50.000 Beschäftigten. Auch in Arbeitnehmerkreisen wird zwar der industriepolitische Sinn des Verkaufs nicht in Frage gestellt, vor allem die IG Metall fordert aber den Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen. Die Gewerkschaft sieht bis zu 7000 Jobs in Gefahr.

Conti will neue Jobs schaffen

Ein Conti-Sprecher in Hannover wollte sich dazu nicht äußern. Er bekräftigte, Continental wolle nach der VDO-Übernahme langfristig neue Jobs schaffen. Ziel sei es, in den nächsten sechs bis acht Jahren weitere «Beschäftigungsmöglichkeiten» auch in Deutschland aufzubauen. Es sei aber klar, dass zunächst «optimiert» werden müsse. «Continental führt die von Siemens eingeleitete Restrukturierung bei VDO weiter.» Es gebe aber noch keinen detaillierten Einblick. Conti biete der Gewerkschaft konstruktive Gespräche an. Conti-Chef Manfred Wennemer hatte am Mittwoch gesagt, ein Eckpunkte-Vertrag mit den Gewerkschaften sehe unter anderem Standortzusagen vor. Dies seien aber keine «Garantien».

Die Gewerkschaft IG-Metall hatte dies scharf kritisiert. Es gebe von Conti keine verlässlichen Garantien für Standorte und Beschäftigung. Bayerns IG-Metall-Chef Werner Neugebauer befürchtet, «wir werden noch ein Desaster erleben.» IG Metall-Bundesvize Berthold Huber kündigte an, die Arbeitnehmervertreter würden sich nun «auf anderen Wegen» für die Sicherung von Jobs und Standorten bei VDO stark machen.

Continental übernimmt VDO nach einem Preispoker mit dem US- Zulieferer TRW, hinter dem der Finanzinvestor Blackstone steht, für rund 11,4 Milliarden Euro und steigt damit nach eigenen Angaben zum weltweit fünftgrößten Autozulieferer auf. Conti verstärkt sich vor allem in den Wachstumssegmenten der Autoelektronik.

IG Metall gegen Verkauf

Die Vertreter der Gewerkschaft IG Metall in den Aufsichtsräten von Siemens und Conti hatten gegen den Verkauf an Conti gestimmt. Dagegen hatten die Vertreter der Gewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) im Conti-Aufsichtsrat das Geschäft abgesegnet. IG BCE-Vorstandsmitglied Werner Bischoff, stellvertretender Conti- Aufsichtsratschef, nannte die Übernahme einen wichtigen Beitrag, um High Tech in Deutschland zu halten. Das Geschäft biete genug Wachstumsmöglichkeiten.

Bei Conti sind zwei große Gewerkschaften vertreten, die IG BCE und die IG Metall. Bisher hatte die IG BCE, für die Sparten Reifen und ContiTech zuständig, das Übergewicht - nach der VDO-Übernahme aber hat sich dies nun geändert. Die IG Metall nämlich ist zuständig für das Autozulieferer-Geschäft, dass massiv ausgebaut wurde, vor allem die Autoelektronik. (dpa)

Keine Beiträge vorhanden