VW dämpft trotz Höhenflug Erwartungen

Gewinn vervielfacht

Der Wolfsburger Autobauer VW hat in den ersten neun Monaten des Jahres seinen Gewinn verfielfacht. Der Konzern hat die Erwartungen für das Restjahr trotz der guten Zahlen jedoch gedämpft.

Das Geschäft läuft auf Hochtouren, könnte sich aber schon bald etwas abkühlen: Europas größter Autobauer Volkswagen hat in den ersten neun Monaten dieses Jahres seinen Gewinn mehr als versechsfacht. Zugleich dämpften die Wolfsburger die Erwartungen für den weiteren Jahresverlauf. Von Januar bis September fuhr der Konzern ein Ergebnis nach Steuern von gut vier Milliarden Euro ein, wie das Unternehmen am Freitag mitteilte. Im Vorjahreszeitraum hatte der Nachsteuer-Gewinn beim drittgrößten Auto-Produzenten der Welt krisenbedingt nur bei 655 Millionen Euro gelegen.

Aktienmarkt reagiert ernüchtert

Auch beim Umsatz verbuchte VW ein dickes Plus. Die Erlöse stiegen während der ersten drei Quartale um fast ein Fünftel auf 92,5 Milliarden Euro. Das Management wies jedoch darauf hin, dass das Geschäft im letzten Vierteljahr wohl nicht mehr so stark verlaufen werde. Insgesamt seien für 2010 dennoch deutliche Zuwächse möglich.

Dies gelte sowohl für den Umsatz als auch für das operative Ergebnis, das seit Jahresbeginn etwa 4,8 Milliarden Euro erreichte. In der Vorjahresperiode betrug es mit rund 1,5 Milliarden Euro noch weniger als ein Drittel dieser Summe. Die robuste Autokonjunktur und der Erfolg der neun Konzernmarken sorgten außerdem für eine spürbare Zunahme der Beschäftigung. Die Belegschaft wuchs den Angaben zufolge um 5,8 Prozent auf derzeit 389 700 Mitarbeiter. Die vollständigen Quartalszahlen will VW am kommenden Mittwoch (27. Oktober) vorlegen.

Am Aktienmarkt wurden die vorläufigen Daten und Einschätzungen des Konzerns zum vierten Quartal allerdings mit Ernüchterung aufgenommen. Die VW-Vorzugsaktie gab nach der Mitteilung den Großteil ihrer zuvor eingefahrenen Gewinne ab. Vergangene Woche hatte VW bekanntgegeben, erstmals nach neun Monaten die Marke von fünf Millionen verkauften Fahrzeugen geknackt zu haben. Mit insgesamt 5,4 Millionen ausgelieferten Autos gelang dem Konzern ein Verbesserung um 12,9 Prozent. Vertriebsvorstand Christian Klingler zeigte sich «sehr zufrieden mit dieser Entwicklung». Der weltweite Marktanteil des Konzerns liegt aktuell bei 11,6 Prozent - auch dies ein leichtes Plus gegenüber 2009 (11,5 Prozent).

Schwieriger US-Markt

Obwohl nach der Übernahmeschlacht mit Porsche der Zeitplan für die Integration der Sportwagen-Schmiede wegen offener juristischer Fragen noch nicht abschließend geklärt ist, hält VW an seinem ehrgeizigen Ziel fest, bis spätestens 2018 zum globalen Branchenprimus zu werden. Nach Medienberichten könnte der Konzern möglicherweise auch schon 2015 General Motors und Toyota überholen und zehn Millionen Autos pro Jahr vom Band laufen lassen.

Während die Wachstumsaussichten vor allem in China und Indien sehr gut sind, gilt der US-Markt weiterhin als schwierig. Im kommenden Jahr will Volkswagen mit dem Bau eines neues Werks in Chattanooga (Bundesstaat Tennessee) die Voraussetzungen für ein Aufholen in den Vereinigten Staaten schaffen. Grundsätzlich haben die Auslandsmärkte aus Sicht der Wolfsburger weitaus mehr Potenzial als der Heimatmarkt: «China, Westeuropa, Nord- und Südamerika bleiben die Wachstumstreiber der Nachfrage», hieß es am Freitag.

Als Erfolgsgaranten betrachten die Niedersachsen auch künftig ihre Mehrmarken-Strategie, die Porsche als «Nummer zehn» vervollständigen soll. Obgleich Schadenersatz-Klagen gegen Porsche wegen angeblicher Unregelmäßigkeiten bei der versuchten VW-Übernahme 2009 drohen, ist das Selbstbewusstsein bei Volkswagen von einem möglichen Rechtsstreit noch ungetrübt: «Auch im vierten Quartal werden die neun Marken des Volkswagen-Konzerns bedeutende neue Modelle präsentieren und damit unsere Stellung auf den Weltmärkten konsequent ausbauen.» (dpa)

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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