«VW braucht keine Kapitalerhöhung»

Nach Porsche-Übernahme

Der VW-Konzern hat einer Kapitalerhöhung eine Absage erteilt. Dies sei nach der Porsche-Übernahme derzeit nicht nötig, sagte VW-Chef Winterkorn.

VW-Chef Martin Winterkorn hat einer möglichen Kapitalerhöhung bei Volkswagen im Zuge der Porsche-Übernahme vorerst eine Absage erteilt. Winterkorn sagte der «Bild»-Zeitung: «Momentan braucht Volkswagen keine Kapitalerhöhung.» Medien hatten zuvor berichtet, Volkswagen wolle sich für die Porsche-Übernahme vor allem durch die Ausgabe neuer Vorzugsaktien frisches Kapital beschaffen. Ein VW-Sprecher in Wolfsburg hatte dazu keine Stellung genommen.

Elf Milliarden liquide Mittel

Bei einer Kapitalerhöhung auf dieser Basis müssten die Großaktionäre - die Familien Porsche und Piëch sowie das Land Niedersachsen - kein Geld zuschießen, um ihre Stimmrechtsanteile zu erhalten. Vorzugsaktien haben kein Stimmrecht, werden bei der Dividende aber besser bedacht. Das Land Niedersachsen hatte sich bereits in der vorigen Woche nach den Grundsatzentscheidungen der Aufsichtsräte für eine Übernahme von Porsche durch VW gegen die Ausgabe neuer Stammaktien gewandt. Für das Land und die VW-Beschäftigten sei besonders bedeutsam, dass bestehende Aktionärsrechte erhalten blieben und es zu keiner Verwässerung bei den Stammaktien komme, hieß es in einer Mitteilung. Wenn neue Stammaktien ausgegeben würden, müsste auch das Land einen Teil davon kaufen, weil seine Beteiligung sonst unter 20 Prozent fallen und Niedersachsen sein Vetorecht verlieren würde.

Andererseits hatte die VW-Hauptversammlung Ende April einen Vorratsbeschluss zur Ausgabe neuer Vorzugsaktien abgelehnt. Offen ist, ob eine neue außerordentliche Hauptversammlung, die wegen der Porsche-Übernahme voraussichtlich im Oktober einberufen werden soll, anders entscheidet.

VW verfügt nach den letzten Zahlen über liquide Mittel von rund elf Milliarden Euro, die zur Finanzierung des Porsche-Deals eingesetzt werden könnten. Aktuelle Zahlen will der Konzern mit den Halbjahresergebnissen an diesem Donnerstag vorlegen. Der exakte Kapitalbedarf für die Übernahme steht offenbar noch nicht fest. Prüfungen und Bewertungen liefen noch, heißt es bei VW. In der Branche wird eine Gesamtsumme von rund acht Milliarden für den in mehreren Schritten geplanten Kauf genannt. VW braucht zudem Liquidität für das Tagesgeschäft und muss auf sein Kreditrating achten, dass sinken könnte, wenn die Kassen bis auf den Grund geleert werden.

Volkswagen hatte den monatelangen Übernahme-Machtkampf mit Porsche nach dem Aus von Vorstandschef Wendelin Wiedeking gewonnen. Der Wolfsburger Konzern will bis Mitte 2011 den hoch verschuldeten Sportwagenbauer übernehmen und als zehnte Marke integrieren. Eine Grundlagenvereinbarung soll bis zum 13. August stehen. Dann dürfte auch Klarheit herrschen über den genauen Kapitalbedarf. (dpa)

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