Volkswagen: Mit dem Mut zur Nische

Volkswagen: Mit dem Mut zur Nische
Den VW T-Roc wird es auch als Cabrio geben. © VW

Für VW beginnt in diesem Jahr mit dem Start des ID.3 eine neue Zeitrechnung. Doch auch die Verbrenner spielen weite eine wichtige Rolle – und das selbst in der Nische.

Trotz Dieselskandal und milliardenschwerer Strafzahlungen, die der Volkswagen Konzern in den vergangenen Jahren leisten musste: Vor dem, was die Wolfsburger Entwickler seitdem gestemmt haben, muss man den Hut ziehen.

Dazu zählt nicht nur die von Grund auf neu konzipierte MEB-Architektur für die batterieelektrische ID-Familie. Entwickelt wurden parallel auch die 8. Generation des Golf, der T-Cross und der Touareg. Darüber hinaus gab es diverse Produktaufwertungen (PA) und neue Modelle in den Märkten China sowie Nord- und Südamerika. Fast überall hat VW zudem mehr Autos verkauft. Design und Qualität scheinen zu stimmen. Als Gründe für das Wachstum sieht Markenvorstand Ralf Brandstätter die Produktoffensive und SUV-Modelle in fast jedem Segment. Letztere machen mittlerweile knapp 40 Prozent des gesamten Absatzes aus.

SUV und Crossover in ID-Familie

Der VW ID.3 kostet unter 30.000 Euro. Foto: Mertens

SUV und Crossover werden auch in der ID-Familie Einzug halten. Auf ID.3 folgt in der zweiten Jahreshälfte der ID.4 (ehemals Studie Crozz). Seine Premiere steht für März auf dem Genfer Autosalon an. Der ID.4 soll zum Welt-Elektroauto werden, produziert in Deutschland, in den USA und in China. Zwei Millionen Einheiten erwartet VW über den Lebenszyklus von sieben Jahren. Einbezogen sind Derivate, wie zum Beispiel das ID.4 Coupé, das vermutlich noch in diesem Jahr vorgestellt wird und dann ab 2021 vom Band laufen soll. Fürs selbe Jahr ist auch eine Performance-Variante geplant. Sie trägt am Heck das Kürzel GTX.

Auf konventioneller Seite bestimmt maßgeblich der Golf 8 das Jahr für VW. Zwar war der SOP (Start of Production) schon Ende 2019, doch das Ausrollen der Modellreihe nimmt erst im Frühjahr richtig Fahrt auf. Schon im April steht die Markteinführung des Golf GTI an. Die Sport-Ikone erhält 245 PS und als neue Farbe ein tieferes Rot.
Die üblichen GTI-Optik-Zutaten sowie zwei runde Auspuffrohre unterscheiden ihn äußerlich vom Rest der Gölfe. Sogar vier runde Endrohre plus Diffusor-Optik am Heck sowie eigens konstruierte Stoßfänger schmücken wenig später den Golf R. Beim Thema Leistung ist die Rede von 310 PS. Zur Reduzierung des CO2-Flottenverbrauch trägt ein R-Modell zwar nicht bei. Doch auf der anderen Seite bleiben die Stückzahlen überschaubar, man hält seine Fangemeinde beisammen und verbucht das Modell als „Brand Shaper“. Zudem kompensiert beim CO2 ein ID.3 mindestens drei Golf R.

Produktaufwertung für Arteon

Der VW Arteon. Foto: AG/Flehmer
Der Arteon ist das neue Flaggschiff von VW. Foto: Flehmer

Den für VW sportlichsten Buchstaben wird erstmals der Arteon tragen. Die angeblich 350 PS erhält das Flaggschiff im Zuge eine Produktaufwertung, die in erster Linie eine leichte Kosmetik an Front und Heck sowie ein Update beim Infotainment vorsieht. Parallel fahren die Wolfsburger ein Art Lifestyle-Bruder auf. Es handelt sich hier um den Arteon Shooting Brake. Trotz aller Coolness, den Edel-Kombi sieht Designchef Klaus Bischoff jedoch ganz nüchtern als „natürliche Ergänzung des Produktportfolios“ an und verspricht großzügige Platzverhältnisse.

Einen Kombi, wenn auch mit dem profaneren Namen „Variant“, stellt VW dem Golf im Sommer zur Seite. Der Variant wirkt deutlich eleganter und gestreckter als sein Vorgänger, bekommt zudem mehr Laderaum und Platz für die Insassen. Für die outdooraffinen Kunden gibt es eine Alltrack-Version. Sie soll ab September verfügbar sein.

Ungewohnten Mut zeigen VWs Marketing-Strategen beim T-Roc Cabrio. Nach dem Abschied von den Frischluftversionen des Eos, Golf und Beetle versuchen die Wolfsburger im Frühjahr, mit einem offenen Crossover die junge, hippe und urbane Klientel anzusprechen. Gebaut wird das T-Roc Cabrio in Osnabrück, im einstigen Karmann-Werk, dort, wo einst auch das Käfer Cabrio vom Band lief. Vielleicht ist das ja ein gutes Omen. (SP-X)

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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