«Unsere Geschäftsführer sind keine Marionetten»

Kroymans setzt als Mehrmarken-Autohaus in Deutschland weiter auf Wachstum. «In nächster Zukunft wollen wir auf dem deutschen Markt weiter in Großstadtgebieten expandieren», sagte Geschäftsführer Johannes Cürten der Autogazette.

Das Mehrmarken-Autohaus Kroymans rechnet in diesem Jahr mit einem Umsatz von 450 Millionen Euro. «Die Kroymans Autohäuser werden rund 18.500 Verkäufe in 2007 erreichen - das ist eine Steigerung von 31 Prozent gegenüber den 14.400 aus 2006», sagte der Geschäftsführer von Kroymans Deutschland, Johannes Cürten, im Interview der Autogazette. Allerdings werde aufgrund des schwachen ersten Halbjahres das angepeilte Ziel von 20.000 Einheiten verfehlt werden.

Wie Cürten hinzufügte, werden sich die Kroymans Autohäuser angesichts des schwierigen Marktumfeldes nur begrenzt an Rabattaktionen beteiligen. «Wir stellen uns dem Preiskampf, werden aber nie die Billigsten sein. Die erwiesen hohe Qualität unserer Betreuung wird vom Kunden über Jahre erlebt. Hingegen bleibt das punktuelle Gefühl eines vermeintlichen Geizpreises sehr kurzlebig, wenn nicht der Kunde nachhaltig im Mittelpunkt steht - wie bei uns», so Cürten.

«Reden über saubere Trennung»

Autogazette: Herr Cürten, Sie sagten, dass ein Schlüssel zum Erfolg das umfangreiche und ausgeglichene Markenportfolio ist. Wieso beenden Sie Ihre Verträge mit SsangYong?

Johannes Cürten: Zunächst einmal möchte ich festhalten, dass der Importeursvertrag in beiderseitigem Einvernehmen nicht verlängert wird - wir reden über eine saubere Trennung. Dass sich unser Markenportfolio ändert, sehen wir als normalen Prozess, der genau diese Ausgeglichenheit sichert. Wir ändern unsere Angebotspalette nach genauer Abwägung, wenn die Rahmenbedingungen einer Marke nicht mehr passen.

Autogazette: Vor einem Jahr hat SsangYong noch die Verdreifachung der Verkaufszahlen in Deutschland gefeiert. Wie kommt es nun zur Kündigung?

Cürten: Wie bereits gesagt haben sich die Rahmenbedingungen geändert.

Suche nach Alternativen

Autogazette: Gibt es Bestrebungen, als Ersatz für SsangYong weitere Marken bei Kroymans aufzunehmen?

Cürten: Kroymans hat derzeit Marken aus fast allen Kontinenten im Programm. Selbstverständlich suchen wir aber auch nach Alternativen. Die könnten natürlich auch wieder aus Asien kommen.

Autogazette: Das heißt, dass Sie schon in Gesprächen mit potenziellen Kandidaten sind?

Cürten: In Gesprächen sind wir grundsätzlich immer, sonst wären wir ein stillstehendes Unternehmen - und das sind wir ganz sicher nicht.

Autogazette: Eine weitere Marke in Ihrem Portfolio ist Cadillac. Der Verkauf verläuft sehr schleppend. Sie haben nun mit General Motors neue Maßnahmen ergriffen. Droht Cadillac das gleiche Schicksal wie SsangYong, falls der Erfolg ausbleiben sollte?

Cürten: Beim Thema Cadillac bewegt sich die Kroymans Corporation als strategischer Partner von General Motors in einem völlig anderen Umfeld. General Motors unterstützt die Weiterentwicklung stark. Bei Cadillac können wir viel optimistischer sein - auch wegen der neuen Produkte wie dem Cadillac CTS und dem BLS Wagon. Das sind sicherlich Fahrzeuge, die uns helfen werden. Ich möchte klar machen, dass wir für Cadillac, Corvette und Hummer in Deutschland um die 1400 bis 1500 Autos pro Jahr ansetzen. Hier muss man genauer hinschauen: Wenn man diese Zahl mit anderen Marken wie Jaguar oder Lexus vergleicht, dann sind wir auf einem guten Weg. Denn obwohl Kroymans diese Marken erst seit gut drei Jahren importiert, machen Cadillac, Corvette und Hummer in Deutschland schon die Hälfte des Volumens z.B. von Jaguar und ein Drittel von Lexus aus. Wenn man bedenkt, dass hier keine riesigen Budgets im Hintergrund bereit stehen, sind wir mit der Entwicklung gar nicht unzufrieden.

«Verspreche weitere Expansion»

Autogazette: Wie beurteilen Sie denn das Standing von Kroymans als quasi junger Einsteiger im Vergleich zu den Konkurrenten?

Cürten: Im Retailbereich sind wir als Privatunternehmn schon die Nummer 13 im deutschen Markt. Bei den meisten Marken wie Ford, Volvo, Land Rover, Jaguar, Saab und Cadillac/Corvette/Hummer sind wir inzwischen unter den drei Erfolgreichsten. Auch hier hat in nur drei Jahren eine sehr gute, dauerhafte Entwicklung stattgefunden - und ich verspreche Ihnen, dass wir weiter expandieren.

Autogazette: Wie finden Kunden überhaupt den Weg zu Kroymans? Warum geht ein Käufer von Ford nicht zum Ford-Händler?

Cürten: Wir sind ja unter anderem Ford-Händler. Vom ersten Tag an stellten wir konsequent die Marke Kroymans in den Vordergrund unserer Kommunikation und Autohaus-Signalisierung. Mittlerweile sind wir an 17 Standorten in Deutschland vertreten und werden weiter wachsen. Zu dem höheren Bekanntheitsgrad unseres guten Markennamens kommen jetzt Auszeichnungen objektiver und unabhängiger Instanzen. Gerade erst haben wir in Berlin drei Preise gewonnen. Der TÜV hat uns ebenso verdeckt getestet wie die Fachzeitschrift «auto motor und sport» - mit Spitzenergebnissen! Das beweist doch, dass wir vieles richtig machen. Wir sind von Ford zum besten Händler gekürt worden. Diese Auszeichnungen fallen nicht vom Himmel, wir stellen eine sehr gute Kundenbetreuung und ein sehr gutes Servicegeschäft sicher. Darüber hinaus bieten wir ein Allround-Paket für den Kunden von Versicherung über Leasing bis hin zur problemlosen Unfallabwicklung. Genau das meinen wir mit unserem Firmencredo: Kroymans more than cars.

«Stellen uns dem Preiskampf»

Autogazette: Locken Sie da auch mit Billigangeboten oder setzen Sie auf pure Qualität?

Cürten: Wir stellen uns dem Preiskampf, werden aber nie die Billigsten sein. Die erwiesen hohe Qualität unserer Betreuung wird vom Kunden über Jahre erlebt. Hingegen bleibt das punktuelle Gefühl eines vermeintlichen Geizpreises sehr kurzlebig, wenn nicht der Kunde nachhaltig im Mittelpunkt steht - wie bei uns. Bei Kroymans gibt es das beste Preis-/Leistungsverhältnis.

Autogazette: Sie setzen auf ein starkes Händlernetz als Schlüssel zum Erfolg. Bleibt es bei der Strategie, nur in Großstädten präsent zu sein? Oder wird es Bestrebungen geben, in die Provinz zu gehen?

Cürten: Nein. Wir verstehen uns als Spezialisten für Großstädte - darauf ist unser Konzept ausgelegt und hier erzielen wir unsere Erfolge. Unsere Strategie war es immer, in die so genannten Metro Areas Deutschlands mit mehr als 500.000 Einwohnern zu gehen. Sobald wir dort verankert sind, greift unser bewährtes Konzept. Das ist die Strategie und bleibt auch die Strategie.

Autogazette: 2006 wurde als Übergangsjahr tituliert. Angesichts des schleppenden deutschen Marktes kann Kroymans auch in diesem keine anderen Ziele haben. Fällt die angekündigte starke Erholung aus?

Cürten: Die ersten sechs Monate waren auf dem deutschen Markt in der Tat sehr schwierig. Auch wir haben an Umsatz und Ertrag verloren. Auch wir werden es nicht schaffen, das in der zweiten Jahreshälfte zu kompensieren, obwohl Juli und August nicht schlecht waren. Die Kroymans Autohäuser werden rund 18.500 Verkäufe in 2007 erreichen - das ist eine Steigerung von 31 Prozent gegenüber den 14.400 aus 2006! Gewiss hätten wir auch gern die 20.000 Marke geknackt, wie wir dies geplant hatten.

«Mit Ford sehr zufrieden»

Autogazette: Welche Marken und Modelle sind Ihre Topseller?

Cürten: Wir sind sehr zufrieden mit der Marke Ford, die sich gerade in Berlin und im Ruhrgebiet sehr gut entwickelt und konsequent ihre Palette mit attraktiven Modellen pflegt und erneuert. Wir sind gut mit der Marke Nissan gestartet, für die wir in München ein eigenes Autohaus in der Moosacher Straße 40 gebaut haben. Alfa Romeo macht uns ebenso Freude wie Volvo. Hier kommen wir immer stärker in den Markt. Wir sind rundum zufrieden, aber ein bisschen Mehr geht immer.

Autogazette: Das heißt, dass Sie sich höhere Ziele für das kommende Jahr setzen...

Cürten: ...Zweifellos. 2008 muss das kompensiert werden, was wir 2007 verloren haben. Aber ein Markt, der um zehn Prozent zurückgeht, geht auch an Kroymans nicht vorbei.

Autogazette: Sehen Sie sich mit dem Kroymans-Geschäftsmodell, mehrere Marken im Angebot zu haben, als Vorreiter?

Cürten: Viele Nachahmer gibt es schon jetzt und das sehen wir als Kompliment und Bestätigung. Wir haben schon einen gewissen Vorsprung aufgebaut, der nicht einfach aufgeholt werden kann. Unser Modell setzt die Zukunft des Handels schon heute um. Davon sind wir fest überzeugt, sonst würden wir nicht gerade in Berlin-Spandau ein neues Geschäft mit fünf Marken errichten.

«Stehen täglich auf dem Prüfstand»

Autogazette: Wie viele Standorte wollen Sie noch eröffnen?

Cürten: In nächster Zukunft wollen wir auf dem deutschen Markt weiter in Großstadtgebieten expandieren. Aber ich möchte erst dann über Dinge sprechen, wenn sie unterschrieben sind.

Autogazette: Sehen Sie die Auszeichnung «Bester Ford-Händler» als Ohrfeige für Vertragswerkstätten?

Cürten: Überhaupt nicht. Viele Vertragswerkstätten machen einen Super-Job. Wir sind sehr stolz auf diese Auszeichnung, wissen aber auch, dass wir dadurch jeden Tag immer wieder auf dem Prüfstand stehen.

Autogazette: Wieso aber erhalten Sie - als relativ junger Betrieb - diese Auszeichnung und nicht die alteingesessenen Firmen, die ja eigentlich einen Vorteil besitzen müssten?

Cürten: Wir hatten den Vorteil, dass wir mit der Marke Kroymans praktisch auf der grünen Wiese gestartet sind. Wir sind wir frei von Dingen, die uns belasten könnten und sind mit einer sehr linearen Struktur aufgestellt. Mit fünf Personen steuern wir ein Unternehmen, das in diesem Jahr rund 450 Millionen Euro Umsatz machen wird. Zu unserem Konzept gehört es, die Verantwortung an den Platz des Geschehens zu legen. So sind die Geschäftsführer unserer Standorte wirkliche Geschäftsführer und keine Marionetten, die von der Zentrale gesteuert werden.

Das Interview mit Johannes Cürten führte Thomas Flehmer

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