Spitzentreffen mit Regierung

General Motors nimmt Einladung an

In den kommenden Tagen wird es ein «Vier-Augen-Gespräch» zwischen GM und der Regierung stattfinden. Unterdessen planen die Opel-Mitarbeiter einen Aufmarsch in Berlin.

Im Gezerre um den Opel-Verkauf hat der Ex- Opel-Mutterkonzern General Motors (GM) die Einladung der Bundesregierung zu einem Spitzengespräch angenommen. «In den nächsten Tagen wird es ein Vier-Augen-Gespräch geben», sagte ein Sprecher von GM Europa am Montag der Deutschen Presse-Agentur. Ein ranghoher Manager von GM werde nach Berlin reisen. Namen nannte der Sprecher nicht. Wie aus Konzernkreisen verlautete, handelt es sich aber um GM- Chef Fritz Henderson oder den GM-Verhandlungsführer John Smith. Geplant seien direkte Verhandlungen mit der Opel-Task-Force von Bund und Ländern. GM benötige weitere Informationen über die staatlichen Bürgschaften und die Finanzierungen der Opel-Übernahme.

Hoffnung auf baldige Einigung

GM habe sich zum Ziel gesetzt, bald eine Lösung für den Verkauf von Opel an einen der Interessenten zu finden, sagte der Sprecher: «Wir wollen die noch offenen Fragen klären und hoffen auf eine baldige Einigung.» Am Freitag hatte der GM-Verwaltungsrat die erwartete Entscheidung vertagt, ob Opel an den österreichisch- kanadischen Autozulieferer Magna oder den Finanzinvestor RHJI gehen soll. Nach GM-Angaben werden derzeit die Verhandlungen fortgeführt. Wann das Spitzengespräch stattfindet, gab GM nicht bekannt.

Merkels Sprecher Ulrich Wilhelm betonte am Montag, die deutsche Seite habe ihre Hausaufgaben gemacht. Es lägen unterschriftsreife Verträge der beiden Interessenten Magna und RHJI vor. Er vermied aber offene Kritik am Vorgehen der Amerikaner: «Das Thema kann man nicht in Konfrontation lösen, sondern nur miteinander.»

Nach Worten Wilhelms hat es am Wochenende bereits auf Arbeitsebene Kontakte zwischen dem Kanzleramt und dem Weißen Haus in Washington gegeben. Es bleibe bis zur nächsten regulären Sitzung des GM- Verwaltungsrates um den 8./9. September Zeit, um die offenen Punkte zu klären.

Keine Auswirkungen auf das laufende Geschäft

Die Hängepartie hat laut Bundesregierung keine Auswirkungen auf das operative Geschäft von Opel. Dank der staatlichen Brückenfinanzierung - der Autobauer erhielt ein Darlehen von 1,5 Milliarden Euro - reiche die Liquidität aus, sagte Wilhelm. Der Rüsselsheimer Autobauer gehört zu jenen Herstellern, die in den vergangenen Monaten beim Absatz von der staatlichen Abwrackprämie deutlich profitierten.

Branchenexperten gehen davon aus, dass GM jetzt nur noch von allerhöchster Stelle unter Druck gesetzt werden kann. «Die Bundeskanzlerin muss sich mit dem US-Präsidenten Barack Obama beraten - alles andere akzeptiert GM nicht», sagte Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer der dpa. Diese Woche sei entscheidend, wenn jetzt keine Lösung gefunden werde, werde Opel von GM in die Insolvenz geschickt.

Neue Variante

Die amerikanische Finanznachrichtenagentur Bloomberg berichtete am Montag unter Berufung auf informierte Personen, Berater des GM- Verwaltungsrats empfiehlen, ein Festhalten an Opel zu prüfen, unter anderem um von dem russischen Markt profitieren zu können.

Nach Einschätzung der Regierung gibt es aktuell aber keine Anzeichen dafür, dass General Motors seine Ex-Tochter Opel behalten und den Verkaufsprozess abblasen will. Es gebe keine Anhaltspunkte für eine Meinungsänderung in Detroit, sagte Wilhelm. Ob und an wen verkauft werde, sei allein Sache des Eigentümers GM. Das letzte Wort hat allerdings die Treuhand, in der Vertreter von Bund, Ländern und GM sitzen.

Großdemo geplant

Unterdessen will die Opel-Belegschaft - wie vom Gesamtbetriebsratschef Klaus Franz angekündigt - aktiv werden, sollte keine Entscheidung über Opel fallen. Laut «Bild.de» soll eine Großdemonstration vor der US-Botschaft stattfinden.

Die IG Metall kritisierte das Verhalten von GM. «Die Nichtentscheidung des GM Verwaltungsrates ist verantwortungslos gegenüber dem Unternehmen und der Marke Opel und respektlos gegenüber den Menschen, die dort arbeiten», kritisierte der Leiter des IG- Metall-Bezirks Frankfurt, Armin Schild. «Es geht offenbar darum, Opel zum Insolvenzfall zu machen.» Bei GM tobt nach Schilds Einschätzung ein Machtkampf um den Teilverkauf der europäischen Tochter. Die Politik müsse das Unternehmen Opel davor schützen. (AG/dpa)

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