«Sind Wegbereiter neuer Technologien»

Interview mit dem Chef der BMW M GmbH Kay Segler

BMW hat gerade den X6 M vorgestellt, einen SUV mit 555 PS. Kritik an der Leistung und dem Verbrauch des Geländewagens weist Kay Segler zurück. Im Interview mit der Autogazette spricht der Chef der M GmbH über die Absatzsituation und Alternative Antriebe.

Kay Segler rechnet nach über 24.000 verkauften Fahrzeugen der BMW M GmbH in 2008 in diesem Jahr mit einem Absatzrückgang. «Wir gehen von deutlich geringeren Absatzzahlen als im Vorjahr aus. Doch man sollte sich nicht nur auf die Stückzahlen fokussieren. Mir ist es wichtiger, dass unser Ergebnisbeitrag für die Gruppe stimmt - und der stimmt», sagte Segler im Interview mit der Autogazette.

Abkühlung des Marktes erwartet

Segler, der seit Mai Chef der BMW M GmbH ist, rechnet für das kommende Jahr nach dem Auslaufen der Abwrackprämie mit einer Abkühlung des Gesamtmarktes. «Doch davon wird die BMW Group nicht so stark betroffen sein, die M GmbH schon recht nicht. Als Premiumhersteller hat die BMW Group nur in einem sehr überschaubaren Rahmen von der Abwrackprämie profitiert.»

«Sind Wegbereiter neuer Technologien»

BMW X6 M Foto: BMW

Autogazette: Herr Segler, der neue X6 M hat 555 PS und verbraucht 13,9 Liter. Passt ein solches Auto noch in eine Zeit, in der das Thema Klimaschutz immer wichtiger wird?

Kay Segler: Definitiv ja. Die BMW Group hat das Thema Umweltschutz schon seit Jahren erkannt. Unser Programm Efficient Dynamics ist dafür das beste Beispiel Der CO2-Ausstoß unserer Flotte liegt in Deutschland derzeit bei 158 Gramm, ein glänzender Wert für einen Premiumhersteller.

Autogazette: Der CO2-Ausstoß des X6 M liegt indes mit 13,9 Litern bei unzeitgemäßen 325 Gramm pro Kilometer.

Segler: Die 13,9 Liter sind ein exzellenter Wert für ein Auto mit dieser Leistung.

«Besteht hohe Nachfrage»

Autogazette: Das Sportwagen 555 PS haben, kann man ja noch nachvollziehen. Doch warum muss eigentlich ein 2,3 Tonnen schwerer SUV soviel Leistung haben?

Segler: Weil eine hohe Nachfrage nach einem solchen Auto beispielsweise in den USA, Rußland oder China besteht. Zugleich ist dieses Fahrzeug ein Statement für die Innovationskraft unserer Autoindustrie. Wir sind damit Wegbereiter für neue Technologien.

Autogazette: Ihre Kollegen von AMG-Mercedes wollen bis 2012 den Verbrauch durch Start-Stopp-Systeme und Benzindirekteinspritzung um 30 Prozent reduzieren. Wie schauen Ihre Ziele aus?

Segler: Sie können davon ausgehen, dass es unser Ziel bleibt, besser als der Wettbewerb zu sein.

Autogazette: US-Präsident Obama hat eine neue Klimapolitik verkündet, die die Ära der Spritverschwendung beenden soll. Bis 2016 soll der Durchschnittsverbrauch von neun auf 6,6 Liter senken. Ignorieren Sie als M GmbH die Klimadiskussion?

Segler: Absolut nicht. Wir sind Teil der BMW Group und die tut mit Efficient Dynamics eine Menge für die Verbrauchsreduktion. Wir sind auch diejenigen, die offensiv mit dem Thema Diesel umgegangen sind, weil das maßgeblich zur Verbrauchsreduktion beiträgt.

«Es sind viele Fragen offen»

Das Heck des X6 M Foto: BMW

Autogazette: Sehen Sie in den USA schon ein Bewusstsein für den Diesel?

Segler: Es ist schwer vorauszusagen, wie sich eine solche Technologie durchsetzt. Denn es reicht nicht, dass der Kunde sie will, auch die Politik muss sie unterstützen. Solange der Diesel Nachteile für den Kunden hat, unter anderem durch teurere Preise an der Tankstelle, wird es weiter schwierig bleiben.

Autogazette: Seit kurzem läuft in den USA als auch in Berlin ein Pilotprojekt mit dem Elektro-Mini. Welche Rolle spielen für die M GmbH Alternative Antriebe?

Segler: Als ehemaliger MINI-Chef freue ich mich über den Start dieses Projekts. Doch mit Blick auf den reinen Elektroantrieb sind noch viele Fragen offen, die wir hoffen, mit diesem Forschungsprojekt zu klären. Für die M GmbH ist ein reiner Elektroantrieb deshalb derzeit auch nicht vorstellbar. Schwere Batterien widersprechen beispielsweise dem Thema Leichtbau. Doch wir nutzen beispielsweise intensiv das Thema Bremsenergierückgewinnung.

«Halten am Wasserstoffantrieb fest»

Autogazette: Wie schaut es denn mit dem Hybridantrieb aus?

Segler: Das Thema Hybrid ist ein Bestandteil der Überlegungen der BMW Group. So wird in diesem Jahr noch der X6 und auch der 7er als Hybrid angeboten. Als Fernziel halten wir weiter am Wasserstoffantrieb fest. Was die M GmbH hier machen wird, steht noch nicht fest.

Autogazette: Die M GmbH konnte 2008 mit 24.186 verkauften Autos den Absatz um 50 Prozent steigern. Gelten in der Krise für Hochleistungssportwagen andere Marktgesetze?

Segler: Das Thema Sportwagen hängt stark von Neuheiten ab. Wenn wir neue Modelle anzubieten haben, entfallen darauf rund zwei Drittel der Verkäufe. Ein Drittel generiert der Markt. Doch auch wir unterliegen den normalen Markgesetzen, merken entsprechend auch die Krise.

«Nicht auf Stückzahlen fokussieren«

Das M3 Cabrio Foto: BMW

Autogazette: Mit welchem Absatz rechnen Sie in diesem Jahr?

Segler: Wir gehen von deutlich geringeren Absatzzahlen als im Vorjahr aus. Doch man sollte sich nicht nur auf die Stückzahlen fokussieren. Mir ist es wichtiger, dass unser Ergebnisbeitrag für die Gruppe stimmt - und der stimmt.

Autogazette: Für die BMW Group lag das Minus im Juni auf dem US-Markt bei gut 20 Prozent. Für wann sehen Sie eine Trendwende?

Segler: Es ist schwer zu sagen. Unser Vertriebsvorstand Ian Robertson jedenfalls sieht mit Blick auf den Juni mit einem weltweiten Minus von 12,7 Prozent zum Vorjahresmonat erste Anzeichen einer leichten Erholung. Ich denke, dass wir den Bodensatz erreicht haben.

Autogazette: Der M3 ist 2008 der Absatztreiber mit fast 18.000 Einheiten gewesen. Wird er das auch 2009 sein und welche Rolle wird dem X6 und X5 zukommen?

Segler: Der M3 ist unser Bestseller. Doch wir sind guter Hoffnung, dass der X6 und X5 M bei den Kunden gut ankommen wird. Die ersten Reaktionen sind sehr positiv.

Autogazette:Nach dem Auslaufen der Abwrackprämie wird in Deutschland mit einem drastischen Absatzeinbruch gerechnet. Halten Sie einen Gesamtmarkt von 2,6 Millionen Fahrzeugen für realistisch?

Segler: Das ist möglich. Sicherlich wird das Auslaufen der Abwrackprämie zu einer Abkühlung des Marktes in 2010 führen. Doch davon wird die BMW Group nicht so stark betroffen sein, die M GmbH schon recht nicht. Als Premiumhersteller hat die BMW Group nur in einem sehr überschaubaren Rahmen von der Abwrackprämie profitiert.

Das Interview mit Kay Segler führte Frank Mertens

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