«Sind einer der Profiteure der Abwrackprämie»

Interview Skoda-Deutschland-Geschäftsführer Rieck

«Sind einer der Profiteure der Abwrackprämie»
Alfred E. Rieck © Foto: Skoda

Skoda hat im Februar aufgrund der Abwrackprämie in Deutschland 50.000 Auftragseingänge erzielt. In diesem Jahr will der Importeur seinen Marktanteil auf über vier Prozent steigern, wie Geschäftsführer Alfred E. Rieck der Autogazette sagte.

Für Skoda-Deutschland-Chef Alfred E. Rieck sollte der Erhalt der Abwrackprämie vom Datum des Kaufvertrages abhängig gemacht werden. «Eine Umstellung der Abwrackprämiengarantie auf das Datum des Kaufvertrages würde die überflüssige Unsicherheit beim Kunden ausräumen», sagte Rieck im Interview mit der Autogazette. «Die Kunden hätten damit auch die Möglichkeit, das Auto zu kaufen, das er oder sie auch wirklich gerne kaufen möchten.»

Abwrackprämie verlängern

Zugleich sprach sich Rieck für eine Verlängerung der Abwrackprämie über den 31. Dezember dieses Jahres aus. Wie er sagte, sollte sie zumindest bis zu dem Zeitpunkt verlängert werden, «an dem man erkennen kann, ob die übrigen Maßnahmen des Konjunkturpaketes greifen und die Wirtschaft wieder wächst».

«Wir wollen den nachhaltigen Erfolg»

Der Octavia Kombi Foto: Skoda

Autogazette: Herr Rieck, Skoda ist im Februar mit einem Marktanteil von 5,4 Prozent erfolgreichster Importeur vor Toyota. Wird das auch Ende des Jahres so sein?

Alfred E. Rieck: Den Erfolg eines Importeurs kann man nicht nur an den erzielten Absatzzahlen am Ende eines Geschäftsjahres messen. Eine Strategie, die nur auf Volumenzahlen am Ende des Geschäftsjahres ausgerichtet ist, kann für alle Beteiligten unternehmerisch sehr gefährlich sein. Wir streben keinen kurzfristigen Erfolg an. Wir wollen den nachhaltigen Erfolg. Wir wollen den Erfolg, der das Ergebnis von einer hohen Kundenzufriedenheit, von einer hohen Kundenloyalität, von einer im Wettbewerbsumfeld hohen Rendite des Händlernetzes und von einem hohen Absatzvolumen ist. Das war in den vergangenen Jahren unser Ziel und das wird auch unser Ziel für die Zukunft sein.

Autogazette: Welchen Marktanteil erwarten Sie Ende 2009?

Rieck: Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir auch in diesem Jahr unseren Marktanteil weiter steigern und damit erstmals die 4 Prozent-Marke überspringen werden. Allerdings werden wir unserem Grundsatz der vergangenen Jahre treu bleiben und diese Steigerung nicht zu Lasten des Folgejahres vollziehen.

Autogazette: Skoda hat im Vorjahr knapp über 121.000 Fahrzeuge verkauft. Was erwarten Sie in diesem Jahr dank der Abwrackprämie?

Rieck: In diesen Zeiten erlebt die Automobilindustrie einen Auftragsboom, der größtenteils das Ergebnis der staatlichen Fördermaßnahme ist. Eine Maßnahme, die zeitlich befristet ist und die wirkliche Beschaffenheit des Marktes nicht reflektiert. Entscheidend wird die Entwicklung des Gesamtmarktes nach Auslauf der staatlichen Förderung, der Abwrackprämie, sein. Dann wird sich entscheiden, ob sich unsere hoffnungsvollen Erwartungen erfüllen werden und wir das Vorjahresergebnis übertreffen werden.

«Positivtrend wird andauern»

Der Roomster Foto: Skoda

Autogazette: Im Februar haben Sie 14.968 Autos abgesetzt, ein Plus von 74 Prozent zum Vorjahr. Wie lange wird dieser Positivtrend durch die Abwrackprämie noch andauern?

Rieck: Wir werden in diesem Jahr noch einige Monate ein Wachstum gegenüber den vergleichbaren Vorjahresmonaten verzeichnen.

Autogazette: Kann die Abwrackprämie zu einer generellen Erholung der Marktsituation beitragen?

Rieck: Wir haben es mit zwei unterschiedlichen Themenfeldern zu tun, die nicht miteinander vermischt werden dürfen. Die Abwrackprämie ist eine gute Entscheidung der Bundesregierung gewesen. Sie hilft der Automobilbranche durch eine Zeit der strukturellen Schwäche der Gesamtwirtschaft hindurch zu kommen. Die nachhaltige Erholung des Automobilmarktes kann aber nur eine strukturelle Erholung der Gesamtwirtschaft bewirken. Die Bevölkerung in Deutschland braucht wieder eine begründete Zukunftshoffnung und einen damit einhergehenden begründeten Zukunftsmut. Nur dann wird sich die Gesamtwirtschaft und der Automobilmarkt nachhaltig erholen können. Es wird entscheidend sein, dass die Programme aus den beiden Konjunkturpaketen im zweiten Halbjahr greifen und die Gesamtwirtschaft sich wieder positiv entwickelt.



Autogazette: Sollte die Abwrackprämie verlängert werden?

Rieck: Die Frage, ob die Abwrackprämie verlängert werden sollte oder nicht, ist zweitrangig. Zu allererst braucht der heute Kaufwillige mehr Sicherheit zu der Frage, ob er oder sie nach dem Erhalt des bestellten Fahrzeuges die staatliche Förderung von 2.500 Euro noch bekommt oder nicht. Qualitativ wertvolle Fahrzeuge waren in der Vergangenheit bereits begehrt und die Lagerbestände bei den Händlern bzw. Importeuren oder Herstellern entsprechend gering. Die Auftragsflut der vergangenen vier Wochen übersteigt trotz aller Produktionserweiterungen und -anpassungen jegliche Produktionskapazität bei jedem Hersteller. Lieferzeiten sind die unausweichliche Folge. Dieser Umstand bringt den Kaufwilligen in eine Situation der Unsicherheit, die nicht produktiv ist und so sicherlich auch von unserer Regierung nicht gewollt war.

«Abwrackprämie vom Kaufdatum abhängig machen»

Skoda Superb Foto: Skoda

Autogazette: Also sollte der Erhalt der Abwrackprämie vom Kaufdatum abhängig gemacht werden?

Rieck: Eine Umstellung der Abwrackprämiengarantie auf das Datum des Kaufvertrages würde die überflüssige Unsicherheit beim Kunden ausräumen. Die Kunden hätten damit auch die Möglichkeit, das Auto zu kaufen, das er oder sie auch wirklich gerne kaufen möchten. Darüber hinaus wäre es sicherlich wünschenswert, wenn die Abwrackprämie verlängert werden würde. Zumindest bis zu dem Zeitpunkt an dem man erkennen kann, ob die übrigen Maßnahmen des Konjunkturpaketes greifen und die Wirtschaft wieder wächst.

Autogazette: Wie viele Auftragseingänge haben Sie im Februar aufgrund der Abwrackprämie zu verzeichnen gehabt?

Rieck: Wir haben im Februar einen Gesamtauftragseingang von knapp 50.000 Fahrzeugen gehabt.

«Sind einer der Profiteure»

Der Skoda Fabia Foto: Skoda

Autogazette: Ist Skoda der große Profiteur der Prämie?

Rieck: Skoda ist sicherlich einer der Profiteure der Abwrackprämie.

Autogazette: Profitiert vor allem der Kleinwagen Fabia von der Abwrackprämie?

Rieck: Nicht nur. Alle unsere Baureihen (Fabia, Roomster, Octavia und Superb) haben im Februar einen deutlichen Anstieg im Auftragseingang verzeichnet. Eine Entwicklung, die uns sehr zufrieden sein lässt und zeigt, dass die Marke Skoda nicht mehr als Billigmarke oder als Einstiegsmarke gesehen wird.

Autogazette: Welche Motorisierungen werden geordert, insbesondere der Einstiegsbenziner?

Rieck: Es sind nicht nur die Einstiegsmotorisierungen sowie die Einstiegsausstattungslinien, die eine steigende Nachfrage erleben. Diesen Anstieg sehen wir über unsere gesamte Angebotspalette

Autogazette: Welchen Gesamtabsatz erwarten Sie in Deutschland in diesem Jahr nach 3,01 Millionen im Vorjahr?

Rieck: Wie zuvor schon erwähnt. Entscheidend wird das zweite Halbjahr sein. Sollte der Automobilmarkt im zweiten Halbjahr einigermaßen stabil bleiben, ist ein Gesamtmarkt in der Größenordnung von ca. 3,1 Millionen Fahrzeuge nicht unrealistisch.

Das Interview mit Alfred E. Rieck führte Frank Mertens


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