Scharfe Wortwechsel

Machtkampf Porsche/VW

Bei Porsche sollen am 23. Juli die Weichen für die Zukunft gelegt werden. Die nahende Entscheidung verschärft im Machtkampf mit VW auch den Ton.

Porsche-Betriebsratschef Uwe Hück hat die Eigentümerfamilien Porsche und Piëch aufgefordert, Geld in den angeschlagenen Autobauer zu pumpen. «Die Familien müssen was machen. Sie dürfen sich nicht zurückziehen», sagte der Vize- Aufsichtsratschef am Mittwoch nach einer Betriebsversammlung im Forschungs- und Entwicklungszentrum in Weissach.

Scharfe Kritik an Wulff

Hück sprach sich für eine Kapitalerhöhung bei Porsche aus. Nach seiner Einschätzung kann aber nur ein externer Investor Porsche helfen, die Milliardenschulden abzubauen. Ob auf der Aufsichtsratssitzung am 23. Juli jedoch nur noch über den Einstieg von Katar verhandelt wird und damit das VW-Angebot zur Übernahme von knapp der Hälfte der Porsche AG aus dem Rennen ist, wollte Hück nicht bestätigen.

Hück richtete in dem Übernahmekampf mit VW scharfe Angriffe an Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU). Dieser habe versucht, bei Banken Stimmung gegen den hochverschuldeten Autobauer zu machen, damit dieser kein Geld mehr bekommt. «Wulff will Porsche kaputtmachen, um uns danach billig einzukaufen.» Das könne er bei Bedarf belegen und Zeugen dafür nennen. Mit diesem Vorgehen gefährde Wulff die Arbeitsplätze bei Porsche.

Wulff kontert

Wulff selbst wies mit scharfen Worten die Angriffe zurück. «Uwe Hück fürchtet offenbar um Privilegien. Anders lassen sich seine Polemik und seine unwahren Behauptungen kaum erklären», erklärte Wulffs Sprecher am Mittwoch in Hannover. Er missbrauche dabei die Arbeitnehmerschaft von Porsche für seine eigenen Interessen. Tatsache sei, dass Porsche VW übernehmen wollte und nicht umgekehrt VW Porsche. Dabei habe VW die Übernahme durch einen Gewinnabführungs- und Beherrschungsvertrag letztlich selbst mitfinanzieren sollen.

Im Gegensatz zu dem Vorwurf, dass Wulff bei Banken Stimmung gegen den hochverschuldeten Sportwagenbauer gemacht habe, sei dieser vielmehr Ende März 2009 erfolgreich dafür eingetreten, dass Porsche von VW einen Kredit über 700 Millionen Euro gewährt bekommen hat. Außerdem habe sich Wulff auch erfolgreich für weitere Kredite an Porsche eingesetzt. In das Kreditantragsverfahren von Porsche bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau habe sich der Ministerpräsident zu keinem Zeitpunkt eingeschaltet.

Alle Beschäftigten von Volkswagen und Porsche würden von einem integrierten Porsche/VW-Konzern profitieren, betonte der Sprecher der Staatskanzlei. Und fügte hinzu: «Uwe Hück allerdings würde seine Allmacht verlieren. Angesichts des Stils von Uwe Hück kann man dies auch im Interesse von Porsche nur begrüßen.»

Unterschriftenaktion gestartet

Der Betriebsratschef betonte, er werde mit aller Macht um die Eigenständigkeit des Autobauers kämpfen. «Wir haben heute eine Unterschriftensammlung gestartet und werden diese den Familien Porsche und Piëch übergeben. Wenn das nicht hilft, werden wir uns an Bundeskanzlerin Angela Merkel wenden.» Nach Angaben von Hück haben die Sprecher der Eigentümerfamilien, Wolfgang Porsche und und Hans Michel Piëch, nochmals versichert, dass das Unternehmen eigenständig bleibt. (dpa)

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