Rollwiderstandsarme Reifen für Continental Top-Thema

Markt- und Technologieführerschaft ausbauen

Rollwiderstandsarme Reifen für Continental Top-Thema
Der Autozulieferer Continental liegt auf Kurs. © dpa

Das Reifengeschäft hat sich für den Automobilzulieferer Continental als sicherer Gewinnbringer erwiesen. Als herausragendes Thema der Zukunft sieht das Unternehmen für die Zukunft rollwiderstandsarme Reifen.

Der Automobilzulieferer Continental will die Technologie- und Marktführerschaft bei Winterreifen durch kontinuierliche Weiterentwicklung ausbauen. "Wir wollen damit sicher stellen, dass wir bei den Tests der führenden Reifenfachmagazine auch in den kommenden Jahren wieder auf den vordersten Plätzen landen", sagte der Leiter der Continental -Reifenentwicklung Burkhard Wies im Gespräch mit der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Als zweites herausragendes Thema der nächsten Jahre sieht der Physiker Reifen mit geringerem Rollwiderstand für verbrauchsarme Fahrzeuge. Das lukrative Reifengeschäft des Hannoveraner Autozulieferers, der daneben auch Stabilitätsprogramme, Einspritzsysteme oder Autoinnenausstattungen herstellt, hatte sich während der Krise als stabiler Gewinnbringer entpuppt.

Continental steht vor Zielkonflikten

Wies räumte ein, dass Continental trotz seiner rund 1.000 Ingenieure allein in Hannover nicht an allen Reifeneigenschaften gleichzeitig arbeiten kann. Die Reifenentwickler befänden sich immer in Zielkonflikten etwa zwischen guten Werten auf nasser Fahrbahn, beim Bremsweg oder dem Verschleiß. Continental habe aber den Anspruch, in der Gesamtleistung führend zu bleiben. Bei den Winterreifen kann Conti laut Wies auf einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil vertrauen: "Wir haben ein Patent auf einen Weichmacher, den alle gerne kopieren würden, weil er uns im Winterreifensegment immense Vorteile sichert."

Die Aufwendungen für Forschung und Entwicklung bezifferte Wies auf rund 2,2 Prozent des Umsatzes der hochprofitablen Sparte. In den ersten sechs Monaten des Jahres machten die Reifen 4,1 Milliarden Euro der konzernweiten Erlöse von knapp 15 Milliarden Euro aus. Gleichzeitig erzielte das Reifengeschäft ein operatives Ergebnis von rund 565 Millionen Euro und kam damit auf eine Marge von 13,7 Prozent. Der im MDax notierte Konzern verzeichnete insgesamt eine Marge von vergleichsweise nur 8,6 Prozent.

Schmale Reifen für weniger Verbrauch

Beim Thema Rollwiderstand, der auch zu geringerem Kraftstoffverbrauch und niedrigerem CO2-Ausstoß führen soll, setzt Wies auf schmale Reifen mit großem Durchmesser. "Die Autos brauchen eigentlich neue Reifengrößen, dem Ganzen sind aber auch technische Grenzen gesetzt", erklärte der Experte. "In den vergangenen knapp zehn Jahren ist es uns gelungen, den Rollwiderstand in etwa zu halbieren. Diese großen Fortschritte können aber nicht einfach fortgeschrieben werden." Weitere Verbesserungen verlangten auch nach neuen Materialien und könnten damit für die Kunden durchaus teuer werden.

Um sich von den auf den Weltmärkten schwankenden Rohstoffpreisen unabhängiger zu machen, forscht der weltweit viertgrößte Reifenhersteller in Zusammenarbeit mit Partnern wie Universitäten an alternativen Materialien. Ein Projekt, Naturkautschuk aus Löwenzahn zu gewinnen, befinde sich in der Laborphase. Bis zur Umsetzung in die Praxis dürften allerdings noch rund zehn Jahre vergehen, sagte Wies. Gleichzeitig arbeite man an Verfahren, um das Ausschussmaterial in der Reifenfertigung aufzufangen und wiederzuverwenden. Dort könnte die Umsetzung schon in den nächsten zwei bis fünf Jahren gelingen.

Bei der sogenannten Erstausstattung, also dass Neuwagen auf Conti-Reifen aus den Autowerken fahren, ist Continental den Angaben zufolge seit 2003 Marktführer in Europa. Auf dem boomenden chinesischen Markt etabliert sich das Unternehmen gerade dank einer eigenen lokalen Produktion und will dadurch den Marktanteil in China kontinuierlich steigern. Nachholbedarf habe Continental beispielsweise noch in den USA. Dort sei der Vertrieb nun neu aufgestellt und es würden Marktanteile hinzugewonnen. Für den langfristigen Erfolg sei es jetzt "entscheidend, dass sie dort neben dem bestehenden Werk in Mount Vernon bald noch ein weiteres Werk zur Verfügung haben", sagte Wies. Dieses neue Werk sei Bestandteil des mehr als eine Milliarde Euro schweren Investitionsprogramms, in dessen Rahmen bis Ende 2013 auch ein neues Pkw-Reifenwerk im russischen Kaluga gebaut werden soll. (dpa)

Vorheriger ArtikelZwei mutmaßliche Autobrandstifter in Berlin verhaftet
Nächster ArtikelBMW setzt auf Sprit sparen mit Abgasen
Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

Keine Beiträge vorhanden