Putin rechnet mit Magna-Einstieg

Opel-Übernahme

Trotz der neuerlichen Offerte des chinesischen Autobauers BAIC glaubt Russlands Regierungschef Wladimir Putin an eine Übernahme von Opel durch Magna. Das Rennen sei praktisch entschieden.

Der Bieterkampf um den Einstieg bei Opel ist nach Einschätzung von IG-Metall-Chef Berthold Huber und dem russischen Ministerpräsidenten Wladimir Putin praktisch entschieden. «Ich habe keine Zweifel, dass Magna mit seinen russischen Partnern den Zuschlag erhält», sagte Huber am Dienstag der Deutschen Presse- Agentur dpa nach einem Gespräch mit dem Regierungschef. Darin sei er sich mit Putin einig.

BAIC verstärkt Bemühungen

Unterdessen verstärkt der chinesische Autobauer BAIC mit einem neuen Angebot den Druck. Die bisherige Opel-Mutter General Motors (GM) zieht BAIC (Beijing Automotive Industry Corporation) laut einem Zeitungsbericht nun wieder verstärkt als Opel-Käufer in Erwägung. Beobachter schließen allerdings nicht aus, dass es GM bei dem Flirt mit den Chinesen vor allem darum geht, die Verhandlungsposition gegenüber Magna zu verbessern. Der österreichisch-kanadische Zulieferer verlangt unter anderem das Exklusivrecht für das GM- Russland-Geschäft mit der Marke Chevrolet.

Das «Wall Street Journal» hatte am Montag unter Berufung auf einen Insider berichtet, dass das überarbeitete Angebot von BAIC ein Volumen von rund 660 Millionen Euro habe. Der chinesische Autobauer wolle mit 2,64 Milliarden Euro deutlich weniger staatliche Garantien als Magna mit 4,5 Milliarden. GM stehe einem möglichen Deal mit BAIC nun aufgeschlossener gegenüber.

Neues Werk in China

Nach Informationen der «Financial Times» will BAIC für umgerechnet 1,4 Milliarden Euro ein neues Werk in China bauen, wenn der Autobauer den Zuschlag erhält. Bis dahin wolle BAIC in China Opel-Autos aus europäischer Produktion verkaufen. Das belgische Werk in Antwerpen wollten die Chinesen schließen, schreibt die Zeitung. Der Opel- Gesamtbetriebsratsvorsitzende Klaus Franz hatte BAIC mehrfach entschieden abgelehnt. «Die wollen nur Technologie und haben überhaupt keine Erfahrung auf dem globalen Automarkt», hatte er vergangene Woche betont.

Franz hofft weiterhin auf eine Einigung mit dem österreichisch- kanadischen Zulieferer Mitte Juli. «Opel wird eigenständig, mit Anteilen von GM, Magna, Sberbank und den Mitarbeitern», sagte er dem «Wiesbadener Kurier» (Mittwoch). Magna habe das überzeugendste industrielle Konzept aller Bieter vorgelegt.

Beteiligung der Sberbank bekräftigt

Putin habe die russische Beteiligung über die Sberbank noch einmal bekräftigt und gleichzeitig deutlich gemacht, dass mit der Zeit auch Opel-Produktionslinien nach Russland kommen müssten, sagte Huber der dpa. Die industrielle Konzeption für «New Opel» liege aber einzig und allein bei Magna. Der Autozulieferer will im Stammwerk des russischen Herstellers GAZ in der Wolga-Stadt Nischni Nowgorod von 2010 an jährlich 170 000 Einheiten produzieren.

Von 2014 sollen dort fünf Modelle herstellt werden. Auch im bisherigen GM-Werk Sankt Petersburg will Magna die Fertigung ausbauen.
««Opel neu» braucht diesen Markt», sagte Huber. Es sei daher klar, dass weitere Investitionen auch in Russland stattfinden müssten. «Sie können diesen Markt nicht nur von außen beliefern. Dagegen sprechen allein schon die in der Wirtschaftskrise stark erhöhten Einfuhrzölle.» Huber war am Dienstag im Zuge einer Russlandreise als Vorsitzender der Internationalen Metallarbeiterbundes (IMB) mit Putin zusammengetroffen.

Der Wettstreit um Opel ist in die heiße Phase eingetreten und damit wächst der Druck auf alle Beteiligten. Der Autozulieferer Magna, mit dem die bisherige Opel-Mutter GM bereits eine Absichtserklärung vereinbart hat, sieht sich auf der Zielgeraden. Kommenden Dienstag soll der Magna-Aufsichtsrat den Weg für den Einstieg freimachen. Schon einen Tag später will Magna- Geschäftsführer Siegfried Wolf einen rechtsverbindlichen Vertrag mit GM unterzeichnen. Doch der US-Konzern soll weiterhin auch gegenüber den konkurrierenden Offerten von BAIC und der Investmentholding RHJ International aufgeschlossen sein. (dpa)

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