Die deutschen Premium-Hersteller kämpfen verbissen um die Führungsposition. Welcher der drei Autobauer letztendlich aber die Nase vorne hat, hängt ganz ganz von der Betrachtungsweise ab.
Im harten Wettbewerb der drei deutschen Premium-Autohersteller ist derzeit die Führungsposition hart umkämpft. «Wir wissen, dass der Wettbewerb nicht schläft und wir uns auf die Hinterbeine stellen müssen», sagte BMW-Chef Norbert Reithofer am Mittwoch in München. Nach Stückzahlen liegt der weiß-blaue Autobauer zwar seit einiger Zeit vorne. Allerdings gerieten bei den Münchnern die Gewinnmargen zuletzt weiter unter Druck. Bei der Profitabilität konnte zuletzt Mercedes - befreit von der Chrysler-Last - stark zulegen. Die VW-Tochter Audi wiederum verweist ebenfalls auf hohe Zuwachsraten bei Gewinn und Absatz und will bis 2015 der erfolgreichste Premiumhersteller der Welt werden.
Veränderte Schwerpunkte
Zusätzliche Spannung kommt in das Wettrennen durch die Diskussion um den Klimawandel. Wegen neuer Grenzwerte und eines Imageverlusts gerade bei großen, spritfressenden Modellen werden die Karten in der Branche neu gemischt. Dafür sind die deutschen Hersteller aber gerade auch durch den harten Wettbewerb untereinander nach Einschätzung von Experten gewappnet. «Wettbewerb beflügelt zu höheren Leistungen. Nirgendwo kann man das besser studieren als an den drei deutschen Premiumherstellern», sagt Ferdinand Dudenhöffer, Professor für Automobilwirtschaft an der FH Gelsenkirchen.
Beim Absatz hatte BMW dank seiner Modelloffensive vor einiger Zeit Mercedes überflügelt. Audi fährt noch spürbar hinterher. Im ersten Halbjahr steigerte der BMW-Konzern die Zahl der Auslieferungen um fast fünf Prozent auf 730.285 verkaufte Autos. Die Dynamik nahm dabei zuletzt stark zu. Im Juli betrug das Absatzplus 20 Prozent. Die Mercedes Car Group (Mercedes, Smart, Maybach) musste zwar im ersten Halbjahr wegen der Einstellung des Modells smart forfour einen leichten Absatzrückgang um drei Prozent auf 591.200 Verkäufe hinnehmen. Die Hauptmarke Mercedes konnte die Verkäufe aber von 565.300 auf 575.700 Fahrzeuge verbessern. Zum Vergleich: die Münchner Konkurrenz verkaufte im selben Zeitraum 622.415 Fahrzeuge von der Stammmarke BMW. Audi konnte zwar den Absatz um knapp zehn Prozent auf 509.000 Auslieferungen steigern. Damit liegt die VW-Tochter aber noch mit einem guten Stück Abstand auf dem dritten Platz.
Profitabilität entscheidend
Eine reine Absatz-Betrachtung ist nach Einschätzung aller drei Unternehmen nicht sinnvoll. «Ich halte dieses Stückzahlspiel für albern. Entscheidend ist, dass wir einen deutlich größeren Umsatz und eine wesentlich bessere Rendite haben», sagte kürzlich Daimler-Chef Dieter Zetsche. Auch Dudenhöffer sieht Mercedes gut unterwegs: «Die Entscheidung, sich von Chrysler zu trennen, hat der Marke zusätzliches Selbstbewusstsein gegeben.» Im ersten Halbjahr verdiente die Mercedes Car Group vor Zinsen und Steuern fast zwei Milliarden Euro - nach einem kleinen Verlust im Vorjahreszeitraum. Auch Audi macht bei der Profitabilität große Fortschritte. In den ersten sechs Monaten stieg das Vorsteuer-Ergebnis um 67 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro.
Während Mercedes und Audi die Margen verbessern, bröckeln sie bei BMW seit Jahren ab. Die Vorsteuerrendite im Autogeschäft liegt nach einem Gewinnrückgang im zweiten Quartal nur noch bei 5,6 Prozent. «Damit bleibt BMW das Schlusslicht unter den deutschen Premiumherstellern», bilanzierte Analyst Frank Biller von der LBBW.
BMW hat Nachholbedarf
BMW will jedoch auch bei der Profitabilität wieder Boden gut machen. Wie gut der Konzern arbeite, werde man erst richtig sehen, wenn der Dollarkurs drehe und die Rohstoffkosten fallen, sagte Finanzvorstand Stefan Krause. Zudem wollen die Münchner im Herbst bei der Vorstellung ihrer neuen Langfriststrategie wohl auch neue Modelle ankündigen. «Ich kann versichern, dass wir die eine oder andere Überraschung im Köcher haben», sagte Reithofer. Auto-Experte Dudenhöffer glaubt zudem, dass die Münchner besonders gut auf die Klimadiskussion reagieren können. «BMW hat am schnellsten und nachhaltigsten auf das CO2-Problem reagiert.» Auch Audi und Mercedes wollen aber verstärkt auf das Umweltthema setzen, daher dürfte das Wettrennen spannend bleiben. (dpa)