Porsches VW-Angebot erwartet unattraktiv

Mit dem Pflichtangebot an die VW-Aktionäre ist Porsche ein strategischer Coup geglückt: Obwohl der Konzern de facto die Kontrolle hat, muss er sich für geraume Zeit nicht mehr an die VW-Aktionäre wenden.

Das Übernahmeangebot von Porsche für Volkswagen ist erwartungsgemäß kaum auf Resonanz gestoßen. Dem Stuttgarter Sportwagenhersteller wurden nach dessen Angaben vom Montag bis zum Fristablauf am vergangenen Dienstag nur 0,06 Prozent des VW-Aktienkapitals zum Kauf angeboten. Porsche hatte die Konditionen für das Pflichtangebot so gewählt, dass das Echo gering bleiben musste. «Das Ergebnis war angesichts des über dem Angebotspreis liegenden aktuellen Börsenkurses nicht anders zu erwarten», kommentierte Porsche-Chef Wendelin Wiedeking den Ausgang.

Der Sportwagenhersteller hatte den VW-Eignern 100,92 Euro je Stammaktie und 65,54 Euro je Vorzugspapier angeboten. Damit lag die Offerte deutlich unter dem aktuellen Börsenkurs. Porsche hatte die Pflichtofferte im April abgeben müssen, weil die Sportwagenfirma ihren Anteil auf über 30 Prozent aufgestockt hatte. Porsche kann nunmehr bis auf fast 50 Prozent weiter zukaufen, ohne sich erneut erklären zu müssen.

In der Branche wird seit längerem spekuliert, dass die Porsche-Beteiligung erst der Anfang eines viel größeren Vorhabens ist. Porsches einflussreicher Miteigner und VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piech plane die Schaffung eines Mega-Konzerns aus Volkswagen, Porsche sowie dem Lastwagengeschäft von MAN und Scania, heißt es. Mit geschätzten 140 Milliarden Euro Umsatz und 450.000 Beschäftigten wäre das Piech-Imperium größer als jedes andere Autounternehmen.

Im Herbst 2005 hatte Porsche das erste große Aktienpaket an dem Wolfsburger Autohersteller erworben und seitdem seinen Anteil kontinuierlich ausgebaut. Zweitgrößter Aktionär ist das Land Niedersachsen mit gut 20 Prozent. Niedersachsen hatte vor kurzem für 41 Millionen VW-Aktien hinzugekauft, um seinen Einfluss bei dem größten Arbeitgeber in dem Bundesland abzusichern. Durch ein Aktienoptionsprogramm für VW-Mitarbeiter drohte der Landesanteil unter die wichtige Marke von 20 Prozent zu sinken.

Bislang räumt das VW-Gesetz dem Land eine besondere Stellung ein, weil es die Stimmrechte jedes Anteilseigners auf 20 Prozent begrenzt. Das Gesetz steht jedoch beim Europäischen Gerichtshof (EuGH) auf dem Prüfstand. Eine Entscheidung über die aus den 1960er Jahren stammende Sonderregel wird im Sommer erwartet. (Reuters)

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