Porsche-Beschäftige drohen mit Streiks

VW-Patriarch Piech setzt sich durch

Die Übernahmekampf scheint entschieden. Porsche soll die zehnte Marke innerhalb des VW-Konzerns werden. Die Porsche-Beschäftigen sehen sich bedroht und planen einen Arbeitskampf.

Kurz vor den entscheidenden Aufsichtsratssitzungen bei VW und Porsche nehmen die geplanten Strukturen in einem künftigen gemeinsamen Großkonzern immer mehr Kontur an. Nach einer monatelangen Übernahmeschlacht hat sich der mächtige VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch offenbar durchgesetzt: VW soll das Sportwagengeschäft in zwei Schritten komplett übernehmen, Porsche als zehnte Marke eigenständig weitergeführt werden. Darauf hätten sich die Eigentümerfamilien Porsche und Piëch verständigt, verlautete am Wochenende aus Branchenkreisen. Am Ende des Verschmelzungsprozesses dürfte auch für den bisherigen Porsche-Chef Wendelin Wiedeking kein Platz mehr sein.

Zehn Milliarden Schulden

Das Nachrichtenmagazins «Der Spiegel» berichtete, für die Komplettübernahme durch VW dürfte die Porsche Automobil Holding rund acht Milliarden Euro bekommen und könnte ihre Schulden weitgehend tilgen. Porsche hatte sich mit der geplanten Übernahme von VW verhoben und sitzt inzwischen auf rund zehn Milliarden Schulden. Piëch hat sich dem Vernehmen nach seit Bekanntwerden der massiven Probleme des Sportwagenbauers im Schulterschluss mit Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff für den Kauf und die Eingliederung des Sportwagengeschäfts in den VW-Konzern stark gemacht. Das Land hält 20 Prozent an VW und hat durch das VW-Gesetz damit eine Sperrminorität.

Wulff verteidigte sein Engagement in einem Interview der «WirtschaftsWoche» als Standortpolitik: «Es geht um unsere Beschäftigten, unsere Steuereinnahmen.» sagte er. In Niedersachsen sei er «quasi der Vorstandsvorsitzende». Er werbe seit Jahren um arabische Investoren für niedersächsische Unternehmen, sagte Wulff. Und auch mit dem Staatsfonds von Katar, der nun einen Einstieg in den integrierten VW-Porsche-Konzern plant, sei er bereits seit langem im Gespräch.

Aufsichtsratssitzungen am Donnerstag

An diesem Donnerstag kommen die Aufsichtsräte von Porsche und VW zu getrennten Sitzungen in Stuttgart zusammen. Dabei werden die entscheidenden Weichenstellungen in dem seit Monaten erbittert geführten Autodrama erwartet. Wulff sagte der «WirtschaftsWoche», er rechne mit einer breiten Mehrheit für einen integrierten Autokonzern.

Der Wolfsburger Konzern will den jüngsten Informationen zufolge zuerst 49,9 Prozent und zu einem späteren Zeitpunkt die übrigen Anteile übernehmen. Möglicherweise übernehme VW auch das Autohandelshaus der Familien Porsche und Piëch in Salzburg, schrieb «Der Spiegel». Die Porsche Holding Salzburg ist Europas größter Händler von VW-Konzernmarken und Porsche-Modellen. Im Gegenzug halten die Familien laut «Spiegel» dann mehr als 50 Prozent an einem vereinten VW-Porsche-Konzern. Niedersachsen solle weiterhin mit 20 Prozent beteiligt sein, das Emirat Katar künftig mit einem Paket zwischen 14,9 und 19,9 Prozent.

Wiedekings Zukunft ungewiss

Wiedeking dürfte nach Erwartungen von Branchenbeobachtern in dem neuen Autoimperium keine Schlüsselposition mehr bekleiden, dasselbe könnte auch für Finanzchef Holger Härter gelten, der die riskante Übernahme von Volkswagen maßgeblich mit eingefädelt hatte. Über Wiedekings Ausscheiden wird seit Tagen spekuliert, seine Ablösung wurde aber von Porsche-Aufsichtsratschef Wolfgang Porsche dementiert. Dies könnte allerdings auch damit zusammenhängen, dass ein solcher Beschluss dem Kapitalmarkt offiziell mitgeteilt werden müsse, wird in Branchenkreisen gemutmaßt. Die «Süddeutsche Zeitung» schrieb, die Familien hätten sich noch nicht endgültig auf einen Nachfolger geeinigt. Zuvor war spekuliert worden, Produktionsvorstand Michael Macht solle Wiedeking nachfolgen.

Klarheit über die Personalie wird ebenfalls von der Aufsichtsratssitzung am Donnerstag erwartet. Wiedeking hat seit Monaten für die Eigenständigkeit Porsches gekämpft. Er wollte über eine Kapitalerhöhung mit Hilfe der Eigentümerfamilien Geld in die Kassen spülen und hoffte auf einen milliardenschweren Einstieg des Emirats Katar. Auf diese Weise wollte er einen Verkauf an VW verhindern und wohl auch den eigenen Chefsessel sichern.
Porsche-Mitarbeiter machen unterdessen nach Berichten mehrerer Medien gegen die Demontage ihres Chefs und den Verkauf von Porsche mobil. Betriebsratschef Uwe Hück kündigte in Interviews massiven Widerstand der Belegschaft an.

«Eine Übernahme durch VW würde die 11 000 Arbeitsplätze bei Porsche gefährden und einzig dazu dienen, den Traum von Herrn Piëch zu erfüllen», sagte Hück, der auch stellvertretender Aufsichtsratschef bei Porsche ist. «Wir werden uns wehren.» Mehrere Medien berichteten, Betriebsrat und IG Metall planten massive Protestaktionen bis hin zu Streiks. (dpa)

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