Opel-Sanierung teurer als erwartet

GM-Chef zu Besuch in Rüsselsheim

Glaubt man der Ratingagentur Modys, dann wird die Sanierung von Opel teurer als ursprünglich erwartet. GM-Chef Fritz Henderson führte unterdessen in Rüsselsheim erste Gespräche über das Zukunftskonzept.

Wenige Tage nach der überraschenden Kehrtwende im Opel-Poker hat General-Motors-Chef Fritz Henderson in Deutschland Gespräche über die Sanierung der angeschlagenen Europa-Tochter begonnen. Am Montag gab es zunächst «interne Gespräche» mit dem Opel- Management in Rüsselsheim, wie ein Sprecher mitteilte. Laut einer Analyse der US-Ratingagentur Moody's könnte die Sanierung von Opel unterdessen mehr als zwei Milliarden Euro teurer werden als bislang bekannt.

Nach dpa-Informationen hat Henderson die erste Vorlage eines Zukunftskonzepts für Opel im Gepäck. Demnach will General Motors (GM) seiner deutschen Tochter künftig mehr Eigenständigkeit erlauben. Dies hatte zuletzt der Betriebsrat als Vorbedingung für neue Verhandlungen genannt.

Kernfrage Chefposten

Die Besetzung des europäischen Chefpostens dürfte bei den Gesprächen eine der Kernfragen sein. Am Wochenende hatte der Konzern versöhnliche Signale gesendet: Demnach soll der Chefposten in Europa möglichst von einem Europäer besetzt werden, um die Spannungen zwischen dem US-Konzern und der europäischen Belegschaft abzubauen, hieß es in Unternehmenskreisen. General Motors will gut 10 000 der mehr als 50 000 Jobs in Europa streichen. Bedroht ist insbesondere das Werk im belgischen Antwerpen. Hingegen hat GM für den Standort Bochum, der lange auf der Streichliste des US-Konzerns stand, inzwischen ein neues Konzept erarbeitet. Nach GM-Angaben ist aber noch nichts entschieden. Man strebe eine Einigung mit dem Opel-Betriebsrat an. Fest stehe lediglich, dass die Fixkosten um 30 Prozent gesenkt werden müssten.

Im Laufe der Woche will sich Henderson auch mit dem Opel- Gesamtbetriebsratsvorsitzenden Klaus Franz treffen. Franz hatte vergangene Woche gefordert, dass die Adam Opel GmbH in eine deutsche Aktiengesellschaft umgewandelt werde. «Wir wollen kein Anhängsel sein, das von Detroit aus durchregiert wird.»

Höhere Kosten als erwartet

Parallel soll es Gespräche zwischen GM-Vertretern und der Bundesregierung geben. Wichtig wird auch die Frage weiterer Staatshilfe für das schwer angeschlagene Europageschäft sein. Hierzu hatte es zuletzt unterschiedliche Signale aus der Politik gegeben. Die US-Ratingagentur Moody's bezifferte die Sanierungskosten für Opel am Montag auf 8,5 Milliarden Dollar, das sind deutlich mehr als fünf Milliarden Euro, wie Moody's mitteilte. General Motors hatte die Kosten dagegen bislang auf drei Milliarden Euro beziffert. Der Opel- Betriebsrat hatte schon früher erklärt, dieser Betrag würde bei weitem nicht reichen.

GM verfügt nach Einschätzung von Moody's trotz der Milliardenhilfen der US-Regierung nicht über ausreichend Liquidität, um das eigene Geschäft und die Sanierung von Opel zu stemmen. Insofern stehe GM vor der gleichen Ausgangslage, wie zu Beginn der Verkaufsverhandlungen: Opel zu behalten ergebe für GM zwar strategisch Sinn, gleichzeitig fehlten dem Konzern aber die Mittel, um die notwendige Sanierung zu finanzieren.

Der bisherige Europachef von General Motors, Carl-Peter Forster, hatte seinen Posten vergangene Woche verlassen. Er hatte sich für die Übernahme einer Opel-Mehrheit durch ein Konsortium um den Zulieferer Magna ausgesprochen, die überraschend von General Motors abgesagt worden war. Laut einem Bericht des «Manager Magazins» wird Forster neuer Chef des indischen Autoherstellers Tata Motors. Forster habe den Vertrag bereits unterschrieben und werde voraussichtlich zum Jahresende seinen Posten in Indien antreten, schreibt die Zeitschrift unter Berufung auf Detroiter GM-Kreise. (dpa)

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