«Opel muss zurück zu seinen Wurzeln»

Interview mit Carlo von Opel

Carlo von Opel spricht sich für eine Loslösung des Autobauers Opel vom Mutterkonzern GM aus. «Für mich ist es ein Fehler, dass Opel noch zu GM gehört», sagte der Ur-Enkel des Firmengründers Adam Opel der Autogazette.

Carlo von Opel hält nichts von der von Wirtschaftsexperten geforderten zeitweisen Verstaatlichung des Autobauers Opel. «Der Staat eignet sich nicht als Unternehmensführer. Es muss auf jeden Fall die Privatwirtschaft rein, wenngleich der Staat die Rahmenbedingungen schaffen muss», sagte der Ur-Enkel des Firmengründers Adam Opel im Interview mit der Autogazette.

«Staat steht in Verantwortung»

Carlo von Opel (67), der im hessischen Frankenthal eine Reitanlage betreibt, spricht sich indes für eine Bürgschaft des Staates für Opel aus. «Der Staat steht hier in der Verantwortung. Nicht nur für Opel, sondern auch für die Arbeitsplätze bei den Zulieferern.»

«Uns verbindet die Tradition»

Autogazette: Sie sind Pferdezüchter und nicht mehr im Automobilgeschäft tätig. Verbindet Sie außer dem Namen noch etwas mit dem Autobauer Opel?

Carlo von Opel: Auch wenn unsere Familie wirtschaftlich nichts mehr mit der Firma zu tun hat, verbindet uns die Tradition und die Erinnerung an die erfolgreiche Zeit von Opel mit dem Unternehmen, das ja von meinem Ur-Großvater Adam Opel gegründet wurde.

Autogazette: Sind Sie arg besorgt um die Zukunft von Opel?

Opel: Das Unternehmen steht ja nicht vor dem Untergang, es wird so oder so weiterbestehen. Besorgt bin ich indes wegen der Mitarbeiter von Opel, die teilweise seit Generationen für das Unternehmen tätig sind und nun nicht wissen, wie es weitergeht.

Autogazette: Sollte die Bundesregierung Opel die gewünschte Staatsbürgschaft gewähren, um die Arbeitsplätze zu sichern?

Opel: Auf jeden Fall, der Staat steht hier in der Verantwortung. Nicht nur für Opel, sondern auch für die Arbeitsplätze bei den Zulieferern.

«Der Staat eignet sich nicht als Unternehmensführer»

Autogazette: Wirtschaftsexperten haben eine zeitweise Verstaatlichung von Opel gefordert. Kann das ein Weg aus der Krise sein?

Opel: Der Staat eignet sich nicht als Unternehmensführer. Es muss auf jeden Fall die Privatwirtschaft rein, wenngleich der Staat die Rahmenbedingungen schaffen muss.

Autogazette: Die Firma Solarworld hat in dieser Woche ja bereits Interesse am Kauf von Opel bekundet. Kann sich Ihre Familie vorstellen, wieder bei Opel einzusteigen?

Opel: Für mich war die Offerte von Solarworld nur ein PR-Gag. Es muss ein Unternehmen einsteigen, das die Mittel mitbringt, um Opel nach vorn zu bringen. Für unsere Familie käme das nicht in Frage.

«Opel sollte sich von GM loslösen»

Autogazette: GM hat einem Verkauf von Opel zwar eine Absage erteilt, doch wäre eine Loslösung vom Mutterkonzern nicht der beste Weg?

Opel: Auf jeden Fall. Opel sollte sich von GM loslösen und selbständig weitermachen. Für mich ist es ein Fehler, dass Opel noch zu GM gehört. Wenn ein Baum zu breit wird, dann fällt er auseinander, dann kann man ihn nicht mehr schützen. So sehe ich die Angelegenheit bei GM. Wenn ein Konzern zu groß ist, wird er eines Tages auseinanderbrechen. Opel hat doch keine großen Exportmöglichkeiten in die USA und muss zudem noch seine Gewinne in die Staaten abführen.

Autogazette: Wer trägt für Sie die schuld an der Schieflage, ausschließlich GM?

Opel: Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass Opel nach dem Krieg mit dem Admiral, dem Kapitän oder dem Kadett attraktive Fahrzeuge im Angebot hatte, die eine gute Stimmung erzeugten. Doch dann ging man davon ab und hat die Qualität zurückgefahren.

Autogazette: Leidet Opel für Sie also auch unter einem Imageproblem?

Opel: Man hat versäumt, ein Markenzeichen wie VW oder den Stern von Mercedes zu kreieren...

Autogazette: ...Opel hat doch den Blitz.

Opel: Ja, aber man ihn doch nicht so gepflegt wie beispielsweise den Stern.

«Ein Hesse fühlt sich da nicht mehr wohl»

Autogazette: Machen Sie das Opel-Management für dieses Imageproblem verantwortlich?

Opel: Aber natürlich. Das Management hätte das Umfeld um Rüsselsheim mehr pflegen müssen. Zudem wurde das Unternehmen zu stark amerikanisiert, man spricht dort ja nur noch englisch. Ein Hesse fühlt sich da nicht mehr wohl, wenn er Angst haben muss, dass die Arbeit ins Ausland verlagert wird. Opel muss zurück zu seinen Wurzeln.

Autogazette: Hat Opel für Sie die richtigen Modelle im Angebot?

Opel: Ich denke, dass Opel gute Autos im Angebot hat. Woran es hapert, ist das Image und möglicherweise die Werbung, die nicht so gut war wie bei den Mitbewerbern.

Autogazette: Was fahren Sie denn selbst für ein Auto?

Opel: Ich fahre einen Vectra?

Autogazette: Und, erwägen Sie sich ein neues Auto zu kaufen?

Opel:Vielleicht.

Autogazette: Würden Sie sich einen Opel kaufen?

Opel: Ja, wahrscheinlich einen Insignia.

Das Interview mit Carlo von Opel führte Frank Mertens


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