Neuer Interessent vor Super-Gipfel

Chinesen wollen bei Opel einsteigen

Kurz vor dem Gipfel im Bundeskanzleramt am Mittwoch hat ein weiterer Bieter Interesse an Opel bekundet. Der Betriebsrat des Rüsselsheimer Autobauers favorisiert Magna.

Kurz vor dem Super-Gipfel an diesem Mittwoch im Bundeskanzleramt zur Zukunft Opels hat laut einem Zeitungsbericht kurzfristig ein vierter Bieter ein Angebot für eine Übernahme des angeschlagenen Autobauers abgegeben. Nach Informationen der Tageszeitung «Welt» (Mittwoch) will der chinesische Automobilkonzern Bejing Automotive Industry Holding Company (BAIC) bei den Rüsselsheimern einsteigen und dabei auf einen Abbau von Stellen in Deutschland verzichten. Auch Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) hatte am Dienstag in Berlin bestätigt, dass es sich bei dem vierten Bieter um einen chinesischen Interessenten handele, ohne genauere Angaben zu machen.

Garantie für Bestand der Werke

Wie laut «Welt» aus Finanzkreisen zu erfahren war, habe BAIC offenbar auch eine Garantie für den Bestand aller deutschen Werke abgegeben, das allerdings nur für zwei Jahre. Außerdem würden die Pekinger mit weniger Staatsbürgschaften auskommen als die anderen Kandidaten, so die Zeitung unter Berufung auf Finanzkreise.

Vizekanzler Frank Walter Steinmeier (SPD) erwartet vom Opel-Spitzen-Treffen an diesem Mittwoch in Berlin einen «entscheidenden Schritt» für die Rettung des angeschlagenen Autokonzerns. Er rechne mit einem klaren Signal für die Sicherung der vier deutschen Opel-Standorte, sagte er am Dienstag bei der traditionellen Spargelfahrt des konservativen «Seeheimer Kreises» in der SPD auf dem Berliner Wannsee.

Dies gelte auch für die Sicherung möglichst vieler Opel-Arbeitsplätze. Anders als die Union, die die Liquidation und Pleite von Opel in Kauf nehmen wolle, habe sich die SPD immer für das Überleben des Autoproduzenten eingesetzt, betonte der SPD-Kanzlerkandidat. Wenn sich CDU und CSU mit ihren Vorstellungen durchgesetzt hätten, würden schon heute «die schwarzen Fahnen» vor den Werkstoren wehen, fügte er hinzu.

Betriebsrat für Magna

Im Bieterwettkampf haben sich die Arbeitnehmer eindeutig für den Zulieferer Magna ausgesprochen. Wie auch der Finanzinvestor Ripplewood habe der österreichisch-kanadische Konzern ein interessantes Angebot vorgestellt, sagte Opel-Betriebsratschef Klaus Franz am Dienstag in Rüsselsheim. Beide Konzepte beinhalteten den Abbau von bis zu 10 000 Arbeitsplätzen in Europa. Das wäre jeder fünfte Job bei der heutigen Tochter des US-Herstellers General Motors (GM). Empört reagierte Franz auf das Nichterscheinen von Vertretern des Herstellers Fiat. Diese Provokation zeige, was von mündlichen Zusagen des Fiat-Chefs Sergio Marchionne zur Mitbestimmung zu halten sei.

«Magna ist derzeit in der Pole Position», sagte Franz. Man sei sich mit beiden Investoren einig, dass ein neues Unternehmen in größtmöglicher Unabhängigkeit von GM entstehen müsse. Auch die Frage der Mitarbeiterbeteiligung im Gegenzug zu Milliardeneinsparungen sei bei beiden keine Frage mehr. Nach derzeitigem Stand würden die Mitarbeiter zusammen mit den Opel-Händlern bei der Ripplewood-Tochter RHJ sogar mehr Anteile für ihren Beitrag in Höhe von bis zu 1,7 Milliarden Euro erhalten als im Magna-Plan.

«Wir können Überkapazitäten sicher nicht wegdiskutieren», meinte Franz. Über einzelne Werke und insbesondere die Zukunft des Montagewerks in Bochum sei nicht im Detail gesprochen worden. Auch Werksschließungen habe niemand ausgeschlossen. Im RHJ-Konzept kritisierte Franz das Festhalten an überkommenen Strukturen des GM- Managements. Hier verlangten die Arbeitnehmer einen deutlichen Umbau.

Von der «Opel-Elefantenrunde» an diesem Mittwoch in Berlin erwarte er eine schnelle Entscheidung für einen Investor, sagte Franz. Da jederzeit die Insolvenz von GM drohe, müsse die Überbrückungsfinanzierung stehen. In drei bis fünf Monaten müssten dann die soliden Verträge für das neue Opel-Unternehmen ausgearbeitet werden. «Wir sind in der Schlussrunde des Pokers, aber wir haben ein Full House in der Hand», sagte Franz. Der Bochumer Betriebsratschef Rainer Einenkel mahnte an, dass kein Werk auf der Strecke bleiben dürfe. (dpa)

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