«Natürlich schielen wir auf den Platzhirsch»

Interview Opel-Vertriebschef Michael Klaus

Anfang Dezember wird Opel den neuen Astra auf den Markt bringen. Im Interview mit der Autogazette spricht Vertriebschef Michael Klaus über die Absatzkrise, die Erwartungen an das Kompaktklassemodell und den Konkurrenten aus Wolfsburg.

Der Rüsselsheimer Autobauer Opel hat bereits vor dem offiziellen Marktstart des Astra am ersten Dezember-Wochenende 6500 Vorbestellungen für sein neues Kompaktklassemodell vorliegen. «Mit dem Beginn der IAA haben wir erst die Möglichkeit zur Vorbestellung gegeben. Seither haben wir bereits Auftragseingänge von 6500 Fahrzeugen. Damit sind wir in der Kürze der Zeit sehr zufrieden. Der Markt reagiert bereits auf dieses Fahrzeug, obwohl der Astra noch nicht beim Händler steht», sagte Opel-Vertriebschef Michael Klaus im Interview mit der Autogazette.

20.000 Auftragseingänge erwartet

«Unter den Bestellungen sind zu 45 Prozent zudem die höheren Ausstattungsvarianten Sport und Cosmo. Auch das ist ein gutes Zeichen. Die Kunden achten auf die Wertigkeit. Hieran sieht man, dass der Astra nicht nur die preissensitive Kundschaft anspricht, sondern auch die, die mehr Geld für ein Auto ausgeben wollen», fügte der Vertriebschef hinzu. Wie Klaus sagte, hofft man in diesem Jahr auf 20.000 Aufträge für den neuen Opel Astra. Für das kommende Jahr 2010 erwartet Klaus in Europa für den Astra einen Absatz von 180.000 Fahrzeugen, wobei davon 20 Prozent auf Deutschland entfallen sollen.

«Hatten Zeit, uns einzustellen»

Der neue Opel Astra Foto: Opel

Autogazette: Herr Klaus, haben Sie schon Alpträume, wenn Sie an das kommende Jahr denken?

Michael Klaus: Nein, haben wir nicht. Natürlich wissen wir, dass der Markt in 2010 nach der Abwrackprämie deutlich nachlassen wird. Nach den erwarteten 3,7 Millionen in diesem Jahr werden es 2010 wohl eine Million Fahrzeuge weniger werden. Doch wir und der Handel hatten ausreichend Zeit, uns auf diese Situation einzustellen. Ohne Abwrackprämie hätten wir bereits 2009 das erlebt, was uns nun in 2010 bevorsteht.

Autogazette: Kann man sich überhaupt auf einen so herben Verlust einstellen?

Klaus: Ja, indem man auf eine Lagerbereinigung achtet. Wir haben in diesem Jahr entschieden weniger Kurzulassungen gehabt, es waren überwiegend reine Kundenverkäufe. Wir kommen mit einem sehr sauber gefahrenen Lager ins neue Jahr hinein. Das ist für uns ein ganz wichtiger Punkt für unsere Liquiditätsplanung und unseren Handel.

Autogazette: Opel gehört zu einem der großen Profiteure der Abwrackprämie. Befürchten Sie nicht, 2010 zu den großen Verlierern zu zählen?

Klaus: Das hoffen wir natürlich nicht. Vor allem deshalb, weil wir den neuen Opel Astra auf den Markt bringen. Er wird uns die Möglichkeit geben, Kunden in die Schauräume zu locken, was uns bereits gut gelingt.

«Haben noch eine gute Auftragsbank»

Bereits 6500 Vorbestellungen liegen vor. Foto: Opel

Autogazette: Opel kommt im September in Deutschland mit insgesamt 269.448 Fahrzeugen auf einen Marktanteil von neun Prozent. Glauben Sie, dass Sie diese Zahl bis zum Ende des Jahres halten können?

Klaus: Wir haben derzeit noch eine sehr gute Auftragsbank. Doch es ist klar, dass wir weitere Aufträge hereinholen müssen. Kumulativ haben wir einen Marktanteil von neun Prozent, den wir auch bis Ende des Jahres halten wollen.

Autogazette: Ab wann rechnen Sie mit einem Einbruch der Absatzsituation. Bereits Anfang des ersten Quartals 2010?

Klaus: Die Auftragsbank wird für die meisten Hersteller Ende des Jahres abgebaut sein. Danach geht es ums nackte Geschäft.

Autogazette: Müssen Sie aufgrund des Absatzrückganges Ihr Händlernetz reduzieren?

Klaus: Wir arbeiten derzeit mit 470 Händlern zusammen und diese Zahl wollen wir halten. Wir schießen uns derzeit auf keine Zahlen bezüglich einer Anpassung des Händlernetzes ein. Wir haben sicher Regionen, wo wir überbesetzt sind, aber es gibt auch Regionen, wo wir unterbesetzt sind. Wir versuchen natürlich ständig, das auszugleichen. Unser Händlernetz ist mit einigen kleinen punktuellen Bereinigungen gut gerüstet. Es gibt also keine Radikalkur.

«Gibt nicht nur deutschen Marken»

Autogazette: Für das kommende Jahr wird mit einem großen Händlersterben gerechnet. Teilen Sie diese Auffassung?

Klaus: Das ist von Marke zu Marke unterschiedlich. Es geht nicht nur um die deutschen Marken, sondern auch um die Importmarken, die vor besonderen Herausforderungen stehen, weil sie stark am Privatkundengeschäft hängen. Das Privatkundengeschäft wird am meisten leiden, wobei das Gewerbekundengeschäft stabil bleibt, vielleicht sogar mit der Konjunktur anspringen wird.

Autogazette: Rechnen Sie für 2010 auch mit einer Rabattschlacht auf dem deutschen Markt?

Klaus: Momentan sieht man, dass die derzeit gewährten Rabatte nicht das kompensieren, was vorher vom Staat kam. Es hat niemand Interesse daran, schon im Vorfeld eine Rabattschlacht zu starten. Doch es ist klar, dass das Werben um den Kunden im kommenden Jahr anziehen wird. Wir müssen auch berücksichtigen, dass die Abwrackprämie nicht den klassischen Neuwagenkunden sondern den preissensitiven Kunden bedient hat, der vor allem günstige Kleinwagen gekauft hat. Es geht nun darum, den Kunden zu bedienen, der ein klassischer Neuwagenkunde ist.

«6500 Auftragseingänge für Astra»

Der Opel Ampera kommt 2011 auf den Markt Foto: Opel

Autogazette: Sie bringen Anfang Dezember den neuen Astra auf den Markt. Welche Absatzerwartung haben Sie für 2010?

Klaus: In Europa erwarten wir für das kommende Jahr einen Absatz von 180.000 Fahrzeugen, wobei davon 20 Prozent auf Deutschland entfallen sollen.

Autogazette: Seit dem 15. September konnte der Astra bei den Händlern bestellt werden. Wie viele Vorbestellungen liegen Ihnen bislang vor?

Klaus: Mit dem Beginn der IAA haben wir erst die Möglichkeit zur Vorbestellung gegeben. Seither haben wir bereits Auftragseingänge von 6500 Fahrzeugen. Damit sind wir in der Kürze der Zeit sehr zufrieden. Der Markt reagiert bereits auf dieses Fahrzeug, obwohl der Astra noch nicht beim Händler steht. Unter den Bestellungen sind zu 45 Prozent zudem die höheren Ausstattungsvarianten Sport und Cosmo. Auch das ist ein gutes Zeichen. Die Kunden achten auf die Wertigkeit. Hieran sieht man, dass der Astra nicht nur die preissensitive Kundschaft anspricht, sondern auch die, die mehr Geld für ein Auto ausgeben wollen.

Autogazette: Wie viele Astras sollen denn noch in diesem Jahr abgesetzt werden?

Klaus: Wir wollen im Dezember noch so viele Autos wie eben möglich absetzen. Sicherlich wird es Kunden geben, die vor dem Kauf das Auto physisch vor sich stehen haben möchten. Wir haben uns aber gesagt, dass wir in diesem Jahr insgesamt 20.000 Aufträge hereinholen wollen.

«Kein Hebel, den man über Nacht umlegt»

Der Opel Corsa Foto: Opel

Autogazette: Der Opel Astra ist der ewige Zweite hinter dem VW Golf. Hat die zehnte Generation das Zeug, dem Bestseller das Leben schwer zu machen?

Klaus: Da ist leider kein Hebel, den man über Nacht umlegen kann und schon ist man am Golf vorbeigezogen. Wir denken aber, dass wir nun dichter an den Golf herankommen werden.

Autogazette: Was heißt dicht?

Klaus: Zahlenmäßig lässt sich das schwer festmachen. In der Vergangenheit waren wir mit dem Astra doch arg Kombilastig. Doch wir denken, dass wir insbesondere mit unserem Fünftürer 50 Prozent unseres Mixes machen. Das ist mehr oder weniger Terrain des Platzhirsches.

Autogazette: Sie setzen beim Astra auf eine Eroberungsrate von 30 Prozent. Von welchen Marken sollen die Kunden denn zuvorderst kommen?

Klaus: Querbeet von allen Herstellern. Natürlich schielen auch wir auf den Platzhirsch im Segment. Dort liegen die Potenziale.

Das Interview mit Michael Klaus führte Frank Mertens

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