«Mit Carsharing spart man bis zu 2500 Euro»

Interview mit Hertz-Geschäftsführer Elyes M'Rad

Carsharing liegt im Trend. Im Interview mit der Autogazette spricht Elyes M’Rad, Geschäftsführer der Hertz-Autovermeitung, über die Klientel abseits der Jutetasche und die Alternative für Firmenkunden.

Carsharing wird in den Großstädten immer beliebter. Als mittlerweile sechster Anbieter hat Hertz in dieser Woche 30 Ausleih-Fahrzeuge an elf Standorten in Berlin stationiert. «Es gibt nicht nur in Berlin, sondern generell in Großstädten, viele Menschen, die nur für ein paar Stunden einen Wagen benötigen», sagt Elyes M'Rad, Geschäftsführer von Hertz Deutschland, im Interview mit der Autogazette. Bis zu 2500 Euro könnten pro Jahr eingespart werden, wenn auf ein eignes Fahrzeug verzichtet und dafür das Carsharing-Angebot angenommen werde.

«Unser Angebot richtet sich an Personen, die heute noch einen Zweitwagen besitzen, der die meiste Zeit völlig unbenutzt herumsteht. Diese Leute überlegen sich, ob die Kosten überhaupt noch in Relation zum Nutzen stehen», so M'Rad, der aber auch vor allem Firmen als Kunden im Blick hat. «Ein Unternehmen, das in Mitte ansässig ist, benötigt viel Taxigeld, um Termine wahrnehmen zu können. Mit dem Carsharing-Angebot braucht der jeweilige Mitarbeiter nicht in Vorlage gehen, sondern kann mit der Firmenkarte unterwegs sein. Und das Unternehmen spart Geld und vereinfacht seine Prozesse zum Beispiel in der Buchhaltung.»

«Billiger als ein Taxi»

Autogazette: Hertz ist seit dieser Woche der sechste Anbieter von Carsharing-Autos in Berlin. Gibt es überhaupt ein so großes Interesse in der Hauptstadt?

Elyes M'Rad: Es gibt nicht nur in Berlin, sondern generell in Großstädten, viele Menschen, die nur für ein paar Stunden einen Wagen benötigen. Zudem spart man bei einer Gesamtleistung von weniger als 12.000 Kilometer bis zu 2500 Euro im Jahr im Vergleich zu einem eigenen Auto.

Autogazette: Und das bei einem Stundenpreis von vier Euro und 17 Cent pro gefahrenem Kilometer ab dem 21. Kilometer?

M'Rad: Wir sind die einzigen Anbieter, bei denen die ersten Kilometer frei sind.

Autogazette: Dafür ist Hertz beim Einstiegspreis teurer, bei anderen Anbietern steigt man ab 1.90 Euro ins Auto . . .

M'Rad:. . . wenn Sie nur wenige Kilometer fahren über zwei oder drei Stunden, zahlen Sie nur zwölf Euro. Bei anderen Anbietern muss teilweise der Kraftstoff selbst bezahlt werden.

Autogazette: Für zwölf Euro pro Tag kann ich mir aber schon fast ein eignes Auto leisten . . .

M'Rad:. . . aber bei uns sind in den zwölf Euro Kraftstoff und Versicherung inklusive. Reinigung, Reparaturen, Wartung, Kfz-Steuer - auch kein Thema für Connect-Mitglieder. Und einen Stellplatz brauchen Sie auch nicht anzumieten.

Autogazette: Angesichts von Registrierung für 75 Euro, Kilometer- und Stundengebühren schwindet aber doch der Vorteil, kein eigenes Auto zu besitzen. Ist Taxifahren dann nicht günstiger?

M'Rad: Carsharing ist viel billiger als ein Taxi zu nehmen. Wenn Sie vom Flughafen nach Mitte mit dem Taxi fahren und wieder zurück, zahlen Sie jeweils 20 Euro.

Mitte Berlins als Startpunkt

Carsharing-Station in Köln Foto: dpa

Autogazette: Ich muss aber das Auto auch immer da abgeben, wo ich es aufgenommen habe. An wen richtet sich das Angebot?

M'Rad: Unser Angebot richtet sich an Personen, die heute noch einen Zweitwagen besitzen, der die meiste Zeit völlig unbenutzt herumsteht. Diese Leute überlegen sich, ob die Kosten überhaupt noch in Relation zum Nutzen stehen. Aber wir richten uns auch an die Personen, die öffentliche Verkehrsmittel benutzen, in manchen Situationen aber ein Auto benötigen.

Autogazette: Wie viele Fahrzeuge hat Hertz in Berlin im Einsatz?

M'Rad: Wir haben derzeit 30 Fahrzeuge an elf Standorten. Wir haben momentan noch sehr viele Stellplätze bei der Stadt Berlin angefragt, sodass sich das Netz kontinuierlich erweitern wird.

Autogazette: Bisher sind diese Standorte aber fast ausschließlich in der Mitte Berlins angesiedelt. Wie schaut es in den Außenbezirken aus?

M'Rad: Die Mitte Berlins ist für uns der Startpunkt. Wir haben vor, uns auch in die weiter außen gelegenen Bezirke vorzuarbeiten.

Autogazette: Lohnt sich ein Standort außerhalb der Mitte überhaupt angesichts von rund 20 Kilometern Anreise?

M'Rad: Das kommt natürlich auf den Zweck der Fahrt an und wie lange sie dauert. Im Bereich von zwei Stunden kostet die Miete dann etwa zehn Euro und ist somit deutlich günstiger als ein Taxi.

GPS-Steuerung lässt Dieben keine Chance

Per ID-Card einsteigen Foto: dpa

Autogazette: Wie komme ich überhaupt an ein Fahrzeug heran?

M'Rad: Sie müssen sich online unter www.connectbyhertz.com registrieren, werden Mitglied und erhalten dann per Post die persönliche Connect-Card, mit der Sie das Fahrzeug öffnen können.

Autogazette: Muss ich mich vorher anmelden?

M'Rad: Sobald Sie Ihre Connect-Card haben, können Sie online jederzeit ein Fahrzeug reservieren. Der Kartenleser hinter der Windschutzscheibe gibt das Fahrzeug frei und entriegelt die Türen. Im Fahrzeug befinden sich dann Schlüssel und Papiere.

Autogazette: Lockt es nicht Einbrecher an, wenn sich Schlüssel und Papiere im Auto befinden?

M'Rad: Dank GPS-Steuerung können die Fahrzeuge jederzeit geortet werden. Da sehen wir kein Sicherheitsrisiko.

Autogazette: Wie viele Fahrzeuge werden Sie im kommenden Jahr unterwegs sein?

M'Rad: Die Planungen hängen vom Nutzungsverhalten ab, wir werden aber sehr schnell die Planungen überprüfen und gehen davon aus, dass wir schon im ersten Quartal 2010 die Flotte aufstocken werden.

Autogazette: Wie viele Teilnehmer erwarten Sie konkret?

M'Rad: Wir haben viel Potenzial in Berlin mit Kunden und auch mit Firmen. Letztes Jahr haben wir in London, Paris und New York angefangen, heute haben wir über 12.000 Mitglieder.

Klientel aus allen Schichten

Autogazette: Gibt es eine bestimmte Klientel, also Ökofreaks mit Jutetaschen?

M'Rad: Die Nutzer kommen aus allen Schichten. Der Mini spricht eine bestimmte Klientel an, ebenso wie der Nissan Pixo. Und der Ford Focus Turnier ist das passende Fahrzeug für Familien. Unsere Zielgruppe konzentriert sich aber nicht nur auf Privatkunden.

Autogazette: Sondern?

M'Rad: Es ist auch eine Alternative für Firmenkunden. Ein Unternehmen, das in Mitte ansässig ist, benötigt viel Taxigeld, um Termine wahrnehmen zu können. Mit dem Carsharing-Angebot braucht der jeweilige Mitarbeiter nicht in Vorlage gehen, sondern kann mit der Firmenkarte unterwegs sein. Und das Unternehmen spart Geld und vereinfacht seine Prozesse zum Beispiel in der Buchhaltung.

Autogazette: Wird Carsharing in ferner Zukunft die Potenz haben, das heute noch normale Mietwagengeschäft abzulösen?

M'Rad: Das sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Bei der Autovermietung geht man von einem oder mehreren Tagen aus, beim Carsharing wird das Auto nur einige Stunden, und das meist im innerstädtischen Verkehr, benötigt.

Das Interview mit Elyes M'Rad führte Thomas Flehmer

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