«Legen uns gern mit den Stärksten an»

Kia hat sich für die Zukunft viel vorgenommen. Dabei schreckt Geschäftsführer Haydan Leshel selbst vor einer Kampfansage an Toyota nicht zurück.

Kia will in den kommenden Jahren in Deutschland die Spitzengruppe bei den Importeuren vorstoßen. «Wir haben in Deutschland das Ziel, Toyota da zu überholen, wo es Sinn macht. Wir legen uns gern mit den Stärksten an», sagte Kia-Geschäftsführer Haydan Leshel im Interview mit der Autogazette.

Die Koreaner visieren mittelfristig eine Top-Platzierung bei den Importeuren an. «Wir haben uns gut entwickelt von Platz 23/24 vor drei Jahren auf mittlerweile zirka Platz 15 bis 17. Nun peilen wir einen Platz unter den besten zehn Importsmarken an», so Leshel. Das Ziel soll unter anderem durch eine Qualitätsverbesserung der neuen Modelle sowie der Einführung der ersten Modellfamilie mit dem Cee'd erreicht werden.

Rückschläge werden in Kauf genommen

Rückschläge nimmt Leshel dabei in Kauf. Das vom Konzern für 2010 ausgegebene Ziel von 100.000 verkauften Einheiten sei dabei laut Leshel nicht unbedingt zu halten. Doch «wenn wir die Maßnahmen, die wir jetzt in Vorbereitung haben, zeitgerecht umsetzen, können wir es schaffen. Und bei dieser Zahl nehme ich das ein oder andere Jahr Zeitverzögerung gern in Kauf. Nachhaltigkeit ist wichtig.»

Nach den «Meilensteinen» Sorento und Cee'd kündigte Leshel einen dritten Meilenstein an, der «in zwei/drei Jahren» auf den Markt käme und zu dem der vor über einem Jahr verpflichtete Designer Peter Schreyer «seinen Beitrag dazu leiste». Und auch bei den alternativen Antrieben will Kia dank Konzernmutter Hyundai Akzente setzen, um das noch magische Ziel von 100.000 verkauften Fahrzeugen zu erreichen. «Sie werden vom Markt ernst genommen, wenn sie die 100.000 verkaufte Einheiten-Schwelle übersprungen haben. Und das werden wir erreichen - in absehbarer Zeit», so Leshel, der den Wandel damit als noch nicht abgeschlossen ansieht: «Beim Imagewandel wird der permanente Prozess sicher länger dauern.»

55.000 Fahrzeuge im nächsten Jahr

Der Kia Cee'd Foto: Kia

Autogazette: Herr Leshel, im vergangenen Jahr hat Kia begonnen, den Imagewandel von einer Billigmarke hin zum Premiumprodukt einzuleiten. Wie viele Etappen sind Sie vom Ziel entfernt?

Haydan Leshel: Den Begriff Premiumprodukte würde ich relativieren, trifft aber bei der Qualität zu. Wir werden in den Segmenten, in denen wir uns bewegen, auch weiterhin mit einem fairen Preis-Leistungs-Verhältnis präsent sein. Aber die Marke muss für den Kunden charmant, sympathisch und erstrebenswert sein. Unser Weg ist eine Form der rasanten Evolution.

Autogazette: Sie haben dabei sehr hohe Absatzverluste zu verzeichnen. Sehen Sie diese allein in der Diskussion um den CO2-Ausstoß und die Erhöhung der Mehrwertsteuer begründet?

Leshel: Bis zur Jahresmitte lagen wir entgegen dem Markttrend auf Vorjahresniveau, haben also den Marktrückgang von rund neun Prozent nicht mitgemacht und uns beim Marktanteil sogar verbessert. Im 3. Quartal haben wir dann einige Veränderungen vorgenommen, die uns Marktanteil gekostet haben. Wir denken aber, dass wir mit diesen Maßnahmen den richtigen Weg für die nächsten Jahre eingeschlagen haben, in denen wir wieder Steigerungsraten von über zehn Prozent erwarten.

Autogazette: Sie wollten in diesem Jahr 55.000 Fahrzeuge verkaufen...

Leshel: ...das werden wir nächstes Jahr machen.

Toyota da überholen, wo es Sinn macht

Der aktuelle Carnival Foto: Kia

Autogazette: Verschieben sich alle Ziele um ein Jahr? Sie haben bis 2010 100.000 verkaufte Einheiten pro Jahr angekündigt. Wird diese Zahl jetzt erst für 2011 relevant?

Leshel: Die Zahl 100.000 ist unser Ziel, auch wenn es möglicherweise ein oder zwei Jahre länger dauert.

Autogazette: Ist diese Zahl denn überhaupt realistisch?

Leshel: Wenn wir die Maßnahmen, die wir jetzt in Vorbereitung haben, zeitgerecht umsetzen, können wir es schaffen. Und bei dieser Zahl nehme ich das ein oder andere Jahr Zeitverzögerung gern in Kauf. Nachhaltigkeit ist wichtig.

Autogazette: Ist dabei der Titel «Stärkster Importeur» für Sie ein Ziel?

Leshel: Wir haben in Deutschland das Ziel, Toyota da zu überholen, wo es Sinn macht. Wir legen uns gern mit den Stärksten an. Und wir haben uns gut entwickelt von Platz 23/24 vor drei Jahren auf mittlerweile zirka Platz 15 bis 17. Nun peilen wir einen Platz unter den besten zehn Importsmarken an.

Cee'd-Familie bringt Stückzahlen

Der Cee'd Sporty Wagon Foto: Kia

Autogazette: Kia ist 1993 auf den deutschen Markt gekommen, Sie bezeichnen den eigentlichen Markteinstieg mit 1999, mit der Übernahme Kias durch Hyundai. Das heißt, dass Sie innerhalb von zehn Jahren den Durchmarsch geschafft haben wollen?

Leshel: Wir hatten 2002 mit dem Sorento einen ersten Meilenstein gesetzt, dem viereinhalb Jahre später der Cee'd als zweiter Meilenstein folgte. Hier entsteht die erste Modellfamilie bei Kia mit Dreitürer, Viertürer, Kombi und eventuell noch einem Cabrio. Diese «Familie» wird Stückzahlen bringen. Die angedachten 15.000 Einheiten werden oftmals als konservativ betrachtet und wir streben für nächstes Jahr die 15.000 Verkäufe an. Mit elf Modellreihen haben wir vor vier Jahren 17.000 Verkäufe erreicht. Jetzt ist die Herausforderung mit einer Modellreihe dies zu realisieren. Das sind Erfolgsschritte, die ein Unternehmen intern wie extern verarbeiten muss.

Autogazette: Sie sprachen von zwei Meilensteinen. Wann kommt der dritte Meilenstein?

Leshel: Der dritte Meilenstein wird in zwei/drei Jahren kommen. Darüber kann ich jetzt aber noch nichts sagen.

Autogazette: Warum nicht?

Leshel: Das ist noch eine Überraschung.

Autogazette: Wie wichtig ist im Hinblick auf den Imagewandel für Kia das Sponsoring bei Fußball-Weltmeisterschaften?

Leshel: Es geht um eine Erhöhung der Bekanntheit. Man hat es bei Hyundai im vergangenen Jahr bei der Fußball-WM in Deutschland gesehen, dass die Bekanntheit der Marke enorm gesteigert werden konnte. Wir wollen ähnliche Effekte erzielen.

Kein Platz für Billig-Autos

Kia Sportage, Modelljahr 2008 Foto: Kia

Autogazette: Ist bei dem angepeilten Imagewandel Platz für ein Billig-Auto wie den Dacia Logan?

Leshel: Wir haben ein Qualitätsniveau als Grundvoraussetzung definiert, bei dem wir keine Abstriche machen. Auf Kosten einer preislichen Positionierung auf Niveau eines Logan werden wir nicht auf Qualitäts- und Sicherheitsumfänge beim Produkt verzichten. Das wollen und werden wir auch weiterhin so praktizieren.

Autogazette: Vom Kia Rio werden die ersten Hybrid-Modelle gebaut. Wann dürfen wir die ersten Serienmodelle erwarten?

Leshel: 2009 in Korea, in Folge dann auch in Europa.

Autogazette: Kommen Sie mit dieser Technik nicht ein bisschen zu spät, auch im Hinblick auf Toyota, die Sie angreifen wollen?

Leshel: Wir arbeiten schon seit Jahren an drei unterschiedlichen umweltfreundlichen Antriebskonzepten: Gasfahrzeuge, Hybridantrieb und Brennstoffzelle. Toyota ist uns beim Hybrid vielleicht ein bisschen voraus.

Autogazette: Da fassen die Synergieeffekte mit Hyundai, die in Kürze ein Auto mit Brennstoffzelle serienmäßig anbieten wollen...

Leshel: ...natürlich. So wie z. B. im VW-Konzern, wo VW, Skoda, Seat und Audi gemeinsame Plattformen nutzen, wird es auch in Südkorea praktiziert.

Autogazette: Ist es dann ein Ziel, als erster Hersteller mit einem serienreifen Brennstoffzellenfahrzeug auf den Markt zu kommen?

Leshel: Die Beantwortung dieser Frage möchte ich an unseren Leiter des Entwicklungs-Centers weitergeben.

Autogazette: Hyundai hat aber einen baldigen Markteintritt angekündigt...

Leshel: ...ich möchte meinen koreanischen Kollegen nicht vorgreifen.

Dritter Meilenstein mit Schreyer

Kia-Studie Kee Foto: Kia

Autogazette: Peter Schreyer ist jetzt ein Jahr bei Kia. Wann wird das erste Modell aus seiner Feder auf den Straßen zu sehen sein?

Leshel: Auf der IAA haben wir mit dem Kee eine erste Studie aus seiner Hand gesehen. Bei seiner Einstellung hatte ich ihn schon gefragt, ob er nicht schon bei einigen Modellen das Heck oder die Frontpartie verändern könnte. Er hat das einzig richtige getan und mir gesagt: Was ist, ist so, wie es ist. So wird sein erstes Auto ein hundertprozentiges Schreyer-Auto werden. Die Entwicklungszeit dauert zwischen drei und vier Jahre. So können wir in zwei- bis zweieinhalb Jahren mit dem ersten echten «Schreyer»-Fahrzeug rechnen.

Autogazette: Ist das der dritte Meilenstein?

Leshel: Könnte zu diesem beitragen.

Autogazette: Würde der dritte Meilenstein bedeuten, dass der Imagewandel abgeschlossen ist?

Leshel: Sie werden vom Markt ernst genommen, wenn sie die 100.000 verkaufte Einheiten-Schwelle übersprungen haben. Und das werden wir erreichen - in absehbarer Zeit. Beim Imagewandel wird der permanente Prozess sicher länger dauern.

Das Interview mit Haydan Leshel führte Thomas Flehmer

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