Kritik an Bewertung

ADAC-Pannenstatistik

Die ADAC-Pannenstatistik wird von vielen Autofahrern als Maßstab für einen Autokauf verwendet. Doch die Regeln der jährlichen Auswertung stoßen nicht überall auf Zustimmung.

Von Thomas Flehmer

Die ADAC-Pannenstatistik wird von vielen potenziellen Autokäufern sehnsüchtig erwartet. Für viele ADAC-Mitglieder liefere die Auswertung «wichtige Anhaltspunkte» für die Kaufentscheidung, so Werner von Scheven, ADAC-Vizepräsident für Technik, in einer Pressemeldung. Doch die seit 30 Jahren bestehende Liste ruft nicht nur Zustimmung hervor. Besonders die Kriterien der Rangliste sind nicht ganz einfach zu durchschauen.

Sieger wird seit drei Jahren nicht gebaut

So gewann mit dem Mitsubishi Space Star in der Kategorie «Kleine Vans» ein Auto die Wertung, das seit drei Jahren nicht mehr gebaut wird und folglich in den letzten drei Jahren nicht mehr bewertet werden konnte. Dass trotzdem der erste Platz heraussprang, liegt an den Regeln des Verkehrsclubs. Der ADAC bewertet nicht allein das vergangene Jahr, sondern die Zeit der letzten sechs Jahre. Dabei sind auch nicht die jeweiligen Pannenzahlen des Jahres entscheidend, sondern das jeweilige Ranking, sagte ADAC-Pressesprecher Vicenzo Luca der Autogazette.

Da der Space Star von 2002 bis 2005 jeweils den ersten Platz belegt hatte, konnte er in diesem Jahr nicht vom ersten Rang verdrängt werden, obwohl die dahinter folgenden Fahrzeuge in den vergangenen drei Jahren weitaus bessere Zahlen erbrachten als das Mitsubishi-Modell in den drei Jahren zuvor.

Kriterium für Gebrauchtwagenmarkt

Der Nissan Micra C+C Foto: AG/Flehmer

«Es gibt ganz klare Regeln, das gilt auch für andere Fahrzeuge», so Mitsubishi-Sprecher Albrecht Trautzburg zur Autogazette. Zudem müsse man auch den Gebrauchtwagenmarkt im Auge behalten, denn auch hier würden zuverlässige Fahrzeuge gesucht werden.

Trautzburg freute sich umso mehr über den Erfolg des Mitsubishi Colt, der in der «kleinen Klassen» bis 2006 die mit Abstand besten Zahlen aufwies, im vergangenen Jahr aber vom Nissan Micra übertrumpft wurde. Der kleine Nissan aber belegt lediglich den 18. Rang, da die Ergebnisse der fünf Jahre zuvor relativ schlecht ausgefallen waren.

Kaum Chancen auf Ergebniskosmetik

Die B-Klasse von Mercedes Foto: Daimler

Auch in der unteren Mittelklasse weist die Mercedes B-Klasse bessere Zahlen in den vergangenen drei Jahren auf als der 1er BMW als Sieger. Schwer haben es deshalb gerade die Modelle, die ihre Pannen in den Jahren deutlich verringert haben.

So weist der 5er BMW in der Oberen Mittelklasse/Oberklasse mit 3,4 und 1,9 Pannen auf 1000 Autos den mit Abstand besten Wert der vergangenen beiden Jahre auf. Da jedoch in den vier Jahren zuvor der Münchner immer hinter der E-Klasse und dem Sieger Audi A6 lag, gab es dieses Jahr keine Chance auf eine Platzverbesserung.

Sieger und gefühlte Sieger

Trägt an der Last der Vergangenheit: Der neue Renault Laguna Foto: AG/Flehmer

So schlägt sich auch die von Renault angekündigte Qualitätsoffensive in der Pannenstatistik nicht nieder. Im Zuge des Vertrags 2009 hatte Renault-Chef Carlos Ghosn vorgegeben, in der Qualität unter die ersten drei eines jeden Segments zu gelangen. «Die Qualitätsverbesserungen werden aber nicht unmittelbar belohnt», sagt Renault-Pressesprecher Thomas May-Englert. Die Modelle des französischen Herstellers leiden darunter, bis zum Beginn der Qualitätsoffensive vor über zwei Jahren nicht die ersten drei, sondern die letzten drei Plätze belegt zu haben.

Doch in den beiden letzten Jahren hat sich das Bild gewendet. So belegt der Clio im vergangenen Jahr den vierten Rang, der Megane ist achter seiner Klasse, das einstige Sorgenkind Laguna hat in der Mittelklasse sogar noch mit dem alten Modell das Podium bestiegen. «Von denjenigen Herstellern, die sich verbessert haben, sehen wir uns als Sieger», so May-Englert.

Markeneigne Pannendienste beeinflussen Statistik

Bewertet werden Modellreihen, die mindestens drei aufeinander folgende Jahre prinzipiell unverändert gebaut wurden und davon zumindest in einem Jahr 10.000 Neuzulassungen erreichten. Zudem wurden natürlich nur die Fahrzeuge bewertet, die eine Betreuung durch die „Gelben Engel“ erfuhren.

Doch die Zahl der markeneignen Pannendienste steigt an. Und das Auto, das vom jeweiligen Vertragspartner geborgen wurde, fließt nicht in die ADAC-Statistik mit ein.

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