Klein, aber oho

Kleinwagen in den USA

Einst hatten Yugo und Chrysler Horizon den Weg bereitet. Nach Smart Fortwo und Mini Cooper machen sich immer mehr Kleinwagen aus Europa auf, die USA zu erobern. Golf und Fiesta sind die nächsten.

Von Stefan Grundhoff

So recht weiß noch niemand, ob sich die US-Kunden in nennenswerten Volumina für europäische Kleinwagen werden begeistern können. Doch insbesondere Ford geht getreu dem Motto «Wer nicht wagt, der nicht gewinnt» in die Vollen. Die ebenfalls ins Wanken geratene Ford Motor Company produziert ab Sommer 2010 im mexikanischen Werk Cuautitlán in der Nähe von Mexiko City für die Märkte USA, Kanada und Südamerika den Fiesta als Schräg- und Stufenheck. Bereits ab Ende April diesen Jahres geht der Kleinwagen aus deutscher Entwicklung in eine ungewöhnliche Testphase. 100 Kunden aus den USA haben die Möglichkeit, den Ford Fiesta sechs Monate lang zu testen. «Jeder Testmonat steht unter einem besonderen Motto», erklärt der Projektmanager Sam De La Garza, «so sollen die Probanden mit dem Fiesta zum Beispiel zu Freunden, Events oder in den Urlaub fahren. Wir wollen so ein Maximum an Informationen bekommen.»

VW zieht nach

Doch der noch junge Ford Fiesta soll nicht der einzige Kleinwagen aus Europa sein, der in den USA auf Stimmenfang geht. So bringt Volkswagen nach längerer Abstinenz wieder den VW Golf auf den Markt. Aufgrund sinkender Nachfrage hatte es neben der vergleichsweise erfolgreichen Stufenheckversion Jetta lange Zeit nur einen Golf GTI gegeben. In diesem Frühjahr wird erstmals die neue Generation des Golf VI eingeführt. Besonders vom neuen Topmodell GTI und dem später im Jahr auf den Markt kommenden VW Golf R mit rund 300 PS versprechen sich die Wolfsburger im ehemals geliebten Amerika einiges.

Auch Toyota will sein Kleinwagenengagement in den Vereinigten Staaten ausweiten. Auf der New York Motorshow stellten die Japaner erstmals eine getunte Version des Toyota iQ vor. Ein späterer Serienstart unter dem Szenelabel Scion scheint nicht ausgeschlossen.

Charmante Vergangenheit

Vorreiter Smart (links) und Mini Foto: press-inform

Kleinwagen in den USA - das hat in der Vergangenheit bereits mehrfach gegeben. Die Amerikaner liebten den alten VW Käfer und konnten sich jahrzehntelang für den VW Bully erwärmen. In den 70er Jahren gab es, neben anderen Europa-Importen den Simca 1100 / Chrysler Horizon unter anderem als Dodge Omni und Plymouth Horizon, ein Modell der Golf-Klasse.

Das wohl kleinste in nennenswerten Mengen verkaufte Modell im Land der unbegrenzten Möglichkeiten war der Yugo, der sich zu Preisen unter 4.000 Dollar in den 80er Jahren als preiswerter Automobilwinzling des jugoslawischen Herstellers Zastava einen Namen machte.

Smart und Mini als Vorreiter

Ein Scion xBS Foto: press-inform

Derzeit sind in den USA eine handvoll Kleinwagen und Kompaktklassemodelle auf dem Markt. Zu den bekanntesten zählen noch der Honda Civic, der Honda Fit (Jazz) oder ein Toyota Yaris. Die günstigsten Modelle gehen bei rund 12.000 Dollar los. Auch Fiat denkt nach den weitreichenden Kooperationen mit Chrysler über eine Rückkehr in die USA nach. Die nächste Generation des Fiat 500 oder ein Alfa MiTo als Gegner des Mini stehen hier auf der Agenda.

In den letzten Jahren versuchte Toyota seinem wenig emotionalen Image durch den Kleinwagenableger Scion Schärfe zu verleihen. Die aktuellen Scion-Modelle xB, tC und xD sind mit Dimensionen zwischen 3,75 und 4,41 Metern ungewöhnlich klein und echte Trendmobile geworden. Dass Kleinwagen auch im Land von Pick Ups und Groß-SUV eine Chance haben, zeigen die jüngsten Verkaufserfolge vom Smart Fortwo und besonders dem trendigen Mini Cooper. Dass Kleinwagen nicht unbedingt erfolgreich sein müssen, zeigte vor knapp drei Jahren zuletzt der Opel Astra, der unter dem GM-Label Saturn in den USA keine Chance beim Kunden hatte.

Vorheriger ArtikelDezentes Make Up
Nächster ArtikelMut zur Lücke

Keine Beiträge vorhanden