«Investieren weiter massiv in die Marke Opel«

Interview GM-Europachef Forster

GM hat das erste Halbjahr in Europa mit einem Rekordabsatz beendet. Im Interview mit der Autogazette spricht GM-Europachef Carl-Peter Forster über die Krise in den USA, hohe Rohstoffpreise, neue Modelle und die Zukunft der Marke Saab.

Die Einsparpläne von General Motors in den USA werden keine Auswirkungen auf die geplanten Investitionen von neun Milliarden Euro in den kommenden fünf Jahren in die Marke Opel haben. «Ja, wir werden weiter massiv in die Marke Opel investieren», sagte GM-Europachef Carl-Peter Forster im Interview mit der Autogazette.

Kein Nutznießer der Krise

Dass GM Europa mit seinem Modellen zum Nutznießer der Krise auf dem US-Markt werden kann, glaubt Forster nicht. «Unser Vorteil wird jedoch unser Wissen sein, wie man effektiv hochwertig kleine Autos mit sparsamen Motoren baut. Das ist eine typische europäische Fähigkeit.»

Meldungen, wonach bei GM bis auf Cadillac und Chevrolet alle Marken auf dem Prüfstand stehen würden, bezeichnete Forster als Spekulation. «Dass einzige, was wir gesagt haben, ist, dass wir die Marke Hummer auf den Prüfstand stellen.»

«Es wird gerade viel spekuliert»

Chevrolet Volt Foto: GM

Autogazette: Herr Forster, GM wird im Jahr 2010 das Elektroauto Chevrolet Volt auf den US-Markt bringen. Wird es GM dann überhaupt noch geben?

Carl-Peter Forster: Natürlich wird es General Motors dann noch geben. Es wird gerade viel darüber spekuliert, was in Nordamerika passiert. Doch GM ist ein weltweit aufgestelltes Unternehmen, das ausgesprochen erfolgreich in Süd- und Lateinamerika, in Afrika, Asien und vor allem in Russland und Europa unterwegs ist.

Autogazette: Das Wall Street Journal berichtete, dass GM den Abbau tausender Stellen plane und das alle Marken bis auf Cadillac und Chevrolet auf dem Prüfstand stünden. Was bedeutet das für Opel oder insbesondere Saab?

Forster: Das ist eine Spekulation des Wall Street Journal und Spekulationen muss man nicht kommentieren. Dass einzige, was wir gesagt haben, ist, dass wir die Marke Hummer auf den Prüfstand stellen.

Autogazette: Können Sie sich überhaupt jemanden vorstellen, der diese Marke kaufen sollte?

Forster: Absolut. Es gibt viele Länder auf der Welt, wo die Kunden nicht so sensibel auf das Thema gestiegener Energiepreise reagieren, beispielsweise in Russland.

«Saab passt gut zu uns»

Der neue Saab 9-3 Foto: AG/Mertens

Autogazette: Für die Marke Saab können Sie Entwarnung geben?

Forster: Wir haben immer gesagt, dass Saab gut zu uns passt. Zudem wollen wir die Marke weiter entwickeln. Dieser Plan wird ab dem nächsten Jahr mit der Einführung zweier neuer Produkte (dem neuen 9-5er und dem 9-4X, Anm. der Red.) einen deutlichen Schub bekommen. Es macht keinen Sinn, eine Marke zu verkaufen, wenn sie auf dem Sprung nach vorne ist.

Autogazette: Wie schnell kann sich GM mit seiner Modellpolitik auf das veränderte Kaufverhalten der US-Kunden einstellen?

Forster: GM hat in den vergangenen Jahren große Anstrengungen unternommen, sich auf diesen Wandel einzustellen. So hat man bereits vor Jahren das Entwicklungszentrum in Rüsselsheim beauftragt, Mittel- und Kompaktklassefahrzeuge für die ganze Welt zu entwickeln. Wenn sie als Unternehmen ihre Modellpalette indes komplett umstellen wollen, dann benötigen sie dafür zehn Jahre und mehr.

«Nicht alles vom Volt abhängig machen»

Autogazette: GM investiert Milliarden Dollar in die Entwicklung alternativer Antriebe. Kann ein Elektrofahrzeug wie der 2010 auf den Markt kommende Chevrolet Volt die Wende bringen?

Forster: Wir müssen nicht bis 2010 warten und alles vom Volt abhängig machen. Der Volt ist für uns wichtig, weil er unsere Bereitschaft zeigt, viel Geld in neue Antriebe zu investieren. Wichtiger sind hingegen die neuen Produkte für die USA und Europa, die auf einer hochmodernen Architektur basieren und mit günstigen Benzin- und Dieselmotoren ausgestattet sind.

Autogazette: Wie wichtig ist denn dann der Kleinwagen Chevrolet Beat, der ursprünglich nur in Lateinamerika verkauft werden sollte?

Forster: Das ist ein glänzendes Beispiel für die globale Zusammenarbeit bei General Motors. Aufgrund unserer guten Produktplanung können wir den Beat rasch in den USA auf den Markt bringen.

«Beat kommt auch nach Europa»

Chevrolet Beat Foto: Chevrolet

Autogazette: Wird der Beat auch nach Europa kommen?

Forster: Natürlich, der Beat ist das Nachfolgeprodukt des jetzigen Chevrolet Matiz.

Autogazette: Werden die Einsparpläne in den USA Einfluss auf das Europageschäft von GM haben?

Forster: Auch ohne die Einsparpläne steigt in Westeuropa der Druck auf die Industrie. Ich nenne hier nur die Themen Wechselkurse, Rohstoffe, Stahl und Öl. Alle Hersteller haben sich auf diese Herausforderungen einzustellen.

«Kommen aus Dilemma heraus»

Autogazette: Die hohen Energiekosten entziehen den Kunden Kaufkraft, die steigenden Rohstoffpreise belasten die Produzenten. Welchen Ausweg sehen Sie aus diesem Dilemma?

Forster: Wir werden aus diesem Dilemma herauskommen. Natürlich werden wir die gestiegenen Rohstoffpreise weiterreichen müssen. Das werden die Kunden verstehen, dass das nicht am Auto vorbeigehen kann.

Autogazette: Kann GM Europa mit seinem Modellprogramm an verbrauchsgünstigen Fahrzeugen zum Nutznießer der Krise auf dem US-Markt werden?

Forster: Ich glaube nicht, dass Europa Nutznießer der Krise auf dem US-Markt wird. Unser Vorteil wird jedoch unser Wissen sein, wie man effektiv hochwertig kleine Autos mit sparsamen Motoren baut. Das ist eine typische europäische Fähigkeit.

Autogazette: Opel exportiert derzeit bereits den Astra in die Staaten. Welches Fahrzeug wird folgen?

Forster: Wir haben zwei Plattformen, die wir in Europa entwickeln: die für Kompakt- und die für Mittelklassewagen. Basierend auf diesen Architekturen werden Fahrzeuge auf den US-Markt kommen.

«Investieren weiter in Opel»

Opel Insignia Foto: Opel

Autogazette: Bleibt es trotz der Einsparpläne in den USA bei den Investments von neun Milliarden Euro in den nächsten fünf Jahren in die Marke Opel?

Forster: Ja, wir werden weiter massiv in die Marke Opel investieren.

Autogazette: Opel hatte im Jahr 1995 noch einen Marktanteil von 17 Prozent, 2007 waren es nur noch 9,1 Prozent. Läuft die Marke Gefahr, in die Importeursliga abzustürzen?

Forster: Ein derart anspruchsvoller und komplexer Markt wie Europa kann nicht nur mit einer Marke abgedeckt werden. Das zeigt der Blick auf unser sehr gutes Halbjahres-Ergebnis: mit 1,16 Millionen Fahrzeugen haben wir einen neuen Absatzrekord in Europa erzielt; Chevrolet ist weiterhin die am schnellsten wachsende Marke in Europa mit einem Plus von 24 Prozent auf jetzt 268.200 Fahrzeuge und Opel hat die Absatzzahlen im ersten Halbjahr in Russland verdoppelt.

Autogazette: Beim Gesamtabsatz musste Opel und die Schwestermarke Vauxhall aber ein Minus von 1,7 Prozent hinnehmen...

Forster: ...man darf nicht nur allein auf das Volumen schauen. Es kommt auf die Kombination aus Volumen und Profitabilität an. Insofern sehen wir hier keinen Abstieg in die Kreisliga. Vielmehr haben wir deutliche Fortschritte bei der Profitabilität gemacht und hieran hat Opel ganz entscheidenden Anteil.

Das Interview mit Carl-Peter Forster führte Frank Mertens

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