Hyundai-Chef muss nicht hinter Gitter

Ein Berufungsgericht hat Chung Mong Koo wegen Untreue und anderer Vergehen ebenfalls zu drei Jahren Haft verurteilt. Die Strafe gegen den Hyundai-Chef wurde jedoch zur Bewährung ausgesetzt.

Im Verfahren um schwarze Kassen beim südkoreanischen Autohersteller Hyundai Motor ist dessen Chef Chung Mong Koo in zweiter Instanz mit einer Bewährungsstrafe davongekommen. Ein Berufungsgericht in Seoul bestätigte am Donnerstag das erstinstanzliche Urteil vom Februar, wonach sich der 69-jährige Konzernchef der Untreue und anderer Vergehen schuldig gemacht habe. Die dreijährige Haftstrafe von damals wurde auf fünf Jahre zur Bewährung ausgesetzt. Eine Inhaftierung Chungs könnte sich negativ auf die Wirtschaft des Landes auswirken, sagte der Vorsitzende Richter. Chung sei ein Symbol der Autoindustrie Südkoreas.

Chung bleibt Hyundai-Boss

Trotz der Verurteilung im Februar blieb Chung, der Ende Juni 2006 gegen Kaution aus der Untersuchungshaft entlassen worden war, an der Spitze des weltweit sechstgrößten Autoherstellers. Hyundai hatte gegen das Urteil Berufung eingelegt.

Chung wurde vom Oberlandesgericht erneut für schuldig befunden, Firmengelder in Millionenhöhe abgezweigt zu haben. Das Geld soll unter anderem privaten Zwecken und der Bestechung gedient haben. Chung wurden neben der Bewährungsstrafe gemeinnützige Arbeit und die Erfüllung seines Versprechens auferlegt, bis zu eine Billion Won (785 Millionen Euro) für karitative Zwecke zu spenden. Die Staatsanwaltschaft hatte zuvor sechs Jahre Haft gefordert. Während Hyundai die Entscheidung begrüßte, stieß das Urteil bei Bürgerorganisationen auf Kritik.

«Wir sind erleichtert», sagte ein Sprecher des Autoherherstellers in Seoul. Die Angelegenheit sei jetzt endgültig vorbei. Hyundai könne sich jetzt wieder darauf konzentrieren, «die verschiedenen Herausforderungen in Angriff zu nehmen und eine globale Marke aufzubauen».

Massive Kritik

Dem Konzernchef wurde vorgeworfen, mehr als 100 Milliarden Won veruntreut zu haben. Aus den Geheimfonds soll in den vergangenen Jahren unter anderem Geld an Staatsbeamte und Politiker für Gefälligkeiten geflossen sein. Chung hatte während des Prozesses zwar die Verantwortung für die Schaffung illegaler Finanzmittel übernommen, jedoch keine Details zu deren Verwendung genannt.

«Das Gericht hat es erneut nicht geschafft, der Gerechtigkeit zu dienen», sagte Kim Jin Bang, der Leiter des Zentrums für eine zivile Wirtschaft bei der Organisation People's Solidarity for Participatory Democracy in Seoul, die sich seit Jahren für die Reform der mächtigen koreanischen Familienkonzerne (Chaebol) stark macht. Eine harte Bestrafung Chungs wegen der Veruntreuung von Firmengeldern wäre eine Warnung für die Chaebol gewesen. Den Konzernen selbst drohe durch solche Fälle, das Vertrauen der Investoren zu verlieren. (dpa)

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