Haftbefehl gegen Hyundai-Chef Chung

Chung Mong Koo droht in Seoul das Gefängnis. Der Hyundai-Chef steht unter Verdacht, Firmengeld veruntreut zu haben.

Der Chef des südkoreanischen Autokonzerns Hyundai Motor, Chung Mong Koo, ist wegen des Verdachts der Korruption und Untreue verhaftet worden. Nach wochenlangen Ermittlungen zu möglichen Schmiergeldzahlungen durch den Konzern erließ das Bezirksgericht in Seoul am Freitag einen Haftbefehl gegen den 68-Jährigen. Chung wurde nach Medienberichten in ein Gefängnis außerhalb Seouls gebracht. Es bestehe die Gefahr, dass Beweismittel vernichtet werden, begründete der zuständige Richter die Maßnahme.

Geheimfonds für Bestechungen

Die Anklagebehörde wirft Chung unter anderem vor, Firmengeld in Höhe von mehr als 100 Milliarden Won (etwa 85 Millionen Euro) abgezweigt zu haben, um damit einen Geheimfonds zum Zweck der Bestechung anzulegen. Durch die Verletzung von Treuepflichten sei dem Konzern außerdem ein finanzieller Verlust von mehreren hundert Milliarden Won entstanden. Aus den schwarzen Kassen sollen in den vergangenen Jahren Regierungsbeamte, Politiker und Bankmanager bezahlt worden sein, um sich für die Geschäftsinteressen der Hyundai Motor Gruppe einzusetzen.

Die Konzernführung werde ab sofort der stellvertretende Vorsitzende Kim Dong Jin übernehmen, sagte Hyundai-Sprecher Oles Roman Gadacz. Chung sei allerdings die «zusammenhaltende Kraft bei Hyundai». Das Unternehmen sei angesichts des Haftbefehls «sprachlos». Alle Aktivitäten würden jedoch normal weiter betrieben.

Auch Sohn droht Haftstrafe

Die Staatsanwaltschaft legt auch Chungs Sohn Eui Sun, der Präsident des zum Konzern gehörenden Herstellers Kia Motors ist, die gleichen Vergehen zur Last. Auf Beantragung eines Haftbefehls gegen den 35-Jährigen verzichteten die Ermittler jedoch nach eigenen Angaben, um eine Beeinträchtigung der Geschäftstätigkeiten zu vermeiden. Beide Chungs sollen zu einem späteren Zeitpunkt angeklagt werden. Ihnen droht bei einer Verurteilung eine mehrjährige Haftstrafe.

Hyundai Motor hatte nach eigenen Angaben wegen der laufenden Ermittlungen den für Mitte Mai geplanten Baubeginn eines Produktionswerks in der Tschechischen Republik und Kia Motors die Grundsteinlegung seiner ersten Fabrik in den USA verschieben müssen. Auf die Exporte der Hyundai Motor Gruppe entfallen nahezu zehn Prozent der gesamten Ausfuhren Südkoreas. Hyundai, das auch Hauptsponsor der Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland ist, befürchtet einen bleibenden Image-Schaden durch den Skandal.

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