GM setzt dramatische Talfahrt fort

Riesiger Milliardenverlust

Der Autobauer General Motors musste einen riesigen Milliardenverlust hinnehmen. Konzernchef Rick Wagoner gerät immer weiter unter Druck.

Der schwer angeschlagene US-Autobauer General Motors (GM) stürzt nach einem erneuten riesigen Milliardenverlust immer tiefer in die Krise. Der Opel-Mutterkonzern fuhr im zweiten Quartal unter dem Strich ein Minus von 15,5 Milliarden Dollar (10 Mrd.Euro) ein. Ein kleines Plus bei Opel konnte die steile Talfahrt des Konzerns kaum bremsen. Der vierte GM-Quartalsverlust in Folge und der drittgrößte der Konzerngeschichte fiel auch wegen hoher Einmallasten etwa für den Stellenabbau dramatisch größer aus als erwartet.

Umsatz brach ein

Der Umsatz brach wegen der Krise auf dem US-Automarkt im Vergleich zum Vorjahr um 18 Prozent auf 38,2 Milliarden Dollar ein, teilte GM am Freitag mit. Im Europageschäft mit der wichtigsten Marke Opel erzielte GM nur noch ein knappes operatives Plus von 20 Millionen Dollar. Im Vorjahr lag es noch bei 315 Millionen Dollar. Der Umsatz stieg um 11 Prozent auf 10,6 Milliarden Dollar. Der massive Rückgang wurde unter anderem mit Sondereffekten wie Abfindungen vor allem im Opel-Werk Antwerpen begründet. Um solche Lasten bereinigt kam Opel auf einen operativen Gewinn von 99 Millionen Dollar. Westeuropa beginne nun ebenfalls, schwächer auszusehen, warnte GM-Chef Rick Wagoner in Detroit.

Der GM-Konzern hatte im zweiten Quartal 2007 noch einen Gewinn von 891 Millionen Dollar erzielt. Wie die US-Wettbewerber Ford und Chrysler baut GM massiv Stellen ab. Die Produktion wird von schweren Geländewagen auf sparsamere kleinere Autos umgestellt. Zuletzt kündigte GM Kostensenkungen von 20 Prozent bei den US-Angestellten an. Ford hatte vergangene Woche ein Quartalsminus von 8,7 Milliarden Dollar bekanntgegeben.

Wagoner unter Druck

Der seit 2003 amtierende Wagoner gerät immer stärker unter Druck. In den vergangenen drei Jahren erlitt GM besonders wegen des schwachen US-Marktes insgesamt bereits Verluste von mehr als 50 Milliarden Dollar, im ersten Halbjahr 2008 kamen nun noch einmal weitere 15,8 Milliarden hinzu. Opel hatte es 2007 zum zweiten Mal in Folge in die schwarzen Zahlen geschafft. Von den Sparplänen bleibt Opel verschont. GM will stattdessen in Europa massiv investieren.

Das GM-Ergebnis wurde im zweiten Quartal durch Sonderbelastungen von rund 9,1 Milliarden Dollar gedrückt. Die Lasten entstanden vor allem im Zuge des Stellenabbaus durch Streikfolgen sowie durch die frühere Zulieferersparte Delphi und den Finanzierungsarm GMAC. Ein Lichtblick war Lateinamerika mit einem kräftigen operativen Gewinnplus. In Asien fiel dagegen wegen Finanzverlusten ein Minus an.

Anleger entsetzt

Die Anleger reagierten entsetzt: Die ohnehin schwer gebeutelte GM- Aktie stürzte im vorbörslichen Handel um acht Prozent ab. Sie notiert so niedrig wie seit Jahrzehnten nicht. GM hatte zuletzt wegen der stark sinkenden Barreserven mehrfach Insolvenzgerüchte dementieren müssen. «Wir haben genug Liquidität», sagte Wagoner nun erneut.

Im zweiten Quartal verkaufte GM weltweit mit 2,29 Millionen Autos rund 5 Prozent weniger und musste damit im Halbjahr seinen gewohnten Spitzenplatz beim Absatz an den japanischen Rivalen Toyota abgeben. In den USA sank der GM-Absatz zuletzt um 20 Prozent. In Europa verkaufte der Hersteller dagegen dank der starken Nachfrage in Osteuropa so viele Autos wie noch nie.

Für den Freitagnachmittag (Ortszeit) wurden die US-Absatzzahlen für Juli erwartet - mit laut Analysten neuen Schreckensmeldungen für GM und viele andere Hersteller. Angesichts rekordhoher Spritpreise und der Kreditkrise läuft der US-Automarkt so miserabel wie seit weit über einem Jahrzehnt nicht mehr. Besonders SUV und Pickups verkaufen sich immer schlechter. GM etwa sucht derzeit einen Käufer für die Geländewagenmarke Hummer. (dpa)

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