Ford sagt Mister James Bond adé

Ford sucht für die britische Nobelmarke Aston Martin einen Abnehmer aus dem Ausland. Ein deutscher Hersteller hat bereits abgewunken.

Von Christoph Sator

Es ist eine Firma aus der englischen Provinz, die schon sieben Mal pleite war und gerade einmal 4500 Autos herstellt pro Jahr. Also eigentlich kein großes Thema, wenn ein solches Unternehmen wieder einmal zum Verkauf steht. Aber was für ein Name - und was für Kunden. Die britische Nobelmarke Aston Martin - weltbekannt durch den Filmagenten James Bond, aber auch durch reiche Sammler wie Prinz Charles - soll veräußert werden. Derzeit gehört sie noch zum angeschlagenen US-Autoriesen Ford.

Nationale Instutition

Für die Briten, denen ihre Autoindustrie seit Jahrzehnten fast nur noch Sorgen bereitet, geht es also gewissermaßen um eine nationale Institution. Die Nachricht aus den USA, wo Konzernchef Bill Ford von einer «attraktiven Möglichkeit zur Kapitalbeschaffung und Wertsteigerung» sprach, schaffte es in London bis auf die Titelseiten. Die «Financial Times» stellte - ganz gegen die Gepflogenheiten - ein Uralt-Foto von 1964 dazu: den ersten «Bond», Sean Connery, wie er lässig am Aston-Martin-Klassiker DB5 lehnt.

Die Entscheidung der Amerikaner, sich ausgerechnet von Aston Martin zu trennen, kommt für viele überraschend. Die Traditionsmarke - gegründet kurz vor dem Ersten Weltkrieg - gehört nach einer Reihe von früheren Eigentümerwechseln nun schon seit Mitte der 80er Jahre mehrheitlich zu Ford. Dort ist sie zusammen mit Jaguar, Land Rover und Volvo Bestandteil der Luxuswagensparte Premier Automotive Group. Erst seit Ende 2004 schreibt sie aber wieder Gewinn.

Keine Erhöhung der Produktion

Zu verdanken ist dies auch einem Deutschen: dem Markenchef Ulrich Bez, der früher einmal bei BMW und Porsche war. Dem 61-Jährigen, den sie am Firmensitz im mittelenglischen Gaydon gerne «Doc Bez» nennen, gelang es binnen sechs Jahren, die Jahresproduktion der «englischen Ferraris» zu verzehnfachen. Trotzdem klagen die Händler weltweit - 75 Prozent der Aston Martin werden im Ausland verkauft - über Lieferfristen von zwölf bis 18 Monaten. Und das bei Preisen von umgerechnet bis zu 260.000 Euro.

Der Betrieb mit insgesamt 1700 Beschäftigten läuft auf vollen Touren. Trotzdem will Bez die Produktion nicht weiter in die Höhe fahren. «Klein, aber fein, so heißt unsere Devise», sagte er kürzlich in einem Interview mit der «Süddeutschen Zeitung». «Im Vergleich mit uns ist Porsche ein Massenhersteller. Das bringt Geld, kostet aber Exklusivität.» Die Zurückhaltung mag aber auch mit den schlechten Erfahrungen anderer britischer Hersteller zusammenhängen.

Interessenten vorhanden

Bis auf die Londoner Taxis, Aston Martin und einige andere Sportwagenhersteller ist die einst so stolze britische Autoindustrie komplett in ausländischen Händen: Vauxhall gehört heute zu Opel, Bentley zu VW, Rolls Royce zu BMW. Zugleich wird von den Ausländern aber immer noch fleißig in Großbritannien produziert. Europaweit laufen nur in Deutschland mehr Autos vom Band.

Logischerweise wird deshalb spekuliert, dass auch Aston Martin wieder von einem großen ausländischen Konzern übernommen wird. BMW hat bereits abgewunken. «Wir sind gut aufgestellt», sagte ein Sprecher am Freitag. Die britische Presse mutmaßt aber ohnehin, dass ein Finanz-Investor die Bond-Marke ganz oder teilweise kaufen wird. Der Preis wird in der Branche auf mehr als eine Milliarde Pfund beziffert - knapp 1,5 Milliarden Euro. Interessenten seien laut Ford vorhanden. (dpa)

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