Fiat will Mehrheit bei Opel

Arbeitnehmer beunruhigt

Der italienische Autobauer Fiat will das europäische Geschäft von Opel übernehmen. Das sagte Konzernbetriebsrat Klaus Franz.

Der angeschlagene Autobauer Opel steht vor einer Übernahme durch Fiat. Das sagte der Opel- Gesamtbetriebsratsvorsitzende Klaus Franz der dpa am Donnerstag und bestätigte damit einen Bericht von «Spiegel-Online». Die Arbeitnehmer lehnen den Einstieg der Italiener ab.

Arbeitnehmer besorgt

Fiat strebe keine strategische Partnerschaft an, kritisierte Franz. Das Unternehmen wolle lediglich kurzfristig an Bürgschaften kommen. «Fiat hat 14,2 Milliarden Euro Schulden und richtig dicke Liquiditätsprobleme. Die kommen derzeit nicht an Geld», sagte Franz. Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte einem möglichen Investor von Opel Ende März staatliche Unterstützung zugesagt. Nach «Spiegel»- Informationen aus Verhandlungskreisen soll Fiat schon am kommenden Dienstag eine Absichtserklärung unterzeichnen.

Der italienische Autohersteller selbst ist im ersten Quartal in die roten Zahlen gerutscht. Der Fehlbetrag erreichte 410 Millionen Euro, wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte. Ein Jahr zuvor hatte es noch 405 Millionen Euro Gewinn gegeben. Der Umsatz schrumpfte stark von knapp 15,1 auf 11,27 Milliarden Euro. Nach einem Gewinn vor Zinsen und Steuern von 783 Millionen Euro im ersten Quartal 2008 steht nun ein Verlust von 129 Millionen Euro.

Wahres Gesicht im Oktober

Franz befürchtet, dass Fiat spätestens nach der Bundestagswahl am 27. September sein wahres Gesicht zeigen und in Deutschland massiv Stellen abbauen werde. Opel und Fiat machten sich in allen Segmenten «brutale Konkurrenz». «Für so ein durchsichtiges Konzept können die Regierungen keine Bürgschaften geben», forderte der Gesamtbetriebsratschef, der auch stellvertretender Opel- Aufsichtsratsvorsitzender ist. Fiat machte keine Angaben zu seinem angeblichen Interesse.

Beim Verkauf des angeschlagenen Autobauers Opel ist nach Angaben des hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch (CDU) noch keine Vorentscheidung gefallen. «Der (österreichisch- kanadische) Autozulieferer Magna und Fiat reihen sich ein in die Reihe möglicher Partner», sagte Koch am Donnerstag auf in Wiesbaden. Er sei aber froh über das Interesse der Investoren an dem angeschlagenen Autobauer. «Es zeigt sich mit Blick auf die Adam Opel GmbH jeden Tag stärker, dass es entgegen früheren Behauptungen interessante private Investoren gibt.» Es sei auch gut, dass es dabei Wettbewerb gebe.

Sollte sich Fiat als ernsthafter Investor erweisen, dürften auch die Chancen des Autobauers auf staatliche Hilfe steigen. Innerhalb der Bundesregierung und der Koalitionsparteien wachse die Bereitschaft, beim Einstieg eines Investors eine Staatsbürgschaft zu geben, schreibt die «Bild» unter Berufung auf Koalitionskreise. «Es sieht viel besser aus als noch vor vier Wochen», wird eine mit den Vorgängen vertraute Person zitiert.

Konstruktive Gespräche

Als Gründe für die wachsende Hilfsbereitschaft führt die Zeitung die konstruktiven Gespräche mit potentiellen Opel-Investoren sowie der wieder gestiegene Absatz von Opel-Modellen an. Die General-Motors-Tochter profitiert mit ihren Kleinwagen stark von der Abwrackprämie.

Laut «Bild» ist auch eine Bürgschaft möglich, die den Käufer gegen einen möglichen Verlust beispielsweise bei einer späteren Insolvenz absichert. GM-Chef Fritz Henderson hatte vor einer Woche von mehr als sechs Interessenten für Opel berichtet. Immer wieder werden in Medien die Namen des italienischen Autobauers Fiat, des Finanzinvestors Cerberus und des Emirats Abu Dhabi genannt. Alle äußerten sich jedoch bislang sehr zurückhaltend bis ablehnend.

Russische Interessenten

Wie die «Rheinische Post» berichtet, hat ein Konsortium aus dem österreichisch-kanadischen Autozulieferer Magna und dem russischen Autobauer Gaz Interesse an einem Einstieg bei Opel. Die Zeitung beruft sich auf Informationen aus Regierungskreisen. Demnach soll Magna-Europachef Siegfried Wolf bereits beim Europa-Chef von GM, Carl-Peter Forster, vorgesprochen haben.

Außerdem wolle sich die größte russische Geschäftsbank Sberbank an dem möglicherweise neu gegründeten Opel-Konzern beteiligen, sollten Magna und Gaz den Zuschlag bekommen. Die Russen sollen demnach bereits Kontakt zum Umfeld des SPD-Kanzlerkandidaten Frank-Walter Steinmeier aufgenommen haben, zitiert die Zeitung aus Regierungskreisen. Ein Sprecher des Bundeswirtschaftsministeriums wollte sich zu dem Bericht nicht äußern. (dpa)

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