Elefantenhochzeit öffnet Volvo Tor nach China

Volvo hat sich nach Renault-Trucks und Mack einen weiteren strategischen Partner einverleibt. Der neue Partner soll die Chancen des schwedischen Konzerns in Asien verbessern.

Von Thomas Borchert

Nach Scania macht auch der zweite schwedische Lastwagenbauer Volvo Schlagzeilen mit einer «Elefantenhochzeit». Allerdings als erfolgreicher Freier und nicht in der Rolle der erfolglos umworbenen Braut. Während Scania sich monatelang mit allen Tricks und am Ende erfolgreich gegen die Übernahme durch den deutschen Konkurrenten MAN wehrte, konnte Volvo- Chef Leif Johansson am Dienstag in Stockholm schon das Ja-Wort des neuen Wunschpartners Nissan Diesel im fernen Japan verkünden: Dessen Aufsichtsrat ist für ein Ja-Wort an den skandinavischen Partner, der dafür umgerechnet 815 Millionen Euro auf den Tisch legen will.

Erfahren bei Übernahmen

«Bei Volvo haben wir ja schon eine Menge Erfahrungen mit sehr erfolgreichen Übernahmen» sagte Johansson und verwies auf die vor fünf Jahren übernommenen Töchter Renault-Trucks in Frankreich und Mack in den USA. Nach dem Aufbau einer starken Position in Westeuropa und Nordamerika wollen die Göteborger Autobauer nun durch den Kauf von Nissan ihre Chancen in Asien und dabei vor allem auf dem riesigen Zukunftsmarkt China verbessern. «Nissan als Teil der Volvogruppe macht uns hier definitiv zu einem besser gerüsteten Akteur», sagte Johansson.

Er machte aber auch keinen Hehl daraus, dass auch Volvo als Branchenzweiter nach DaimlerChrysler in erster Linie wegen der kräftig steigenden Entwicklungskosten für neue Lkw-Technik nicht an der Forderung nach «größeren Volumen» vorbeikommt: «Da war es besser, jetzt schnell zu handeln, als auf eine unsichere Zukunft zu warten.»

Gardell will in den Aufsichtsrat

Gedacht, aber nicht laut gesagt dürften dies auch führende institutionelle Volvo-Anteilseigner mit Blick auf interne Probleme. Nach den in den vergangenen Jahren immer satteren Unternehmensgewinnen hatte der schwedische «Risikokapitalist» und Neu-Volvoaktionär Christer Gardell mit seinen fünf Prozent Anteilen sehr lautstark höhere Dividenden verlangt.

Die Kassen seien einfach zu voll, meinte Gardell immer wieder. Nun aber zollte er der Entscheidung für die massive Investition in Wachstum ungeteilten Beifall: «Finanziell strategisch genau das Richtige. Die Nissan-Übernahme stärkt Volvo in Asien.» Gardell strebt bei der bevorstehenden Hauptversammlung einen Platz im Aufsichtsrat an, der ihm bisher misstrauisch verwehrt worden ist.

Positive Reaktionen

Auch Stockholmer Branchenbeobachter kommentierten Volvos Schritt einhellig positiv. «Das war ja schon länger auf unseren Radarschirmen. Wir teilen hier die Wachstumserwartungen an den asiatischen Markt», zitierte die Nachrichtenagentur «Direkt» einen Analysten. Die B-Aktie von Volvo stieg nach Bekanntgabe des Angebotes für Nissan um 1,1 Prozent auf 554 Kronen. (dpa)

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