Eine Billigmarke ist im Kommen

Tata in Deutschland

Auf den Tata Nano wird man in Deutschland noch eine Weile warten müssen. Die Geschwister des Billigautos aus Indien sind dagegen schon angekommen. Was sie zu bieten haben? Gar nicht mal so wenig.

Von Martin Woldt

Entfernt erinnert die indische Art, geradewegs an einen Tata Nano zu gelangen, an die hiesigen Abwrackmodalitäten. Eine Lotterie soll über die ersten hunderttausend Kandidaten entscheiden, die einen der alsbald vom Band laufenden Billig-Kleinwagen erwerben können. Angeblich 20 Millionen Inder machen sich Hoffnungen. Wer angesichts der im Frühjahr in Genf vage angekündigten 5000-Euro-Europaversion des Autos selber vom Nano angepiekst wurde, wird da wohl noch etwas warten müssen.

Vier Modelle im Programm

Aber auch wenn er noch in weiter Ferne rollt, Tata ist längst da. Seit Herbst vergangenen Jahres versucht die Firma Greenrent aus dem bayerischen Ansbach ein deutsches Händlernetz aufzubauen. Nach Auskunft von Geschäftsführer Giuseppe Cicorella mit wachsendem Interesse. Die ersten Fahrzeuge brachte man schon an die Kunden, ohne dass Tata deswegen in der Zulassungsstatistik des Kraftfahrt-Bundesamtes auffällig geworden wäre. Das Motto «Menschlich ist Trend», unter dem Greenrent agiert, klingt ein wenig nach Welthungerhilfe. Aber die Elementarbedürfnisse des Autofahrers haben ja schon ganz andere aus den Augen verloren.

Vier Modelle hat Greenrent zunächst im Lieferprogramm: Darunter zwei Außenseiter wie den Pickup Xenon mit einem 2,2-Liter-Common-Rail-Diesel für immerhin knapp 17.000 Euro sowie den SUV Safari mit gleichem, 140 PS starkem Motor, ab etwa 23.500 Euro.

94 Euro Steuer

Der Tata Indica Foto: Tata

Interessanter erscheinen hingegen der Indigo und der Indica. Letzterer ist ein 3,68 Meter langer Kleinwagen, also die Gegend zwischen Renault Twingo und Toyota Yaris, mit einem 1,4 Liter Benziner. Bemerkenswert ist sein stadttauglicher Wendekreis von 9,8 Metern. Der Motor leistet 85 PS und soll 6,4 Liter auf 100 Kilometern verbrauchen, was einer CO2-Rate von 153 Gramm pro Kilometer entspricht und ab Juli gemäß der neuen Kfz-Steuer einen Beitrag von 94 Euro bedeuten würde.

Mit seinem Benziner schafft es der Indica bis auf 160 km/h. Von null auf hundert geht es in 12,8 Sekunden. Der Preis beträgt einschließlich einer Klimaanlage und Fünfgang-Schaltung mindestens 9990 Euro. Erhältlich ist das Auto auch mit einem 70 PS starken Turbodiesel, allerdings noch ohne Partikelfilter für mindestens 12.990 Euro.

Nach vorn klappbare Rückbank

Kleiner Kombi Tata Indigo Foto: Tata

Der Indigo arbeitet sich etwas langsamer von null auf hundert (der Wert ist noch nicht amtlich) und erreicht schließlich maximal 155 km/h. 5,2 Liter registriert das Datenblatt beim Verbrauch. Beide Euro4-Motoren sind eine Eigenentwicklung, entstammen der Kooperation mit der französischen Firma Le Moteur Moderne und werden in Indien gebaut.

Der Clou des Autos könnte seine komplett nach vorn klappbare Rückbank sein. Auch da existieren noch keine verlässlichen Größen. Der bloße Augenschein stellt etwa einen Laderaum so groß wie beim Golf fest.

Knackpunkt Sicherheit

Das Raumangebot dürfte erst recht einer der größten Vorzüge des Indigo SW in der Publikumsgunst sein. Aber auch da ist Tata noch beim Messen. Immerhin sind Kombis mit einer Länge von 4,13 Meter eher rar am Markt. Der Peugeot 207 SW (4,16 Meter) ist einer der wenigen und kostet mit 73 PS ab 13750 Euro. Mit dem wird sich der Indigo SW messen müssen, der sich mit den gleichen Motoren wie im Indica ab 12290 Euro dem Wettbewerb stellt.

Die Achillesferse der aktuellen Tata-Modelle liegt im Bereich der Fahrzeugsicherheit. Drei Crashteststerne, die der Indica 2008 erhielt, signalisieren zwar keine grundsätzlichen Sicherheitsbedenken, aber einen deutlichen Abstand zu anderen Klein- und Kompaktwagen. Zwei Airbags vorn sind alles, was man derzeit über das serienmäßige ABS hinaus bekommt. Die Antischleuderhilfe ESP wird erst im neuen Indica verfügbar sein. Bei Greenrent rechnet man zum Jahresende mit dessen Verfügbarkeit. Unter dem Strich zeigen sich mit Indica und Indigo SW noch keine Vorläufer des als günstig gepriesenen Nano. «Wir bieten ehrliche Autos», sagt Cicorella. Ehrlichkeit gegen Ehrlichkeit: Das wird für den Durchbruch noch nicht reichen.

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