Die glorreichen Sieben

GM in der Zwickmühle

GM steht bei der Detroit Motor Show unter besonderem Druck. Sieben neue und vor allem kleinere Modelle präsentiert der angeschlagene Autobauer – doch der Geschmack der Amerikaner ist anders geartet.

Von Thomas Flehmer

Schneeregen und minus sechs Grad sind angesagt, wenn am Sonntag die ersten Pressekonferenzen die Nordamerikanische Motorshow 2009 in Detroit eröffnen. Kalt ist das Klima in der «Motor City» schon seit längerem. Dank eines Kredits der US-Regierung über 13,4 Milliarden Dollar hat der Autoriese General Motors den Anfang des Jahres noch erleben dürfen. Als Patient auf der Intensivstation zwar, aber noch lebend.

Galgenfrist bis Ende März

Bis Ende März muss GM nun unter Beweis stellen, dass man fürs Überleben auch einen Plan hat, um irgendwann das Krankenbett auch wieder verlassen zu können.
Einen ersten Beweis muss die Opel-Mutter auf der traditionell ersten Automesse des Jahres in der elftgrößten Stadt in den USA antreten.

Anders als vor wenigen Monaten in Los Angeles, wo der GM-Stand verwaist blieb, zieren in Detroit insgesamt sieben neue Modelle von Cadillac, Chevrolet, Buick und Saab den Showroom im Cobo Center. Sie sollen den Konzern vor dem Verfall retten wie 1960 Yul Brynner mit seinen sechs Kumpanen ein mexikanisches Dorf vor der Übernahme durch die Banditen.

Sparen auf amerikanisch

Der Buick LaCrosse soll auch jüngeres Publikum ansprechen Foto: Buick

Die sieben Neuheiten charakterisieren eine verkleinerte Statur sowie vor allem sparsamere Motoren. «Zu einer Zeit, in der den Kunden die Sparsamkeit ihres Fahrzeugs immer wichtiger wird, überzeugt der Equinox durch niedrigen Verbrauch», sagt Ed Peper über das Crossover-Fahrzeug. Damit erfüllt der Vizepräsident von Chevrolet Nordamerika die Vorgaben nach Kraftstoffsparenden und zukunftsfähigen Antrieben, die GM gestellt wurden, um für die Zukunft gerüstet zu sein.

Zu sparsamen Motoren haben die Amerikaner aber immer noch ein anderes Verhältnis als es in Europa vorherrscht. So verfügen die beiden neu entwickelten Direkteinspritzer mit variabler Ventilsteuerung über immerhin 2,4 Liter Hubraum und 182 PS beim Vierzylinder, der 3,0 Liter große Sechszylinder beherbergt gleich 255 Pferdchen unter der Motorhaube. Den Verbrauch in der Stadt gibt Chevrolet bei beiden mit 11,2 Litern an.

Crossover-Modelle als Kompromiss

Für Europa wären diese Modelle als Heilsbringer unvorstellbar, in Amerika aber geben sie die Richtung vor. «Wenn SUV erschwinglich werden, kaufen Amerikaner lieber diese Modelle», sagt GM-Sprecher Andrew Marshall. Bei den zuletzt erdrutschartig gefallenen Benzinpreisen ist es deshalb auch kein Wunder, dass die ebenfalls finanziell gebeutelten Amerikaner teuren Zukunftstechnologien keine große Chancen einrechnen.

GM setzt deshalb in der Zwickmühle zwischen den von der Regierung geforderten verbrauchsarmen Motoren und den von den Bürgern bevorzugten Spritschleudern auf die sogenannten Crossover-Modelle als Kompromiss - und zwar sehr deutlich. «Autos in Amerika bleiben immer größer als in Europa, auch wenn sie kleiner werden», sagt Marshall.

Warten auf den Volt

Der Chevrolet Volt Foto: GM

Ob die Sieben GM den Weg in eine glorreiche Zukunft sichern, ist ungewiss. «Wenn ich das wüsste, könnte ich viel Geld verdienen», sagt Marshall. Immerhin seien es «Schritte in die richtige Richtung». Noch sehnlicher wird der große Heilsbringer erwartet - das Elektroauto Chevrolet Volt. Doch dafür muss die Opel-Mutter noch einen weiteren kalten Winter überstehen. Denn der wahre «Glorreiche Achte» kommt erst 2010. Spät, vielleicht zu spät. Das mexikanische Dorf hätte nicht so lange warten können.

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