Daimler sucht Großaktionär

Daimler sucht Großaktionär
Dieter Zetsche © Foto: dpa

Die künftige Daimler AG legt den Vorwärtsgang ein. Wenige Tage nach der endgültigen Trennung von der ungeliebten US-Tochter Chrysler hält die Stuttgarter Autoschmiede schon wieder Ausschau nach potenten Finanzinvestoren.

Was wie selbstbewusstes Werben klingt, könnte jedoch auch strategisches Kalkül von Vorstandschef Dieter Zetsche sein.

Unmittelbar, nachdem der Top-Manager Mitte Mai das Ende des transatlantischen Bündnisses verkündet hatte, machte die Aktie des Autobauers zwar einen Freudensprung. Momentan steht das Papier jedoch auf eher wackeligen Beinen. Nach einem Hoch von 69,10 Euro Anfang Juli sackte der Kurs im DAX immer mehr ab und liegt mittlerweile nur noch bei 62,74 Euro. Der Vorstand sah sich wegen dieser Entwicklung offenbar zum Handeln veranlasst.

Ankündigung mit Blick auf Aktienkurs?

Nach Einschätzung des Autoexperten an der Fachhochschule Gelsenkirchen, Ferdinand Dudenhöffer, zielte die Ankündigung von Finanzchef Bodo Uebber, neue Anteilseigner ins Boot zu holen, nämlich darauf, den Aktienkurs wieder zu steigern. «Damit kann vermieden werden, dass die Verlockung für Private-Equity-Gesellschaften zu groß wird, zuzuschlagen», erklärte er.

Weil Daimler keine Familie wie BMW mit Quandt oder Porsche mit Piëch/Porsche im Hintergrund hat und die Deutsche Bank ihren Anteil immer mehr abschmelzt, ist der Autobauer laut Dudenhöffer auf potenzielle Großaktionäre angewiesen. Diese müssten für den Unternehmenserfolg jedoch längerfristig agieren und «nicht nur den schnellen Euro machen wollen». Ähnlich hatte bereits Ex-Konzernchef Jürgen Schrempp kalkuliert: Durch den auf lange Sicht angelegten Zusammenschluss mit Chrysler rückt der Autobauer aus dem Visier von Investoren, die eine Übernahme planen könnten, ließ der Manager immer wieder verlauten.

Feindliche Übernahme unwahrscheinlich

Aktuell fühlt sich die Daimler-Spitze offenbar weiterhin sicher: Bei einer Marktkapitalisierung von annähernd 70 Milliarden Euro sei die künftige Daimler AG das zweitstärkste Automobilunternehmen nach Toyota, betonte Finanzmanager Uebber «Das ist sicherlich eine komfortable Größe und macht uns zu einem ziemlich schweren Brocken, der erst einmal gestemmt werden müsste.» Mit dem Versuch einer Übernahme rechne er daher nicht.

Betriebsratschef Erich Klemm, der in den vergangenen Monaten mit Argusaugen über die künftige Ausrichtung des Autobauers gewacht hatte, wollte sich zu dem Vorstoß des Managements nicht äußern. Seine Meinung ist jedoch bekannt: Der Konzern müsse «immer im Auge behalten, dass er im Vergleich zu Wettbewerbern eine in Anführungszeichen schlechtere Aktionärsstruktur hat, da dem Konzern ein stabiler Großaktionär fehlt», hatte der stellvertretende Aufsichtsratschef noch im Frühjahr erklärt. Derzeit sind die größten Aktionäre der Stuttgarter das Emirat Kuwait mit rund sieben Prozent und die Deutsche Bank mit knapp vier Prozent.

Selbstvertrauen dank Rekordgewinn

Die Ankündigung des Finanzchefs lässt dem Finanzmarkt nun viel Raum für Fantasien. Sie zeugt aber auch vom ungebrochenen Selbstbewusstsein des Autobauers. Grund, die Muskeln spielen zu lassen, hat die schwäbische Autoschmiede auch ohne die strategischen Züge des Managements. Die Mercedes Car Group legte im zweiten Quartal satte Gewinne mit einem Plus von 74 Prozent beim Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) auf 1,2 Milliarden Euro vor. Für 2007 wird aufgrund der guten Zahlen für die Mercedes-Gruppe mit einer Umsatzrendite von «deutlich» über sieben Prozent gerechnet.

Richtig spannend für den künftigen Kurs des Autobauers wird es jedoch erst am 29. August. Dann will Dieter Zetsche die endgültigen Konzernzahlen für das erste Halbjahr präsentieren. Erwartet wird, dass der hochgewachsene Manager mit dem prägnanten Walrossbart dann auch die neue Prognose für das Gesamtjahr für die Zeit nach Chrysler verkünden wird. (dpa)

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