Daimler gibt Gas

Daimler hat nach dem Verkauf von Chrysler an alte Glanzzeiten angeknüpft. Trotzdem geht der Konzern nicht ganz problemfrei in die kommenden Geschäftsjahre.

Von Frank Heidmann und Michael Friedrich

Daimler-Chef Dieter Zetsche macht sein Unternehmen derzeit offenbar richtig Spaß. «Der Kurs ist klar, Daimler gibt Gas», verkündete er gut gelaunt am Donnerstag auf der Jahres-Pressekonferenz in Stuttgart in Sichtweite der Konzernzentrale in Untertürkheim. Kein Vergleich also mit dem Zetsche, der im vergangenen Jahr sichtlich angeschlagen in Detroit den Abschied von der defizitären US-Tochter Chrysler angekündigt hatte.

2008 weiter wachsen

Seitdem ist viel passiert. An Chrysler halten die Stuttgarter nur noch eine Minderheitsbeteiligung von knapp 20 Prozent, die Hälfte der Anteile an der krisengeschüttelten Airbus-Mutter EADS, die mit Kompetenzgerangel, Dollarschwäche und ständigen Verspätungen in der Airbus-Entwicklung zu kämpfen hat, ist Zetsche rechtzeitig für gutes Geld losgeworden. Angenehmer Nebeneffekt: die Bilanz 2007 wird mit immerhin 1,5 Milliarden Euro aufgehübscht.

Auch sonst fallen die Zahlen stark aus. Nicht nur, dass Mercedes- Benz Cars mit einem EBIT (Gewinn vor Zinsen und Steuern) von 4,7 Milliarden Euro an alte Glanzzeiten anknüpfte und den erfolgsverwöhnten Konkurrenten BMW ins Grübeln bringen dürfte. Auch dass die Lastwagensparte in einem kräftigen Abschwung nicht nur keine roten Zahlen schreibt, sondern den Gewinn sogar steigerte, wertete Truck-Chef Andreas Renschler als historisch. 2008 sollen Absatz und Ergebnis weiter wachsen.

Problemzonen Asien und Osteuropa

Doch nur eitel Sonnenschein herrscht auch bei Daimler nicht. Beobachter weisen darauf hin, dass Zetsche für die Zukunft wichtige Entscheidungen fällen muss: Wie zum Beispiel geht es in den aufstrebenden Märkten wie Osteuropa und vor allem China weiter? Laut Automobil-Experte Ferdinand Dudenhöffer hinkt der Konzern sowohl im PKW- als auch im Nutzfahrzeuggeschäft in Russland und China hinterher. Antworten brauchen die Stuttgarter auch auf die Frage, wie die Produktpalette aufgefächert und der Absatz erhöht werden kann. Hinzu kommen die drohenden Abgasvorschriften aus Brüssel und die derzeit ungewisse Entwicklung der US-Wirtschaft.

Zetsche äußerte sich zu diesen Fragen teilweise vage, mit Blick auf die wichtige Entscheidung über die Zukunft des Kompaktsegments (A/B-Klasse) ließ er aber durchblicken, dass ein ausländischer Standort zusätzlich zum badischen Rastatt gerade gesucht werde. «Wir überlegen, wie und wo wir Zusatzkapazitäten installieren.» Dass hier Osteuropa Priorität hat, war an anderer Stelle mehrfach erklärt worden. Dabei geht es um ordentliche Stückzahlen. «Eine Fabrik für weniger als 100.000 Einheiten macht wenig Sinn.»

Neue Modellvarianten geplant

Als ausgemacht gilt auch, dass die A- und B-Klasse deutlicher voneinander getrennt werden und gleichzeitig mehr Pläne für Modellvarianten wie Cabriolets und kleine SUVs in den Schubladen liegen. Hier wollte sich Zetsche aber nicht in die Karten schauen lassen. Er bestätigte nur, dass weiter mit potenziellen Partnern - darunter BMW - über eine mögliche Zusammenarbeit bei Komponenten gesprochen werde. Eine Entscheidung sei noch nicht gefallen.

Obwohl Daimler mit rund 14 Milliarden Euro in der Kasse derzeit alles andere als Geldsorgen hat, setzen der harte Wettbewerb und die drohenden Abgasvorschriften aus Brüssel Daimler wie alle anderen Autobauer unter Druck. Denn neue Modelle und bessere Motoren kosten Geld, viel Geld sogar. «Das wird alles nicht zum Nulltarif zu haben sein.» Zusammenarbeit bietet sich da an. Aber auch die eigenen Ausgaben für Forschung und Entwicklung will Zetsche deutlich hochfahren. Die ab 2010 angepeilten zehn Prozent Rendite im Autogeschäft seien also «kein Selbstläufer», warnte Zetsche, «sondern erfordern erhebliche Anstrengungen.» (dpa/dpa-afx)

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