Chrysler-Verkauf lockt Interessenten an

Interesse am angeschlagenen Chrysler-Konzern äußern viele Unternehmen. Die meisten der Diskussionen über einen Verkauf der Daimler-Schwester verlaufen im Nichts.

Amerikanische und ausländische Autounternehmen, Investmentfirmen und Investmentbanken sind nach einem Zeitungsbericht sehr interessiert daran, die Finanzdaten der angeschlagenen Chrysler- Sparte einzusehen. Das berichtete die «New York Times» am Dienstag in ihrer Onlineausgabe. «Jeder wird einen Blick drauf werfen», erklärte ein Spitzenmanager einer internationalen Autofirma der Zeitung.

Verhandlungen mit GM

Bisher habe sich der Markt auf die DaimlerChrysler-Verhandlungen mit General Motors (GM) konzentriert. Ein GM-Sprecher erklärte der Zeitung, dass man jederzeit mit anderen Autoherstellern Gespräche über möglicher Allianzen führe. Viele dieser Diskussionen führten zu nichts.

Die Zeitung verwies auf Analysten und Investmentbanker, die mehrere europäische Autohersteller wie die französische Renault und PSA Peugeot-Citroën als Interessenten für das gesamte Unternehmen oder für Teile von Chrysler für geeignet halten. Renault und Peugeot seien mehr als 15 Jahre nicht im amerikanischen Markt gewesen. Chrysler sei zwar keine Spitzenmarke, doch würde sie einen Eintritt in den US-Markt bieten.

Auch VW im Rennen

Carlos Ghosn, der gleichzeitig Chef von Renault und der japanischen Autofirma Nissan ist, hatte mit GM Gespräche über eine globale Dreierallianz geführt. Beide Unternehmen dürften das Chrysler-Angebotsbuch erhalten, doch sei nicht klar, ob eines von ihnen eine Offerte machen würde. Die Zeitung nannte auch Volkswagen und chinesische Autohersteller als mögliche Interessenten.

Das gelte auch für Investmentfirmen wie Cerberus, die die Hälfte der GM-Finanztochter gekauft hatte. Cerberus wolle auch in die Delphi Corporation investieren, die in einem Insolvenzverfahren befindliche ehemalige GM-Autoteilesparte. Wilbur Ross, ein US-Investor, der mehrere Autozulieferer gekauft hatte, hat nach Darstellung der Zeitung kein Interesse.

Bis zu zehn Milliarden Euro wert

DaimlerChrysler untersuche aktiv einen Chrysler-Verkauf und bereite mit Bankiers detaillierte Finanz- und operative Daten vor, die potenzielle Käufer benötigten, um einen Wert für Chrysler festzustellen, schrieb das «Wall Street Journal» am Dienstag in seiner Onlineausgabe. Hierdurch erhöhten sich die Aussichten auf eine Versteigerung der US-Sparte in den kommenden Monaten. Bei DaimlerChrysler hätten sich bereits mehrere Interessententen gemeldet.

Die Zeitung bezifferte den Wert von Chrysler nach anfänglichen Analystenschätzungen auf fünf bis zehn Milliarden Euro. Das Schicksal von Chrysler könnte jedoch nach Meinung der Zeitung möglicherweise nicht von seinem Wert sondern von der persönlichen Überzeugung von DaimlerChrysler-Chef Dieter Zetsche abhängen. Zetsche habe bisher noch keine Präferenz angedeutet.

Stellenabbau erwartet

Die «Detroit News» erwartet im Falle einer Chrysler-Übernahme durch GM für den Bundesstaat Michigan tausende zusätzlicher Stellenverluste. GM streicht bereits mehr als 30 000 Arbeitsplätze und Chrysler will 13 000 Stellen beseitigen. «Falls die Beiden sich zusammenschließen, wäre dies meiner Meinung nach Wahnsinn», zitierte die Zeitung einen angesehenen US-Autofachmann. Mit Ausnahme ihrer internationalen Operationen duplizierten sich die Gesellschaften gegenseitig, hieß es.

DaimlerChrysler will sich alle Optionen für Chrysler ansehen, hatte der Autoriese in der vergangenen Woche überraschend angekündigt. Dabei war bekannt gegeben worden, dass Chrysler 2006 einen operativen Verlust von 1,5 Milliarden Dollar und einen Umsatzrückgang von 66,1 auf 62,2 Milliarden Dollar verbucht hatte. Der Autoverkauf war um fünf Prozent auf 2,7 (2,8) Millionen Stück gefallen. (dpa)

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