Chrysler nimmt wieder Fahrt auf

Verluste eingedämmt

Schwarze Zahlen schreibt der Autobauer Chrysler immer noch nicht, doch die Verluste konnten deutlich gesenkt werden. Die Marke befindet sich im Aufwind.

Die ehemalige Daimler-Tochter Chrysler kommt langsam in die Spur. Der Problemfall unter den drei großen US- Autokonzernen konnte im dritten Quartal den Verlust auf unterm Strich 84 Millionen Dollar eindämmen. Das ist weniger als die Hälfte dessen, was das vom italienischen Fiat-Konzern kontrollierte Unternehmen jeweils in den beiden vorangegangenen Quartalen verloren hatte. Der Umsatz stieg im Vergleich zum Vorquartal um 5 Prozent auf 11 Milliarden Dollar.

Marchionne: Chrysler im Wandel

Der Wandel von Chrysler zu einem dynamischen und wettbewerbsfähigen Autobauer habe gerade erst begonnen, sagte Firmenlenker Sergio Marchionne am Montag. Der Manager, der gleichzeitig Fiat führt, hob vor allem den Reigen an neuen Modellen hervor, nachdem Chrysler in Krisenzeiten kaum Geld für frische Autos hatte. Ganzer Stolz des Konzerns ist der runderneuerte Geländewagen Jeep Grand Cherokee, der auch in Deutschland verkauft wird.

In den vergangenen Monaten waren die Kunden zu Chrysler zurückgekehrt, nachdem die Insolvenz im vergangenen Jahres viel Vertrauen zerstört hatte. Der Autobauer ist mit seinen vier Marken Chrysler, Dodge, Jeep und den Ram-Trucks in den USA 293 000 und weltweit 401 000 Autos im dritten Quartal losgeworden. Der Marktanteil in den Vereinigten Staaten stieg von 8,0 Prozent zu Jahresbeginn auf nun 9,6 Prozent.

Operativ ist Chrysler bereits in den schwarzen Zahlen. Marchionne hob angesichts guter Verkäufe den Ausblick auf das restliche Jahr an. Er rechnet nun damit, operativ rund 700 Millionen Dollar zu verdienen. Bislang hatte er maximal ein kleines Plus vor Sonderbelastungen in Aussicht gestellt. Der Umsatz soll bei 42 Milliarden Dollar herauskommen.

Gegenüber den beiden größeren heimischen Rivalen steht Chrysler damit aber immer noch schwach da. Alleine im dritten Quartal strich General Motors unterm Strich um die 2 Milliarden Dollar ein, bei Ford waren es 1,7 Milliarden Dollar. Bekannt wurde Chrysler hierzulande erst mit der Übernahme durch Daimler. Die Autoehe scheiterte jedoch grandios. Daimler trennte sich 2007 nach 9 gemeinsamen Jahren von Chrysler und gab die Mehrheit an einen Finanzinvestor ab.

Verfehlte Modellpolitik

Nur zwei Jahre später ging den Amerikanern das Geld aus. Eine verfehlte Modellpolitik, veraltete Werke, überbordende Schulden, hohe Personalkosten und am Ende der Absatzeinbruch im Krisenjahr 2009 führten in die Katastrophe. GM ereilte das gleiche Schicksal, in beiden Fällen sprang der US-Steuerzahler ein, um einen Neustart zu ermöglichen. GM erholte sich aber wesentlich schneller und wird wohl schon diesen Monat an die Börse zurückkehren.

Ein Börsengang ist bei Chrysler zurzeit kein Thema, erstmal muss der Hersteller solide Geld erwirtschaften. Fiat-Chef Marchionne will Chrysler mit italienischer Technik fit machen. Viele in der Branche sind aber skeptisch. Ende des Jahres rollt der kleine Fiat 500 in den USA auf den Markt. In Europa sollen umgekehrt die Händler des Fiat- Konzerns die amerikanischen Autos verkaufen. (dpa)

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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