Bush lässt US-Autobauer hoffen

Rettung doch noch möglich

Die US-Autobauer können nun doch auf Milliardenhilfen hoffen. Präsident George W. Bush will GM, Chrysler und Ford aus dem Rettungspaket für die Finanzwirtschaft unterstützen.

Rettung noch möglich
Die Opel-Mutter General Motors (GM) kann auf eine Rettung in letzter Minute hoffen. US-Präsident George W. Bush signalisierte am Freitag seine Bereitschaft, die von der Autobranche dringend benötigten Milliardenkredite zunächst aus dem Rettungspaket für die Finanzwirtschaft zur Verfügung zu stellen. Bisher hatte das Weiße Haus dies strikt abgelehnt. GM und der ehemaligen Daimler- Tochter Chrysler drohte akut die Insolvenz, nachdem geplante Notkredite von 14 Milliarden Dollar (10,8 Mrd Euro) in der Nacht zum Freitag am Widerstand der Republikaner im US-Senat gescheitert waren.

Hilfen bis Dezmeber

GM und Opel hatten zuvor gewarnt, sie bräuchten Milliarden-Hilfen noch im Dezember. Es ist unklar, wie lange das Geld bei ihnen noch reicht. GM engagierte laut einem Zeitungsbericht bereits Insolvenzberater. Der Zugriff auf das 700 Milliarden Dollar schwere Rettungspaket für die Finanzbranche ist die größte Hoffnung für die Autobauer. Ford Motor , der dritte große US-Autobauer, gilt vorerst als etwas weniger gefährdet. Der deutsche Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer warnte vor einer Insolvenz der Opel-Mutter GM «vor oder kurz nach Weihnachten», wenn staatliche Hilfen ausbleiben. Dies könnte auch Opel in die Insolvenz treiben, mahnte Dudenhöffer.

Die Bundesregierung betonte nach dem «Nein» des US-Senats zu den Hilfen für die GM und Chrysler, weiter zu ihrem Hilfsangebot für Opel zu stehen. Sollte der Rüsselsheimer Autobauer sich melden und offiziell eine staatliche Bürgschaft beantragen, wolle die Regierung schnell und zügig handeln. Noch habe Opel aber nicht signalisiert, dass eine Bundesbürgschaft benötigt werde, betonte Vize- Regierungssprecher Thomas Steg. Opel hatte bereits vor einigen Wochen grundsätzlich nach einer Bürgschaft über gut eine Milliarde Euro gefragt - für den Fall, dass bei einer GM-Insolvenz die Zahlungen aus den USA ausbleiben.

Opel arbeitet wie bisher weiter

Opel betonte am Freitag, das Unternehmen arbeite ungeachtet der Turbulenzen in den USA wie bisher. Die IG Metall und der Betriebsrat planen unterdessen laut einem Medienbericht Mitarbeiterbeteiligungen. Die Anteile sollten als Gegenleistung für Beiträge der Belegschaft zur Kostenreduzierung gelten, schreibt das Fachmagazin «auto motor und sport». Auch Händler könnten sich an der 100-prozentigen General Motors-Tochter Adam Opel GmbH beteiligen. Opel-Kreise bestätigten diese Darstellung.

Bush-Sprecherin Dana Perino sagte, das Weiße Haus prüfe angesichts der «schwachen Situation der US-Wirtschaft» alle Möglichkeiten zur Rettung der Autobranche, auch die Verwendung der für die Finanzbranche gedachten Gelder. In den USA hängen nach verschiedenen Schätzungen drei bis fünf Millionen Arbeitsplätze an der Autoindustrie.

Den Republikanern im Senat waren die Zugeständnisse der Autoindustrie insbesondere beim geforderten Schuldenabbau und der Reduzierung von Löhnen und Gehältern nicht weit genug gegangen. Senator Bob Corker beschuldigte vor allem die Autoarbeiter- Gewerkschaft UAW, für das Scheitern des Rettungsplans verantwortlich zu sein. Die am Donnerstag im Kongress anwesenden UAW- Spitzenfunktionäre hätten sich geweigert, einer Senkung der Lohnkosten bei den US-Autobauern auf das Niveau der japanischen Hersteller in den USA vor 2011 zuzustimmen.
Der designierte US-Präsident Barack Obama hatte die Senatoren aufgefordert, die US-Autohersteller zu retten. «Wir können nicht einfach danebenstehen und zuschauen, wie die Industrie zusammenbricht», sagte er. Ein Verschwinden der US-Autobranche könne eine «verheerende Kettenreaktion» auslösen.

Die US-Autobauer «verbrennen» derzeit ihre Bargeld-Reserven. In der Finanz- und Konjunkturkrise ist der Absatz massiv eingebrochen und die zusammengeschmolzenen Einnahmen aus dem Tagesgeschäft reichen nicht aus, um die laufenden Kosten zu decken.

Insgesamt hatten die «großen Drei» GM, Ford und Chrysler um staatliche Kredite von 34 Milliarden Dollar gebeten, die bis Ende 2009 ausgezahlt werden sollten. Ford gilt als solider finanziert.

Eine Insolvenz wollten die Autobosse bisher um jeden Preis vermeiden, obwohl sie in den USA oft zur Sanierung angeschlagener Unternehmen eingesetzt wird. Unter dem sogenannten Gläubigerschutz nach Kapitel elf des US-Insolvenzrechts können Firmen die Bedienung ihrer Schulden aussetzen und sich in Ruhe sanieren. Unter anderem so gut wie alle US-Fluggesellschaften hatten dies schon gemacht. Vor allem GM-Chef Rick Wagoner glaubt aber, selbst eine Insolvenz mit Gläubigerschutz könnte für einen Autohersteller tödlich ausgehen. Die Verbraucher würden keine Autos von einer Firma kaufen, die verschwinden könnte, argumentiert der Chef der Opel-Mutter. (dpa)

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