Das Opel-Werk in Rüsselsheim soll in Zukunft besser ausgelastet werden. Dort sollen zukünftig mehr Saab-Modelle gebaut werden als bisher.
Im Oktober 2004 haben die Bochumer Opel-Arbeiter mit einem wilden Streik auf die drastischen Sparpläne der US-Muttergesellschaft General Motors (GM) reagiert. Mehr als drei Jahre später hat Opel in Deutschland den geplanten Personalabbau im Zuge des Zukunftsvertrages 2010 abgeschlossen. Am 30. November gingen 300 Bochumer zur letzten Schicht und wechselten mit einer Abfindung in der Tasche in die Transfergesellschaft. Sie waren die letzten Freiwilligen der 2720 Bochumer Werksangehörigen, die ausgeschieden sind. In den anderen Opel-Werken ist der Personalabbau bereits beendet.
8000 Stellen abgebaut
Insgesamt hat Opel im größten Sanierungsplan der Nachkriegsgeschichte mehr als 8000 Stellen gestrichen, etwa 6000 davon mit Abfindungen. Dafür wurden bis 2010 betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen. «Hätten sich die Werke, allen voran Bochum mit seinem einwöchigen Streik, nicht gewehrt, wären es wohl noch mehr geworden», sagt Bochums Betriebsratschef Rainer Einenkel. auf freiwilliger Basis werden noch weitere Stellen über den Zukunftsvertrag hinaus abgebaut. Das widerspricht dem Vertrag nicht.
Der Personalabbau geht auf diese Weise bereits weiter. Weil einige Werke wegen der Absatzflaute und auslaufender Modellphasen nicht ausgelastet sind, sollen hunderte Stellen gestrichen werden. «In Bochum sind 150 von 400 Freiwilligen, die eine Abfindung erhalten, bereits gefunden», sagt Einenkel. Zudem laufen im Revier-Werk seit dem Sommer die Bänder langsamer. Statt 55 Autos, werden stündlich nur noch 50 Einheiten montiert. Rechnerisch würden deshalb 400 Beschäftigte weniger gebraucht, habe das Management vorgerechnet. Insgesamt werden zum 1. Dezember zunächst einmal noch mehr als 24.000 Beschäftigte in den deutschen Opelwerken arbeiten.
Eine Schicht eingebüßt
In europäischen Astra-Werken wie Antwerpen und Ellesmere Port sind die Streichungen heftiger ausgefallen. Im vergangenen Jahr haben die Engländer eine ganze Schicht eingebüßt. In Antwerpen seien alle drei Schichten in diesem Jahr halbiert und 2200 Stellen gestrichen worden, sagt der Bochumer Betriebsrat. In den deutschen Werken sind die Beschäftigten glimpflicher davon gekommen. Im Stammwerk Rüsselsheim sind Übergangsregelungen gefunden worden, um die Zeit bis zum Modellwechsel vom Vectra auf das Nachfolgemodell Insignia, das 2008 vom Band läuft, zu überbrücken. Außerdem sollen langfristig mehr Saab-Modelle gebaut werden. Rüsselsheim soll bis 2012 möglichst ausgelastet sein, heißt es. Eisenach läuft mit dem neuen Corsa-Modell derzeit sehr gut. Das Komponentenwerk in Kaiserslautern steht weiterhin zum Verkauf.
Gute Chancen für die Zukunft sieht Bochums Betriebsrat Einenkel mit dem Modellwechsel von Astra und Zafira in den Jahren 2010 und 2011. Dann soll Bochum möglicherweise als einziges Werk den neuen Zafira bauen. Das zweite Zafira-Werk im polnischen Gliwice bekäme dann andere Modelle. Astra Caravan würden voraussichtlich in Bochum weniger gebaut und auf andere Werke übertragen. In St. Petersburg könnte in Konkurrenz ein weiterer Minivan auf Chevrolet-Basis gebaut werden. Ob das Modell nur in Osteuropa oder später auch in Westeuropa verkauft wird, hänge von GM ab.
Kürzere Produktionszeit
Die europäischen Werke müssen vor allem beim Modellwechsel des Astra noch kräftig am Preis-Leistungsverhältnis arbeiten. «Der im Zukunftsvertrag 2010 festgelegte Abbau übertariflicher Leistungen ist noch nicht beendet», sagt Einenkel. Außerdem soll mit dem Wechsel ein Astra nicht mehr in 27 Stunden wie bisher, sondern in 15 Stunden gebaut werden. «Das bedeutet Leistungsverdichtung», sagt Einenkel. Die Bänder laufen allerdings nicht doppelt so schnell. Verschiedene Arbeiten könnten auch ausgelagert werden. Das Management hat das Ruhrgebietswerk bereits gelobt. «Bochum hat sich enorm positiv entwickelt», sagte GM-Europe-Präsident Carl-Peter Forster der Belegschaft am Samstag während einer Betriebsversammlung. (dpa)
