BMW kündigt Neuausrichtung an

BMW-Chef Norbert Reithofer hat trotz aller Absatzrekorde für die kommenden Jahre Kosteneinsparungen in Milliardenhöhe angekündigt. Arbeitsplätze sollen aber nicht in Gefahr sein.

Nach einem deutlichen Verfall der Rendite in den vergangenen Jahren will der BMW-Konzern mit einem milliardenschweren Sparprogramm und einer Reihe neuer Modelle gegensteuern. «Unsere Wettbewerbsposition stand auf dem Spiel. Wir konnten nicht so weitermachen wie bisher», sagte BMW-Chef Norbert Reithofer am Donnerstag in München. Daher müsse der Konzern trotz aller Absatzrekorde neu ausgerichtet werden, um auch auf lange Sicht die Unabhängigkeit zu sichern. Ein Stellenabbau ist trotz ehrgeiziger Sparziele dabei nicht geplant. Allerdings ist bis 2012 auch kein Aufbau neuer Arbeitsplätze vorgesehen.

Deutliche Kosteneinsparungen

In Sachen Absatz ist BMW zwar derzeit der erfolgreichste Premium-Hersteller der Welt. Allerdings hinkt der Gewinn hinterher. «Während Absatz und Umsatz in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen sind, hat sich unser Ergebnis nur unterproportional entwickelt», sagte Reithofer. In den kommenden fünf Jahren sollen daher Kosten in Höhe von insgesamt sechs Milliarden Euro eingespart werden. Dabei soll auch die Investitionsquote gesenkt werden.

Da sich eine Verlangsamung des Absatzwachstums abgezeichnet habe, werde BMW in den nächsten Jahren neue Modelle wie einen kleinen X1 und «völlig neue Fahrzeugkonzepte» entwickeln und auf den Markt bringen, sagte Reithofer. Das geplante «raumfunktionale Konzept», die BMW-Interpretation eines Vans, wird überraschend nicht verwirklicht. Stattdessen kommt ein limousinenähnliches Auto mit hoher Funktionalität, «Progressive Activity Sedan» genannt. Neugeplant sind auch ein geländegängiger X1 als kleiner Bruder der erfolgreichen X3 und X5 und eine viertürige sportliche Reise-Limousine (Gran Turismo).

Strenge Renditevorgaben

Gut ein Jahr nach Amtsantritt setzte Reithofer mit der neuen Langfriststrategie dem Konzern strenge Renditevorgaben. Bis 2012 soll die Umsatz-Vorsteuerrendite im Auto-Kerngeschäft auf 8 bis 10 Prozent steigen. Im vergangenen Jahr lag diese Kennziffer beur noch 6,3 Prozent, im ersten Halbjahr 2007 ging sie weiter zurück. Die Börse zeigte sich von der neuen Langfrist-Strategie eher enttäuscht. Die BMW-Aktie, die in Erwartung der Ankündigungen zunächst deutlich gestiegen war, lag nach Bekanntgabe der Ziele nur noch leicht im Plus.

Die Weltmarktführung will BMW mit Hilfe der neuen Modelle auch auf lange Sicht verteidigen. Bis 2012 solle die Zahl der Auslieferungen von zuletzt 1,4 auf 1,8 Millionen Verkäufe steigen, sagte Reithofer. 2020 sollen es dann deutlich mehr als zwei Millionen verkaufte Fahrzeuge sein. Den Kauf einer vierten Marke neben BMW, Mini hat der Konzern laut Reithofer geprüft. Zuletzt war unter anderem spekuliert worden, BMW könne Volvo übernehmen. «Wir haben uns im Wettbewerbsumfeld umgesehen, ob wir mit dem Kauf einer vierten Marke zusätzliches Wachstum generieren können», sagte Reithofer. Die geprüften Marken hätten aber nicht zum Konzern gepasst, in den nächsten zwölf Monaten sei keine Akquisition geplant. Reithofer deutete vorsichtig an, dass der Konzern eher selbst eine vierte Marke aufbauen könnte, wenn dies nötig ist.

Postentausch

Im Zuge der Neuaufstellung bei BMW dreht sich auch das Personalkarussell. Finanzchef Stefan Krause und Vertriebsvorstand Michael Ganal tauschen ihre Posten. Um Krause hatte es Spekulationen gegeben, weil der Konzern wegen einer nur teilweisen Währungsabsicherung stark unter dem schwachen Dollar leidet. Zudem wurden zwei zusätzliche Vorstandsressorts geschaffen: Neuer Vorstand für Konzern- und Markenentwicklung wird Friedrich Eichiner. Zudem richtet das Unternehmen das neue Ressort Einkauf und Lieferanten-Netzwerk ein. Diesen Posten übernimmt Herbert Diess, bisher Leiter der Motorrad-Sparte. (dpa)

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