Bernhard schweigt zu Zukunft bei VW

Wolfgang Bernhard bleibt Markenchef von VW. Doch wie lange, ist weiter fraglich. Kritik am Aufsichtsratsvorsitzendem Ferdinand Piech kommt unterdessen von Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff.

Von Frank Mertens

Die Frage der Fragen blieb auch am Samstag auf der Peking Autoshow unbeantwortet: Wie sieht nach der Berufung von Martin Winterkorn zum neuen VW-Konzernchef die Zukunft von Markenchef Wolfgang Bernhard aus?

Doch der Mann, der diese Frage hätte am besten beantworten können, schwieg sich am Samstag bei der Messe-Eröffnung in der chinesischen Hauptstadt aus. Zu einer Stellungnahme war Bernhard nicht zu bewegen. Dabei hätte er mit einigen Worten für Klarheit sorgen können. Da er darauf verzichtete, wird auch in den kommenden Wochen weiter darüber spekuliert werden, wie lange Bernhard noch in Wolfsburg bleiben wird.

Pläne vorerst nicht umsetzbar

Wahrscheinlich nur so lange, bis Winterkorn seine Umbaupläne des Konzerns umsetzen wird. Auf der Aufsichtsratssitzung des Unternehmens am Freitag war Winterkorn zwar einstimmig zum neuen Konzernchef berufen worden, doch nach einem Bericht der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» waren seine mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden Ferdinand Piech abgestimmten Pläne zur Geschäftsverteilung zu diesem Zeitpunkt noch nicht umsetzbar gewesen. Teile des Aufsichtsrats sollen noch über die überraschende Ablösung von Pischetsrieder vor zwei Wochen verärgert gewesen sein.

So wollte Audi-Chef Winterkorn mit Amtsbeginn am 1. Januar 2007 nur noch einen Entwicklungschef innerhalb des Konzerns installieren, der die Zuständigkeit für alle Marken hat. Daneben soll es zudem nur noch je einen Verantwortlichen für Vertrieb und die Produktion geben. Dadurch will Winterkorn eine bessere Effizienz innerhalb der Marken erreichen. Diese neue Organisationsstruktur würde jedoch einen Machtverlust für Bernhard bedeuten.

Winterkorn spricht mit Zetsche

Dass Bernhard, für den die Position des Produktionsvorstandes vorgesehen wäre, das aufgrund des damit einhergehenden Machtverlustes hinnehmen würde, gilt als unwahrscheinlich. Zudem wird Bernhard nicht das beste Verhältnis zu Winterkorn nachgesagt. Winterkorn selbst wollte sich am Samstag in Peking ebenfalls nicht zu seinen Umbauplänen bei VW und der kommenden Zusammenarbeit mit Bernhard äußern. In Unternehmenskreise hieß es jedoch, dass nur Bernhard die Spekulationen beenden könne.

Interessant war zu sehen, wie sich die beiden Topmanager auf der zur A-Messe aufgewerteten Peking Autoshow begegneten. Ursprünglich hätte Winterkorn ausweislich der Sitzkarten bei der Pressekonferenz von VW neben Bernhard sitzen sollen. Doch Winterkorns Platz blieb leer. Als Bernhard anschließend der Präsentation am Audi-Stand beiwohnte, fiel die Begrüßung der beiden doch recht unterkühlt aus.

Kritik von Wulff

Ob sich Winterkorn im Nachgang noch einmal mit Bernhard zum Gespräch traf, ist nicht bekannt. Dafür zog sich Winterkorn mit DaimlerChrysler-Chef Dieter Zetsche in den Audi-Pavillon zu einer Unterredung zurück. Was sie besprachen, ist nicht bekannt. Doch vielleicht ging es auch um die Zukunft von Bernhard bei DaimlerChrysler, seinem früheren Arbeitgeber. Im Vorfeld der Messe hatte Zetsche nur gesagt, dass es zu früh sei, zu Spekulationen Stellung zu nehmen. «Wir haben früher gut zusammen gearbeitet und zum jetzigen Zeitpunkt keinen Grund zu kommentieren, was bei Volkswagen passiert», sagte Zetsche und fügte hinzu: «Wir werden sehen, was die Zukunft bringt.» Eindeutig war indes die Aussage von Daimler-Betriebsratschef Erich Klemm, der eine Rückkehr ausschloss. «Das Kapitel hat sich erledigt.»

Niedersachsens Ministerpräsident Wulff (CDU) hat unterdessen VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch scharf kritisiert und forderte ein Ende der Führungsdiskussion: «Mit Machtspielchen muss endlich Schluss sein. Sie sind den Beschäftigten nicht länger zuzumuten», sagte er der «Bild am Sonntag». Das Land Niedersachsen ist neben Porsche Großaktionär bei VW.

Wie die «Automobilwoche» berichtet, habe sich Winterkorn schon vor seiner Berufung an die Konzernspitze stark in die Modellentwicklung von VW eingemischt. Derzeit werde aber noch versucht, Bernhard im Konzern zu halten, da dieser in Finanzkreisen als Garant für die Sanierung bei VW stehe. Falls Bernhard VW verlasse, würde Winterkorn nach Vorstandskreisen auch die Leitung der VW-Markengruppe übernehmen, zu der neben VW auch Skoda, Bentley und Bugatti gehören.

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