Autoindustrie erwartet weniger Absatz

Prognose gesenkt

Die deutsche Automobilindustrie wird Ende des Jahres das schlechteste Ergebnis seit der Wiedervereinigung bilanziert haben. Selbst das neue Absatzziel von Neuwagen in diesem Jahr wird von Experten immer noch als ambitioniert angesehen.

Die krisengeschüttelte Autoindustrie steuert nach einem monatelangen Absatzrückgang in Deutschland auf das schlechteste Ergebnis seit der Wiedervereinigung zu. Die Finanzkrise und der weltweite Konjunktureinbruch bremsten den Absatz 2008 auf maximal 3,1 Millionen Neuzulassungen aus, teilte der Verband der Automobilindustrie (VDA) am Dienstag in Frankfurt mit. Damit kassierte der Verband sein angepeiltes Absatzziel von 3,2 Millionen Fahrzeugen ein. Experten halten auch die neue Zahl für ambitioniert und erwarten eine Pleitewelle beim Autohandel. Viele Hersteller haben schon mit Produktionsstopps und Stellenstreichungen auf die Krise reagiert. In Deutschland hängt jeder siebte Arbeitsplatz von der Autoindustrie ab, die 758.000 Menschen beschäftigt.

Starker Jahresauftakt

Im Oktober brach der Absatz auf dem deutschen Markt gegenüber Vorjahr um acht Prozent auf 258.800 Wagen ein, teilte das Kraftfahrt- Bundesamt (KBA) in Flensburg mit. Wegen des starken Jahresauftakts hielt sich der Markt in den ersten zehn Monaten mit 2,63 Millionen verkauften Wagen gerade noch auf Vorjahresniveau. Auch der Export als Zugpferd der deutschen Hersteller sank im Oktober um zehn Prozent auf 336.600 Wagen.

Erstmals seit fünf Jahren wird der Export - ebenso wie die Produktion - in diesem Jahr nach Einschätzung des Verbandes schrumpfen. Vor allem in Westeuropa und in den USA leide der Absatz. «Die Finanzkrise wird erhebliche Auswirkungen auf die globale Automobilkonjunktur haben», sagte VDA-Präsident Matthias Wissmann laut Mitteilung. Branchenkenner verweisen aber auch auf hausgemachte Probleme und kritisieren, dass die Industrie zu langsam umweltfreundliche Antriebe entwickle.

Unlust der Privatkäufer

Vor allem bei den Privatkäufern schlägt derzeit die Kaufunlust durch. Die Bundesregierung will zur Ankurbelung des Absatzes umweltfreundliche Neuwagen für bis zu zwei Jahre von der Kfz-Steuer befreien. Diese Maßnahme reicht nach Ansicht des Verbandes der Internationalen Kraftfahrzeughersteller (VDIK) nicht aus. «Wegen der Steuerbefreiung wird nicht der Kaufrausch ausbrechen», sagte VDIK- Präsident Volker Lange. VDIK und VDA fordern, so schnell wie möglich die Neuordnung der Kfz-Steuer - berechnet nach Schadstoffausstoß und nicht mehr nach Hubraum - einzuführen, um die Verunsicherung der Verbraucher zu beenden.

Die Kunden fragen verstärkt eher kleinere Autos nach, die den Autokonzernen weniger Gewinn bringen. Im Mini-Segment seien im Oktober 11,7 Prozent mehr Autos zugelassen worden als im gleichen Monat des Vorjahresm hieß es beim KBA. Allerdings seien auch in der Mittelklasse (plus 6,0 Prozent) und bei den Geländewagen (plus 5,1 Prozent) Zuwächse zu beobachten. Unter den großen deutschen Herstellern konnten sich Marktführer VW (plus 2,9 Prozent), Ford (plus 4,5 Prozent) BMW/Mini (plus 3,1 Prozent) und Mercedes (plus 2,2 Prozent) in den ersten zehn Monaten recht gut auf ihrem Heimatmarkt behaupten, während Opel (minus 5,8 Prozent) und Porsche (minus 7,6 Prozent) deutlich weniger Autos verkauften.

Weniger Neuwagen gebaut

Für den Rest des Jahres gibt sich der Verband pessimistisch und erwartet einen «erheblichen Rückgang» beim Autoverkauf. Bereits 2007 war der Absatz zum ersten Mal seit vier Jahren geschrumpft, damals hatte die Erhöhung der Mehrwertsteuer von 16 auf 19 Prozent einen Wagen um rund 700 Euro verteuert und den Verkauf ausgebremst.

Die Bestellungen ausländischer Kunden gingen im Oktober um 24 Prozent zurück. Seit Jahresanfang gab es ein Minus von zwei Prozent. Die deutschen Hersteller passten ihre Produktion bereits der nachlassenden Nachfrage an und bauten im Oktober zehn Prozent weniger Neuwagen als im Vorjahr. (dpa)

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