Notbremsassistent: Unfälle erkennen, bevor sie passieren

Notbremsassistent: Unfälle erkennen, bevor sie passieren
Der City-Notbremsassistent von Volvo. © Volvo

Auffahrunfälle gehören zum Alltag im Straßenverkehr, vor allem in den Städten. Das Telefon klingelt, ein Werbeplakat ist interessant oder man guckt zu lange aufs Navi.

Ein kurzer Moment der Unaufmerksamkeit genügt, um die aufleuchtenden Bremslichter des vorausfahrenden Autos zu übersehen. Meistens entstehen dabei nur Blechschäden, sind allerdings Fußgänger oder Radfahrer involviert, kann es zu schweren Verletzungen bis zum Tod kommen.

Immer mehr Autos erkennen die Gefahr durch ihre Fahrassistenzsysteme, bevor es knallt. Doch wie genau arbeiten solche Systeme?

Moderne Sensorik schafft Sicherheit im Straßenverkehr

Sogenannte Notbremsassistenten arbeiten, ähnlich wie die technisch deutlich einfacheren Kollisionswarner, mit Sensoren, die die Umgebung vor dem Auto überwachen. Diese Aufgabe übernehmen meistens Kameras oder Radarsysteme, aber auch Lasersensoren kommen dafür zum Einsatz. So lässt sich – üblicherweise auch nachts oder bei Regen – der Abstand zu anderen Fahrzeugen und auch die Geschwindigkeitsdifferenz ermitteln, also ob der andere schneller oder langsamer fährt als man selbst. 

Während die Systeme anfänglich nur andere Autos als Hindernis erkannten, werden mittlerweile fast immer auch Fußgänger und Radfahrer erfasst. Einzelne Systeme erkennen sogar Tiere auf der Fahrbahn. 

Das Auto bremst Notfalls eigenständig

Zusammen mit zahlreichen Daten des eigenen Fahrzeugs (u.a. Geschwindigkeit, Gaspedalstellung und Lenkwinkel) berechnet der dafür zuständige Computer, ob ein Auffahrunfall droht. Ist das der Fall, gibt das System im ersten Schritt eine deutliche Warnung an den Fahrer ab – entweder durch ein akustisches Signal, eine Anzeige im Kombiinstrument oder beides.

Während klassische Kollisionswarner damit ihren Dienst getan haben, geht die Arbeit des Notbremsassistenten weiter. Er errechnet, wie stark das Fahrzeug bremsen muss, um einen Unfall im besten Fall zu verhindern. Sobald der Fahrer dann auf die Bremse tritt, baut der Assistent automatisch den nötigen Bremsdruck auf – unabhängig davon, wie stark der Fahrer in die Eisen steigt.

Neue Systeme gehen noch einen Schritt weiter: Wenn der Fahrer auf die Warnung nicht reagiert, leitet der Wagen selbst eine Notbremsung ein. Dadurch sollen Auffahrunfälle im Idealfall komplett verhindert, zumindest aber die Unfallschwere reduziert werden. 

Einsatzbereich vieler Systeme bleibt eingeschränkt

Nicht jeder Notbremsassistent arbeitet in jedem Geschwindigkeitsbereich. Vor allem Systeme, die einfachere und dadurch in der Regel günstigere Technik nutzen, funktionieren oft nur bis 30 km/h oder bei Stadt-Tempo. Sie werden deshalb von den Herstellern auch oft als City-Notbremsassistent oder mit einem ähnlichen Begriff bezeichnet. Weil bei niedrigem Tempo die Zeit bis zum Aufprall oft zu kurz für eine Warnung ist, greifen manche Systeme in diesem Fall direkt ein.

Das kann im Stadtverkehr auch schnell ein falscher Alarm sein. Während der Fahrer zum Beispiel sieht, dass ein langsameres Auto vor ihm gleich abbiegt, und er nicht extra bremsen muss, erkennt das System nur das Hindernis und steigt mitunter recht ruppig in die Eisen.

Zukünftig werden City-Notbremssysteme Pflicht

Wie gut (und ob) der Notbremsassistent funktioniert, hängt auch davon ab, ob die Sensoren freie Sicht haben. Sind die Kameras, Radar- oder Laser-Sensoren beispielsweise verschmutzt, kann es sein, dass die Notbremsfunktion nicht zur Verfügung steht. Dann bekommt der Fahrer in der Regel einen Hinweis.

Voraussichtlich ab 2020 sollen City-Notbremsassistenten in Pkw Pflicht werden. Schwere Lkw müssen schon heute mit einem ähnlichen System ausgerüstet sein.  (CM/SP-X)

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