Kfz-Versicherer zahlen bei Massenunfällen

Auch ohne Kasko-Versicherung

Kfz-Versicherer zahlen bei Massenunfällen
17 Massenunfälle gab es seit 1983 © dpa

Die Kfz-Versicherungen übernehmen künftig zu 100 Prozent die Schäden bei Massenunfällen. Groß ist das Risiko nicht, da Massenunfälle sehr selten vorkommen.

Wer in einen Massenunfall verwickelt wird, muss sich um die Regulierung der Schäden zukünftig keine Sorgen mehr machen. Die deutschen Kfz-Versicherer haben zugunsten der Unfallbeteiligten eine neue Vereinbarung getroffen: Die jeweilige Assekuranz übernimmt Personen- und Sachschäden des Fahrers und der Insassen sowie die Schäden am Auto – auch wenn der Halter keine Kaskoversicherung abgeschlossen hat.

Schäden werden in voller Höhe übernommen

Hintergrund: Wer den Unfall verursacht hat und wer wie viel Schuld am Unfallgeschehen trägt, bei einer Massenkarambolage häufig nicht zu ermitteln. Bislang trugen die im Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) organisierten Kfz-Versicherer nur bei einem reinen Heckschaden 100 Prozent der Kosten. Bei Schäden an Front und Heck sowie bei Totalschäden wurden zwei Drittel übernommen, bei einem reinen Frontschaden 25 Prozent.

Die neuen Regeln geben den Unfallopfern laut GDV mehr Sicherheit: Die Schäden werden grundsätzlich in voller Höhe von den Kfz-Haftpflichtversicherern der beteiligten Fahrzeuge übernommen. Auf den Schadenfreiheitsrabatt des Halters wird der Crash nicht angerechnet. Außerdem sinkt die grundsätzliche Hürde für die Anerkennung als Massenunfall von 50 auf 40 Fahrzeuge.

Gremium entscheidet, ob Massenunfall vorliegt

Ob ein Massenunfall im Sinne der Vereinbarung vorliegt, entscheidet ein Gremium des GDV. Grundlage sind Berichte der Polizei. Für eine freiwillige Regulierungsaktion müssen drei Bedingungen erfüllt sein: Erstens darf die Polizei keinen Verursacher festgestellt haben, zweitens müssen mindestens 40 Fahrzeuge beteiligt gewesen sein – ist der Unfallhergang nur schwer nachvollziehbar, reichen bereits 20 Fahrzeuge – und drittens muss das gesamte Unfallgeschehen in einem engen zeitlichen und räumlichen Zusammenhang stattgefunden haben.

Seit Beginn der freiwilligen Regulierungsaktionen im Jahr 1983 haben die deutschen Kfz-Versicherer laut GDV die Schäden von 17 Massenunfällen reguliert und dafür etwa sieben Millionen Euro aufgewendet. (SP-X)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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