Tuning-Branche setzt auf Optik

Schöner Schein statt Pferdestärken

Die CO2-Diskussion geht auch an den Tuning-Liebhabern nicht spurlos vorbei. Die Hauptrolle beim Aufhübschen der Fahrzeuge hat das optische Tuning übernommen.

Von Heiko Haupt

Der Begriff Tuning hat sich in kürzester Zeit zu einem Unwort entwickelt. Denn wer spricht schon gern von erstarkten Motoren und höheren Spitzengeschwindigkeiten, wenn alle Welt über CO2-Ausstoß, Tempolimits und alternative Antriebe diskutiert? Trotzdem feiert die Tuningbranche sich und ihre Neuheiten - derzeit bei der Messe Tuning World Bodensee in Friedrichshafen vom 1. bis 4. Mai. Dort ist aber auch zu erkennen, dass die Umweltthematik an den Tunern nicht spurlos vorübergegangen ist. Denn die Anbieter konzentrieren sich nun vor allem auf den schönen Schein in Form optischer Autoveredelung. Dabei geht es um Strass-Steinchen am Wagen ebenso wie um farbige Felgen oder auch Aufwertungen im Innenraum.

85 Prozent Optik-Tuning

Dass das Wort Tuning vom Durchschnittsmenschen vornehmlich mit Leistungssteigerung gleichgesetzt wird, hat nach Meinung der Fachleute mit den tatsächlichen Geschäften der Branche ohnehin wenig zu tun: «Das technische Tuning hat schon immer eine untergeordnete Rolle gespielt - die Hauptrolle übernimmt das optische Tuning», sagt Mathias Albert, Sprecher des Verbandes Automobiltuning und -zubehör (VATZ) aus Frankfurt/Main. «Die optische Veredelung umfasst rund 85 Prozent des Tuning-Marktes.»

Weil das so ist, glaubt und hofft Albert, dass die aktuellen Themen der Autowelt der Branche kaum schaden werden. Vor allem auch, weil sich die Auto-Aufhübschung nicht mehr in Form von riesigen Spoiler-Auswüchsen und grellbunten Farben bemerkbar macht: «Dinge wie bunte Autos mit Airbrush-Lackierungen befinden sich auf dem Rückzug. Es geht vielmehr hin zum optisch gefälligen Auftritt.» Daher würden auch Extras wie zusätzlich montierte Aerodynamik-Anbauteile aus den Werkstätten der Tuner eher unauffällig in Wagenfarbe lackiert.

Lacke für das Felgendesign

Ohne Lackierung läuft nichts mehr Foto: dpa

Die Neuheiten einiger Anbieter zeigen jedoch, dass man nicht völlig in der Unauffälligkeit versinken möchte - was auch Mathias Albert erkennt: «Beim Felgendesign wird verstärkt mit Lacken gespielt.» So zeigt der Hersteller RH-Alurad aus Attendorn (Nordrhein-Westfalen) erstmals eine Möglichkeit, die Felgenfarbe bestimmen zu können: «Bei unseren mehrteiligen Rädern kann der Kunde den sogenannten Stern nach Wunsch lackieren lassen», sagt Manfred Bitter von RH-Alurad. Dabei handele es sich um eine Lackierung, bei der alles möglich sei, «was der Lackierer umsetzen kann». In erster Linie dürfte es sich darum drehen, den Farbton des Karosserielacks auf die Räder zu bringen, aber auch Extrawünsche seien möglich. «Die Mehrkosten pro Felge liegen bei rund 150 bis 200 Euro», so Bitter.

Selbst empfindlich helle Farben sind mittlerweile keine Unmöglichkeit mehr am Rad: So hat das Unternehmen DOTZ Leichtmetallräder aus Hirtenberg (Österreich) neue Räder in «Bossa Nova Weiß» für den Kleinwagen Fiat 500 angekündigt.

Glitzernde Swarovski-Steinchen

Manchmal allerdings nimmt der Wunsch nach optischer Aufwertung des Autos seltsame Formen an. So soll es Menschen geben, die sich mit den vom Autohersteller angebrachten Schriftzügen für Modellbezeichnung und Marke nicht abfinden möchten. Speziell für diese Klientel hat sich die Firma Luxbling aus Argenthal (Rheinland-Pfalz) eine Möglichkeit ausgedacht, die jetzt in Friedrichshafen vorgestellt wird: Drei Zentimeter hohe Kunststoff-Buchstaben, deren Oberflächen mit glitzernden Swarovski-Steinchen besetzt sind.

«Diese Buchstaben lassen sich zu beliebigen Schriftzügen zusammensetzen», erklärt Produktmanager Waldemar Baierle. Mit dem Ergebnis, dass ein schnöder «Golf»-Schriftzug im wahrsten Sinne des Wortes in neuem Glanz erstrahlt - witterungsbeständig sollen die Klebebuchstaben auch sein.

Fußmatten in Echtholzparkett

Fußmatten sind out, es sollte schon Echtholzparkett sein Foto: dpa

Wenn außen schon der Schriftzug glitzert, sollte auch der Innenraum aufgepeppt werden. Dass es sich dabei nicht immer nur um Lederbezüge für die Sitze oder neue Blenden für das Armaturenbrett handeln muss, will der österreichische Tuner Königseder zeigen - und zwar mit den sogenannten King Carpets. Das sind keine Teppiche oder Fußmatten. Vielmehr wird die Form der Fußmatten in Echtholzparkett umgesetzt, das dann vor dem Fahrer- oder Beifahrersitz seinen Platz findet. Abgesehen von der schicken Optik soll sich das Holz auch durch die einfache Pflege auszeichnen. Das hat allerdings seinen Preis: Ab 1000 Euro pro Auto sollen die Parketteinlagen kosten.

Aber schnelle Autos gibt es am Bodensee auch zu sehen: Unter anderem zeigt ABT Sportsline aus Kempten den AS4 mit einem 228/310 PS starken Dieselmotor. Irmscher aus Remshalden hat es zum 40-jährigen Firmenbestehen sogar geschafft, in einem Opel GT einen V8-Motor mit 6,0 Litern Hubraum und 353 kW/480 PS unterzubringen. Überall ist die Umweltdiskussion eben noch nicht angekommen. (dpa/gms)

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