TÜV informiert über legales Tuning

Dritter Tuning Day

TÜV informiert über legales Tuning
Tuning Day mid neu

Die Beziehung zwischen Tunern und dem TÜV ist nicht immer die Allerbeste. In Berlin aber kommen beide Parteien nun schon zum dritten Mal bei Tuning Day zusammen.

Von Renate Freiling

Wo Jetta drauf steht, muss nicht unbedingt auch Jetta drin sein. Ein 1,8 Liter-Motor mit 16 Ventilen und die Bremsanlage vom VW Corado mussten herhalten, um aus dem Altherren-Fahrzeug eine ernsthafte Konkurrenz für GTIs zu machen. "Retro-Tuning", so der Besitzer, heißt der Style. Das ist eine von vielen legalen Tuning-Möglichkeiten, die beim dritten "Tuning Day" in der TÜV-Prüfstelle Berlin-Schöneberg präsentiert wurden.

Millionen Euro für Eintragungen

Marken-Clubs und Interessensgemeinschaften, Tuning-Profis, Felgenhersteller und nicht zuletzt der TÜV Rheinland selbst stellen seit 2009 einmal jährlich ihre Kompetenzen in puncto Fahrzeugveredelung zur Schau. Die Veranstaltung hat sich in der Szene herum gesprochen. DJ, Bratwurst, Moderation und Unterhaltung tunen die Beratungsplattform zum großen Event. Auch für Spaß ist gesorgt: der MG-Club Berlin stellt seinen Mini mit Rechtslenker und linkssitzenden Pedalen zum Probefahren zur Verfügung. Die kostenlose Leistungs-, Höchstgeschwindigkeits- und Geräuschmessung wird von den Besuchern ebenfalls gern genutzt.

Doch was ist beim Tuning eigentlich alles erlaubt? Prüfstellenleiter Lothar Blisse ist permanent im Beratungsgespräch. Selbst mit Anhängern schleppen Interessenten ihre Fahrzeuge an, um ihre Umbaupläne abzuklären. Auf die Frage, wie man die Polizei zufriedenstelle, empfiehlt Blisse ganz einfach, so viel wie möglich eintragen zu lassen. Und eintragungsfähig ist fast jede der teuren Umbauten. Private Tuner geben jährlich mehrere Millionen Euro aus, um sich mit ihrem Gefährt von anderen zu unterscheiden und ihren persönlichen Fahrspaß zu realisieren.

Beratung aus erster Hand

Dabei gehen die Geschmäcker auseinander - von der Freude am Hochglanz der breitestmöglichen Felgen bis zum akribisch vorbereiteten "Look". 15 Stunden schmirgelte der stolze Besitzer eines 1991er VW Polos den Lack und die Grundierung ab, tapezierte Omas Tischdecke auf die Motorhaube und panierte die Plastikstoßstangen mit Metallspänen. Nach der Behandlung mit Essigwasser waren es nur wenige Stunden bis die Wagenoberfläche begann, Rost anzusetzen. Auch sonst ist das Prachtstück bestens ausgestattet - Ledersitze vom Corado, Faltdach, 28-Zentimeter-Lenkrad und ein 1,8 Liter-Motor. Alles ist natürlich eingetragen. Und so können die Umbauten weitergehen.

Denn die Szene trifft sich hier nicht nur, um zu plaudern, sondern auch, um die Zukunftsplanung gleich aus erster Hand auf ihre Umsetzbarkeit zu überprüfen. Dabei reicht es nicht allein, Teile mit einem Gutachten zu besitzen. Oft ist sogar eine Allgemeine Betriebserlaubnis (ABE) für die entsprechenden Tuning-Pakete nötig. Die Beratung gleich im lockeren Rahmen aus erster Hand einzuholen erspart also unnötige Rückbauten und hohe Bußgelder. Nicht eingetragene Umbauten werden teuer geahndet, wenn die Sicherheit nicht geprüft und bestätigt ist. Und sicher ist sicher, so der Jetta-Besitzer: wo TÜV draufsteht ist auch TÜV drin. (mid)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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